Die Serra Estrela mit dem Torre gehört zu den eindrücklichsten Punkten unserer Reise bisher. Das Wetterglück ist uns hold und so erfreuen wir uns an dem 360° Weitblick auf fast 2.000m Höhe. Die Sterne sind zum Greifen nah und unser Nachtplatz schwer zu toppen.
Die Einheimischen sagen: „Wer die Serra da Estrela nicht gesehen hat, war nicht in Portugal!“ Das wollen wir gerne bestätigen.
4. – 10. Juni 2021
Wir sind ja schon sehr weit im Osten des Landes, daher peilen wir die „Aldeias Históricas“ an, die historischen Dörfer Portugals. Sie waren großteils dem Verfall preisgegeben, durch ein Förderprogramm werden sie restauriert und revitalisiert. 12 Dörfer haben es auf die Liste geschafft, sie sind zwar spärlich bewohnt, aber jedes einzelne hat seinen Charme und Charakter. Natürlich haben wir nicht alle 12 besucht, sondern 2 typische Dörfer herausgefischt. Monsanto und Idanha-a-Velha.
Monsanto liegt mitten in einer grandiosen Landschaft. Wie von Riesenhand hingeworfene Granitfelsen, eine kilometerweite Aussicht ins fruchtbare Land, Monsanto ist einzigartig.
Es ist nicht ratsam, mit dem Auto hochzufahren (außer du hast einen Smart 😉 ) daher bleiben wir unterhalb im Dorf Relvas stehen. Der etwas schweisstreibende Aufstieg bis zum Dorf Monsanto auf 758m führt uns abseits der Straße auf einem Feldweg mit besagter toller Aussicht.
Die Häuser wurden um oder zwischen die riesigen Granitfelsen gebaut, ein sehr stimmiges Bild. Bis zur Burg schaffen wir es nicht, es ist definitiv zu heiß (nicht nur für den Hund!)
Idanha-a-Velha – ein kleines Dorf mit großer Geschichte.
Ein Wehrturm der Tempelritter, eine begehbare Stadtmauer, ein imposantes röm. Stadttor und eine frühchristliche Kirche. Das alles gefällt uns, aber am Besten finden wir den lebendigen Dorfplatz.
Die Männer sitzen vor der Kneipe – wie fast überall im Süden. Eine Familienfeier (ich glaube eine Taufe) mit vielen Gästen beleben den Platz und wirkt auf uns sehr fröhlich und authentisch. Nicht ganz so museal wie Monsanto.
Aber jetzt reicht’s mit alten Steinen! Es ist heiß und in der Nähe gibt es einen „Barragem“, will heißen Stausee.
Nach 2 gemütlichen Badetagen haben wir genug gefaulenzt, zudem ist jetzt relativ viel los, es ist Wochenende.
Über Castelo Branco geht es nach Marvaó, das Dorf klebt wie ein Adlerhorst am Berg inmitten der Serra de São Mamede.
Hier machen wir wieder eine Zeitreise durch die Geschichte. Schon wieder eine Trutzburg, Castelo de Marvão, sie verdeutlicht die Nähe zu Spanien, das grad einen Steinwurf weit entfernt ist. Romantische Gassen und einladende Tabernas machen Lust auf comida y bebida, guten Essen und kühler Wein, das wäre jetzt gut.
Hat perfekt geklappt, sogar mit toller Aussicht !
Monsaraz, ein Ort wie aus dem Märchenbuch, den wollen wir keinesfalls auslassen. Es verspricht strahlend weiße Häuser, dunkle Schiefersteinpflastergassen, noch eine Trutzburg-Ruine, und den Ausblick auf die riesige Seenlandschaft des Barragem Alqueva.
Dort, am See, möchten wir einen schönen, einsamen Nachtplatz finden, aber das Universum hat andere Pläne. Wir kommen erst am frühen Abend an, finden einen guten P um in die Stadt zu gehen.
Gott sei Dank ist es jetzt nicht mehr so heiß, wir schlendern durch die Gassen, hier gibt es kaum Touristen und nach dem üblichen Rundgang bleiben wir bei einer Taberna stehen, ein paar Einheimische stehen schon davor auf ein Schwätzchen.
