Die Quinta do Monte Travesso im Duoro-Tal ist ein Glücksfall für uns!
Glück…
… dass man hier besten Wein keltert
… dass die Sonne scheint
… dass wir keine Eile haben
… dass grad die Kirschen reif sind
… dass die Flora eine Spielkameradin gefunden hat
… und dass wir gesund und wohlbehalten wieder reisen und unser Leben genießen können!
31. Mai – 4. Juni 2021
Auch von solch paradiesischen Plätzen muss man sich einmal losreissen, nicht ohne meine ausdrückliche Empfehlung für diesen ganz speziellen Stellplatz bei der Quinta do Monte Travesso abzugeben (Koordinaten auf Anfrage!)
Ein Stück nördlich liegt Vila Real und gleich daneben der berühmte Palácio Mateus. Von dort kommt auch der gleichnamige Wein, ein besonders schmackhafter Rosé in der Bocksbeutelflasche – am besten kalt gesüffelt! Wir waren 2012 zwar schon dort, aber wollen auch heute nicht daran vorbeifahren, liegt ja faktisch am Weg.
Die Attraktion ist das barocke Herrenhaus und die farbenfrohe Gartenanlage mit uralten Kamelienbäumen, üppig blühenden Rosen und akkurat geschnittenen Buchsbaumhecken. Im Wasserteich vor der Hauptfassade räkelt sich eine badende Schönheit, die wir diesmal nur bedauern können. Das Wasser ist grauslich – ev. wegen dem vielen Regen – und die Dame scheint abgesoffen zu sein. Jedenfalls ist der Kopf halb unter Wasser.
Unser nächstes Ziel ist Porto, auch diese Stadt ist uns wohlbekannt. Bei der Planung unserer Route haben wir beschlossen, nur eine der beiden berühmten Städte (Lissabon und Porto) zu besuchen und haben uns für Porto entschieden. Um von Vila Real in die Stadt zu kommen, ist es ratsam die Autobahn zu nehmen, aber Teilstrecken davon haben nur das elektronische Mautsystem, man kann kein Ticket ziehen. Also muss eine Easy-Toll Karte her.
Bei Tankstellen kann man sie kaufen, so hab ich das im Internet überall gelesen. Der freundliche und hilfsbereite Tankwart erklärt, dass er keine solche Karten hat, ich soll einfach die „Ctt App“ runterladen, gibt es auch in englischer Sprache, da wird dann mit der Kreditkarte abgerechnet. Alles easy, aber die App akzeptiert keine ausländischen Kennzeichen. Dann nüssen wir ins nahe Einkaufszentrum fahren (ufff, bei der Hitze!!) dort gibt es den APC – wie bei uns ÖAMTC – die können mir helfen. Können sie nicht! Die haben nur eine Art Go-Box, die krieg ich aber nur, wenn ich einen festen Wohnsitz in Portugal habe. Ich soll zur Post gehen, dort bekomme ich die Easy-Toll Karte. Wo ist die nächste Post? Keine Ahnung! Bei der nächsten Tankstelle frage ich nach, wo die Correios zu finden ist, eine nette Dame erklärt mir, dass es die EasyToll Karte auch bei allen Respol-Tankstellen zu kaufen gibt (und nur dort!)
2 Kreisverkehre weiter ist eine solche Tankstelle. Nichts wie hin! Der Tankwart kann mir die EasyToll Karte nur verkaufen, wenn ich ein portugiesisches Kennzeichen habe. Meine Zornesröte kann der gute Mann nicht erkennen, weil mein Kopf vor Hitze ohnehin schon tomatenrot ist, aber er hat schlussendlich den besten Tipp für mich. Fahrt einfach bis Amarante auf der Bundesstraße und dort auf die Autobahn, ab Amarante kann man wieder ein Ticket ziehen. Ja, so einfach wäre es gewesen…. Für alle, die nach Portugal fahren, erkundigt Euch, an welchen Grenzübergängen die Welcome-Points sind, dort ist es offenbar einfacher, sich für die Maut registrieren zu lassen.
In Porto nehmen wir den stadtnächsten CP, er ist ohenhin fast leer und liegt zudem am kilometerlangen Sandstrand, schön für die Flora und für uns, das tut gut nach der ganzen Aufregung um die Maut.
