Ohne Ohrwurm geht’s wohl nicht auf unserer Lieblingsinsel. Aber warum sich immer hier „de oidn Hadern“ um nicht zu sagen Schnulzen in Erinnerung rufen, weiß ich nicht. Der Harry Belafonte-Song klingt in meinem Kopf, derweil wir auf der Fähre Kreta entgegenschlingern. An Schlaf ist nicht zu denken. Aber Mythos und Ouzo machen alles erträglich, und der Harry Belafonte auch.
KRETA! Ohh island in the sun – and wind! We know! And we like it, at last most of the time 😉
9. – 16. Sept. 2020
Die Fahrt nach Gytheo ist kurven- und aussichtsreich. Sogar Flora nimmt mittlerweile die Ringelwurmstraßen völlig gelassen. Das hatten wir im Vorjahr noch ganz anders erlebt. Unterwegs kaufen wir an einer der wenigen Straßenbuden, die etwas feilbieten, einen großen Sack Orangen, Oliven und Honig. Füher gab’s die alle paar Kilometer. Jetzt ist halt alles anders.
Wir passieren Kalamata, schrauben uns hoch und wieder hinunter nach Kardamili, die Mittagsrast fällt kurz aus, im gekühlten Autos fühlen wir uns wohler.
In Gytheo hat es 37°, da braucht es zuerst einmal Schatten und Café frappé.
Das Ticketbüro sperrt erst um 17,30h auf, daher darf es auch noch kühler Retsina sein. Das nette Fräulein offeriert uns eine Fährpassage für morgen 15.30h um € 172,- One way, eh klar!
Meine Windy-App meint, es könnte ziemlich stürmisch werden, auch keine Überraschung.
Etwa 6km nördlich von Gytheo gibt es eine tolle Bucht, hat mir Fr. Google geflüstert, ideal zum Freistehen, Schwimmen und Fotografieren. Valtaki Beach!
Hier liegt nämlich, seit ca. 50 Jahren, wie wir erfahren haben, ein gestrandetes Schiffswrak. Beladen mit Schmuggelware – Zigaretten.
Noch in der Nacht erreicht mich ein SMS von SeaJets, die Überfahrt wird wegen „bad weather“ gecancelt bzw. auf morgen Abend verschoben. Dacht ich’s mir doch!
Der momentane Ärger ist rasch verflogen, hier halten wir es locker noch einen Tag aus, trotz Affenhitze!
Das Lokal am Ende der Bucht lässt keine Wünsch offen, ist augesprochen hübsch und sehr gepflegt.
Die Liegen sind „for free“ wird erklärt, auch ohne Konsumation. Wir staunen.
Wir trinken hier den besten Café frappé, freundlichst serviert mit einer (original verschlossenen) Flasche eisgekühltem Wasser, 2 Gläser mit Eiswürfel gibt es auch gratis dazu. Das ist übrigens in allen Lokalen hier so. Ok, die Eiswürfel nicht überall.
Da kann man sich nur über die Diskussion bei uns in Salzburg wundern, ob und wieviel man für ein Glas Leitungswasser im Lokal verrechnen darf.
Der nächste Tag gehört also auch noch den Faulenzern und Genießern, wir belagern den ganzen Tag 2 Liegen, lassen uns diverse Köstlichkeiten servieren und gehen ausgiebig im bacherlwarmen Meer schwimmen. Da sehnen wir uns schon ein wenig nach den Fuschlsee-Wassertemperaturen. Aber dort kann man halt nicht unter Palmen liegen.
Der Wind hat auch hier zugelegt, aber er stört nur am sandigen P weil die Staubfontänen auch das letzte Winkerl im WoKi erreichen.
Am Do. um 19h sind wir pünktlich im Hafen und harren der Dinge.
Mit uns warten 6 Camper auf die Fähre.
Mit allen Sicherheitsvorkehrungen die diese Zeit nötig machen, dürfen wir um 20h an Bord gehen. Camping on board gibt es nicht, wir suchen uns einen Platz am offenen Deck, hier ist es temperaturmäßig gut auszuhalten.
Jetzt kommen 7 Std. die sich „zaahhn“ (sich endlos ziehen, für Nicht-Österreicher!)
Blöderweise ist das Meer noch immer in Aufruhr, das Geschauckle hätte mich weiter nicht gestört, aber mein Magen meint, wenn du nichts Besseres zu tun hast, als lesen…Bier trinken…lesen…Ouzo trinken…lesen…schenk ich das gute Abendessen dem Neptun ;-(
Also starre ich Löcher in die Luft, streichle ab und zu den Hund und passe auf, dass der Wolfgang nicht zu laut schnarcht – obwohl man auf der harten Bank eh nicht wirklich gut schlafen kann. Die Flora bleibt ganz gelassen, sie hat es sich ebenfalls auf der Bank gemütlich gemacht.
Die nächste Station ist Kythira, schade dass wir außer dem Hafen nichts von der schönen Insel sehen. Mal sehen, ob sich unser Plan unsetzen läßt, bei der Rückreise hier auszusteigen und eine Woche auf Kythira zu verbringen.
Als wir endlich die Lichter von Kissamos erblicken, sind wir mehr als erleichtert. Es ist 3h früh!
Ein Schlummertrunk tut das Seine und wir versinken, noch im Hafen von Kissamos, in Tiefschlaf.