Wir stellen uns einfach dazu. Kühler Weißwein und die Flora schaffen sofort Kontakt und Freunde, wir werden eingeladen auf die nächste Runde und beenden den Tag mit viel Spaß und Gelächter mit netten Menschen, die uns von ihrem Leben hier erzählen und dass sie oftmals 2 Job’s brauchen, um ihre Familie zu ernähren.
„À Nossa“ heißt hier der Trinkspruch, den wir sehr ernst nehmen. Klar, dass wir nicht mehr wegfahren, die einsamen Plätze hatten wir schon und finden wir noch. Hier sind wir mitten im portugiesischen Leben!
Der nächste Tag bringt Aufregung, am Platz stehen noch ein paar portugiesische Womo’s und eine Frau stürzt mit ihrem Roller so unglücklich, dass sie eine richtig tiefe Schnittwunde an der Hand erlitt. Das ist natürlich für den ausgebildeten Sanitäter Wolfgang der große Auftritt. Niemand hat die erforderlichen Erste-Hilfe Sachen dabei, wie Desinfektionsmittel und Verbandszeug. Wir sind natürlich ausgerüstet, nicht bloß für eine Verletzte. Bis die Ambulanz kommt sind wir am Mut zusprechen und trösten, dann verabschieden wir uns in Richtung Mourão, das Dorf mit den riesigen Kaminen. Ein wenig enttäuscht ziehen wir weiter, die Kamine sind nur mehr vereinzelt zu sehen. Aber riesig, das stimmt!
Évora nehmen wir noch mit, bevor wir uns dem Müßiggang hingeben. Die Stadt ist UNESCO Weltkulturerbe und hat den einzigen, römischen Säulentempel Portugals, vor 2.000 Jahren zu Ehren von Kaiser Augustus erbaut. Damit lass ich es auch schon gut sein mit meinen geschichtlichen Details, kann ja jeder selber nachlesen, den es aktuell interessiert. Den Turm der Kathedrale besteigen wir nicht, obwohl sehr verlockend (wg. der Aussicht) aber es ist seeehr heiß und mein Fuß sagt NO!!
Dafür setzen wir uns in eine kühle Seitengasse und lassen uns richtig portugiesisch verwöhnen. Wir haben schon gelernt, dass hier die Portionen riesig sind, daher gibt es keine „entradas“, denn auf die bekannt gute u. süße Nachspeise „Pastei de nata“ mag der Wolfgang nicht verzichten. Für mich darf es lieber noch ein Gläschen Rosé sein. Eiskalt!
Jetzt ist Badewetter! Ein weiterer Barragem mit CP ist unser Ziel, wir benötigen Service. Der CP ist zwar riesig, aber menschenleer und direkt am Ufer vom schönen Badesee. Wir stehen unter einer alten Korkeiche, der Hängesessel wird aufgehängt, wir richten uns häuslich ein, denn hier bleiben wir ein paar Tage.
Schließlich haben wir einen Geburtstag zu feiern und unseren 20igsten Hochzeitstag. Wie die Zeit vergeht! Schöner geht fast nicht, wir machen uns eine portugiesische Festtafel mit allem, was das Land an Köstlichkeiten zu bieten hat, und das ist viel!
Auch solch faule Tage sind ausgefüllt, z.B. mit schwimmen, lesen, kochen, essen, trinken, das Stübchen saubermachen…
Nachdem alle Batterien wieder aufgeladen sind, ziehen wir weiter…. jetzt endlich wieder ans Meer.
Der Atlantik – einfach nur phantastisch !
Wer dabei sein will – bitte einsteigen, wir nehmen Euch gerne mit!
Muito obrigada e os melhores cumprimentos
Maria & Wolfgang & Flora!
2 Kommentare
DETER Detlev
5. Juli 2021 at 16:40Hallo,
das schönste Bild ist der Hängesessel ✌️
Viele Grüße
E&d
Heleen
29. Juni 2021 at 22:05Wir haben wieder voller Sehnsucht und Bewunderung für Fotografien und Text euren Reisebericht gelesen. Einfach großartig, wir freuen uns auf jeder Art von Fortsetzung. H&M