Der Himmel zieht ein hell- bis dunkelgraues Kleid an, das verheißt auch für morgen bedecktes Wetter, oder sogar Regen, wenn man der WetterApp glauben darf. Egal, für Stadtbesichtigungen ist es besser so, als sehr heiß. Ein Taxi bringt uns in die Stadt, der Hund ist kein Problem, sagt der Taxler, das haben wir schon ganz anders erlebt. Er zwängt seinen uralten Mercedes in die engsten Gassen von Vila Nova der Gaia dann hoch zur Brücke Ponte Dom Luís I über den Duoro und beim berühmten Bahnhof São Bento steigen wir aus.
Natürlich sehen wir uns nochmals die Azulejos an, mit historischen Darstellungen und ländlichen Szenen vom Weinbau.
Auch Sé Catedral wird nochmals besucht, eine romanische Wehrkirche aus dem 11. Jh.
Der Altar versteckt sich hinter einem Baugerüst, aber der Kreuzgang mit den vielen Azulejos ist bestaunenswert.
Dann gehen wir über viele Treppen und engen Gassen hinunter zum Duoro, wo die Barcos Rabelos, die historischen Portweinboote auf Touristen warten.
Eigentlich wollen wir hier nur etwas herumschlendern und die Atmosphäre dieser einzigartigen Stadt auf uns wirken lassen, aber Petrus hat andere Pläne. Er schickt Regen. Für uns ein guter Grund einzukehren, die Restaurants stehen in Reih und Glied nebeneinander und warten auf die spärlich vorhandenen Touristen. Dort, wo schon einige Gäste sind, lassen wir uns nieder, das verspricht eine gute Küche. Der Tipp ist nicht immer zwangsläufig richtig, wir sitzen zwar unter riesigen Sonnenschirmen, die heute als Regenschirme dienlich sind. Dazu heimelige Terrassen-Gasheizstrahler, wenn wir nicht Mitte Mai hätten, wäre es sogar gemütlich.
Eine typische Speise für Porto ist „Toast Francesinha“ den probiere ich. Toastbrot, üppigst gefüllt mit Schinken, Wurst und Fleisch, mit Käse überbacken und in einer Sauce aus Tomaten, Senf und Bier, da krieg ich beim Schreiben noch Magengrummeln. Was für ein Glück, dass unter dem Tisch ein heimlicher Mitesser liegt. Der Flora hat’s geschmeckt!
Wir sind etwas irritiert, denn heute mag nicht recht Stimmung aufkommen. Alles wirkt ein wenig grau und trostlos auf uns. Im Nieselregen verliert halt alles seinen Charme. Wir trösten uns mit gutem Wein, plötzlich traut sich sogar die Sonne hervor und schon ist alles freundlicher.
Die Häuser mit den bunten Farben, die Menschen und auch der Duoro wechselt seine Farbe vom triesten Grau zu zartem Blau.
Also flanieren wir entlang der Uferpromenade, der Ribeirinha, dann gehen wir die vielen Stufen wieder hoch …
… und tauchen ein in das geschäftige Treiben der Flanier- und Shopping-Meile. Schließlich wollen wir auch etwas von Leben hier spüren.
Zurück mit dem Taxi und wir beschließen zufrieden unseren Tag in Porto. Er hat etwas hatschert begonnen aber dann perfekt geendet.
Gleich geht es weiter, von Porto immer auf gelben Straßen – sehr mühsam, aber wir haben ja noch immer keine Easy-Toll Karte – südlich bis zur Lagunenstadt Aveiro.
Viele restaurierte Häuser im Jugendstil, schön gefließte Fassaden und vor allem die Wasserkanäle, Bogenbrücken und gondelähnliche Boote locken üblicherweise die Besucher in Scharen.
Die Ponte Carcavelos über den Canal de São Roque. Aveiro wird auch das „Venedig Portugals“ genannt.
Ein Menu do dia mit einem Getränk, hervorragendem sanduíche de leitão und einem Espresso kostet € 9,- dazu die Freundlichkeit der Bedienung, nicht nur deshlab bleibt uns Aveiro in bester Erinnerung.
Wenn wir jetzt noch einen schönen Nachtplatz finden würden…z.B. am Praia da Barra beim Leuchtturm.
Aber selbst solche Superlative können uns nicht locken, oder liegt es am Nieselregen, der uns alle Begeisterung nimmt? Wir fahren weiter, der hübsche Küstenort Costa Nova mit seinen hübschen, bunten, gestreiften Häusern ist uns nicht einmal einen Fotostopp wert. Der nächste Halt ist in Praia de Mira, hier kann man noch das traditionelle Netzeinholen der heimischen Fischer beobachten.
Mit ihren geschwungenen Booten (Meia-Luna, Halbmond) und den Netzen fahren sie hinaus, die werden später von den Traktoren am Strand hereingeholt.