Ohh island in the sun…mein Ohrwurm könnte passender nicht sein. Sonne am strahlend blauen Himmel am nächsten Morgen, Blick auf die Staubstraße nach Balos, etwas kräftiger Wind, so kennen wir Kreta.
Der Einkauf in Kissamos bringt uns kulinarisch auf Stand, ohne Retsina und Raki in der Speis geht gar nichts. Am Weg nach Paleochóra, unserem 1. windstillen!!! Ziel im Süden, nehmen wir die küstennahe Straße mit vielen Kurven und View Points.
In Kandanos bleiben wir stehen, vielleicht treffen wir Nikos mit seinen Köstlichkeiten wieder. Honig und der spezielle Rakomelo (ein Honigraki) würden noch gut zu unseren Vorräten passen. Aber Nikos ist nicht da, wir essen in einer Taverne typisch griech. Gerichte, wie stuffed tomatos, zucchini and peppes, die hat sicher die Oma gemacht, besser kann sowas gar nicht schmecken. Dazu 2 gr. „local draft beer“, macht zusammen € 20,- und das Dessert mit eisgekühlten Melonen und Trauben, sowie das obligate Flascherl Raki ist eine Draufgabe. Dazu die Freundlichkeit, wir sind angekommen in Crete!
Am CP Grammeno in Paleochora checken wir ein, unsere Bordbatterie schwächelt, sie braucht Landstrom.
3 Tage bleiben wir, es ist windstill und alles vom Feinsten: Wetter, Strand, Meer, Bar, Resaurant und natürlich auch die Campingküche.
Die kleine Halbinsel mit ihrer Dünenlandschaft wird täglich erkundet und die Kräuter, die wir hier sammeln, verströmen im WoKi einen mediteranen Duft.
Sigrid und Hans haben wir schon auf der Fähre kennengelernt, wir haben uns viel zu erzählen – wie es bei Reisenden halt üblich ist. Sie waren mit ihrem Sprinter in Mexiko unterwegs. Jetzt steht ihr Auto noch drüben, denn der kurz geplante Heimaturlaub fällt nun länger aus als ihnen lieb ist. Um die Wartezeit zu verkürzen ist Kreta ein wunderbares Ziel, da sind wir uns gleich einmal einig. Und dass wir uns wiedersehen auch.
Wo? Eh klar, in Soúgia!
Zuvor rattern wir noch auf einer Staubstraße zu den Stränden von Ánidri, die sich ganz malerisch im Osten der Stadt befinden.
Ein Strand mit groben Kiesel und eine „Sandybeach“ begeistern uns, aber wir finden keinen Stellplatz, der uns gefallen würde. Dort wo es schön ist, beschallt ein Generator die Umgebung, bestimmt Tag und Nacht. Zudem ist es schattenlos, brutal heiß.
Das ist auch der Grund, warum wir wieder abhauen, auch für die Wanderung in die Ánidri Schlucht ist es zu heiß – viel zu heiß!
Daher auf nach Soúgia.
Fast an der selben Stelle wie im Vorjahr finden wir unseren Platz, Sigrid und Hans sind auch schon da.
Zu Soúgia muss ich nicht viel sagen bzw. schreiben, der Spirtit of Freedom ist hier zuhause. Erstaunlich viele Zelte sind jetzt hier, die Zahl der Wohnmobile ist natürlich geringer im Vergleich zu letztem Jahr.
So lassen wir uns ein paar Tagen verzaubern von der Atmosohäre und brechen am 3. Tag auf zu Wanderung in die Agía Iríni Schlucht.
Ein Taxi bringt uns zum unteren Einstieg, wir wandern hinauf, staunen über die Felsformationen und freuen uns, dass es heuer klappt mit der Wanderung.
Der Steig führt führt im trockenen Flussbett, quert es einigemale, links und rechts türmen sich die Felswände hoch. Das gefällt uns und der Flora auch, sie hat wilde Ziegen (oder waren es doch Gämsen?) entdeckt, die ihren Gehorsam fordern.
Aber wer die Flora kennt, weiß, dass sie damit kein Problem hat.
Nachtrag: eine Universum-Sendung im ORF schaffte Klarheit. Es war wirklich die berühmteste Tiergattung der Insel, die kretische Wildziege. Agrimi oder Kri Kri genannt. Sie war vom Aussterben bedroht und lebt heute in den unzugänglichen Felshängen, hauptsächlich im Gebiet der Samaria Schlucht. Ich hatte schon die Vermutung, war aber nicht sicher. Was für ein Glück, dass wir sie zu sehen bekamen, und schade, dass wir den Foti nicht parat hatten (das schlechte Foto ist aus dem Internet geklaut!)
Knapp vor dem oberen Einstieg drehen wir wieder um und wandern die schöne Strecke zurück zur Taverne Oasis, wo nicht nur kühles Mythos auf uns wartet, sondern auch das Taxi, das uns wieder zurück bringt nach Soúgia.
Überschrift
Kalimera!
PS: Leider hat mich die Leiter am Ende bzw. Anfang der Schlucht abgeworfen – ich habe mich am Fuß verletzt, das sieht nach Rückzug aus ;-((
Ich will mich nicht in einem griech. Spital behandeln lassen und so wie es aussieht, ist das nötig…