Die Fische werden sortiert und dann verkauft. Wird heute noch genauso gemacht wie damals und bestimmt nicht für Touristen.
Warum ? Wir sind die Einzigen !
Die Nacht ist erbärmlich kalt, windig und feucht, wir düsen wieder ins Landesinnere, denn der höchste Berg Portugals (am Festland) – der Torre mit seinen 1993m – ist unser nächstes Ziel.
Es scheint wieder die Sonne, aber ja näher wir dem Torre rücken, desto dichter wird die Bewölkung. Zu blöd, denn der Torre macht keinen Sinn, wenn wir keinen Rundumblick haben.
Trotzdem machen wir uns auf den Weg, bleiben in Sabugueiro stehen, es darf sich Portugals höchstes Dorf nennen und liegt auf 1050m. Die Nebelschwaden wabbern um uns herum als wir aussteigen, dennoch wollen wir das Dorf kennenlernen, es ist berühmt für Wolldecken, Rinderfelle, Korbwaren und natürlich Delikatessen wie Schinken und Bergkäse der Serra da Estrela.
Nicht nur Honig nehmen wir mit, auch jede Menge Käse und Schinken – denn der Wolfgang war hungrig!
Man züchtet hier die Cão da Sierra Estrella, wuschelige Hirtenhunde, die hier regelrecht zur Schau gestellt werden – mit dem Hinweis, dass man auch Welpen kaufen kann. Da stellen sich bei mir schon die Nackenhaare auf. Diese schöne und robuste Hunderasse wird in Zwingern gehalten und ich bin nicht sicher, ob die jemals ihre ursprüngliche Aufgabe wahrnehmen dürfen, nämlich das Hüten von Schaf- und Ziegenherden.
Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt, die Speis ist jetzt überreich gefüllt.
Wir sehen, dass sich der Nebel lichtet, also fahren wir weiter und nach ein paar Kilometern und 100 Kurven später bricht die Sonne durch. Was für ein Panorama. Eine Sicht wie aus dem Flugzeug, strahlende Sonne und unter uns ein Teppich aus Watte.
Das freut uns ganz besonders. Wir fahren hoch zum „Dach von Portugal“ am Felsplateau stehen 2 Radartürme der portugiesischen Luftwaffe und der GNR, der Nationalgarde.
Sogar das einzige Schigebiet Portugals ist hier zu finden, darüber können wir nur schmunzeln.
Ein Uralt-Sessellift und eine kleine Abfahrt, das war’s dann auch schon.
Wir suchen uns natürlich den schönsten Aussichtspunkt für unseren Schlafplatz in der Serra Estrela, machen eine kleine Wanderung, dann treibt uns der Hunger heim.
Zwischendurch wabbelt der Nebel vom Tal wieder nach oben, dann bekommt wieder die Sonne die Oberhand, für uns ein phantastisches Schauspiel.
Heute gibt es frische Gambas in Knoblauchöl gebraten, dazu Weißbrot und eiskalten Mateus. Was haben wir doch für ein gutes Leben!
Der nächste Tag hat puren Sonnenschein, wir kurven noch ein wenig in der Gegend herum und schrauben uns in unzähligen Kurven hinunter bis Covilhã.
Von dort geht es weiter zu den historischen Dörfern der Region Centro an der Grenze zu Spanien.
Was uns dort erwartet erzähl ich Euch das nächste Mal. Eines kann ich Euch verraten, es ist eine reizvolle Gegend mit hübschen Dörfern und schönen Badeseen für längst fällige entspannte Tage.
Liebe Grüße von Maria & Wolfgang & Flora
2 Kommentare
Werner und Sigune
26. Juni 2021 at 16:44Wir haben auch gute Erinnerungen an Porto (2011). Die Zufahrt war auch schon damals eine Katastrophe. Aber wir haben uns eine Besichtigung mit Führung einer Portwein-Kellerei genehmigt und im Verkauf zugeschagen. Schon ein Unterschied zu hier. Anschliessend ging unsere Weiterfahrt nach Coimbra. Dort musste Werner unbedingt in die Universitätsbibliothek. – Wir haben es dann zwar bis in den Süden geschafft, bis zur Letzten Bratwurst vor Amerika Cabo de São Vicente , aber die Hitze trieb uns schnell wieder in die Berge nach Norden.
Viel Spass auf Eurer Weiterfahrt!
Johannes Weißenbacher
21. Juni 2021 at 16:01freuen uns schon wieder auf euch drei zu hause.
die viele Kultur und die Gegend ist wunderba