Menu
Europa / Portugal 2021

Gib mir Meer! # 6

Die Regionen Centro und Alentejo machen unser Bild von Portugal erst komplett. Das ist wie ein Puzzle, wo noch einige Teile fehlten. Ganz komplett ist es natürlich nicht geworden, aber wir haben das Gefühl, das authentische, untouristische Portugal bereist und erlebt zu haben. Das Wetter ist prächtig, und so schön unser lauschiges Plätzchen unter den Korckeichen am See auch ist, es zieht uns ans Meer. Da sind ebenfalls noch Puzzleteile ausständig.

Ein chilliges Plätzchen am See
11. – 16. Juni 2021

Über Odemira und S. Teodónio fahren wir raus an die Atlantikküste. Wir wissen, dass Portugal heuer ein neues Gesetz erlassen hat, dass das freie Stehen – geläufiger als „Wildcampen“ ! – ausdrücklich verbietet, so wie in fast allen Ländern Europas. Neue Gesetze müssen auch exekutiert werden, das haben wir schon gesehen und vielfach gehört. Wir respektieren und verstehen auch den Unmut des Landes über die Menge der oben zitierten Wildcamper. Allzuviele haben die freien Parkflächen vor den begehrten Stränden zu ihren privaten Campingplätzen umgewidmet, mit allen Problemen die damit verbunden sind. Und das ist meist der sorglose Umgang mit den Hinterlassenschaften, die zum Himmel stinken.

Also suchen wir einen CP in Strandnähe, wo auch Hunde willkommen sind, das Angebot ist gut. In Zambujeira do Mar werfen wir den Anker. Der Camping-Platz ist sehr groß, die freien Parkflächen für Mobilisten auch, Mindestabstand 20 Meter 😉 das macht uns zufrieden. 350 m sind es zum Strand, den nehmen wir gleich einmal unter die Lupe.

Es ist ein typisch portugiesischer Atlantikstrand mit heftigen Wellen, wie es die Wellenreiter halt so mögen. Hunde mögen sie leider nicht am Strand, das haben wir schon befürchtet. Google Earth zeigt mir weitere Strände links und rechts vom Hauptstrand, da kann man auch mit Hunden hin, sagt uns die freundliche Nachbarin Susanne.

Also erkunden wir die Gegend, finden traumhaft schöne Buchten, und die Flora hat ihren Spaß.

“Praia Nossa Senhora“ bei Flut…
… und bei Ebbe !

Die Flora kriegt sich gar nicht mehr ein vor lauter Gaudi in den Fluten und im Sand, sie schwimmt und buddelt wie eine Verrückte. Bei Ebbe waten wir in die nächste Bucht „Praia da Pedra da Bica“ und bevor uns die Flut einschwemmt bzw. den Weg abschneidet, gehen wir zurück und genießen die 3 S: Sun, Salt and Sea.

Eigentlich sind es 4 S: Sun, salt, sea and sands 😉
Ja, wir sind jetzt echte Sandler !

Flora, der Sand(ler) Hund

Ich werde zuhause nach dem WoKi-Putz mit meinen Enkelkindern eine Sandburg bauen können. Obwohl…. mittlerweile ist ihnen „Schnapsen“ mit der oMi eh lieber – oder Rummy….oder Carcassonne… (für Nicht-Österreicher, Schnapsen ist ein harmloses, traditionelles Kartenspiel – ganz ohne Alkohol! )

1 – 2 Nächte haben wir am CP Villa Park angedacht, geworden sind es 5!
„Schuld“ daran sind nicht nur die 4 S, sondern auch besonders nette Menschen um uns herum. Mit Susanne haben wir eine äußerst empathische, toughe Nachbarin, die den Winter in Portugal verbracht hat und jetzt am Heimweg nach Deutschland ist. 20 Jahre lang ua. Drogenfanderin beim Zoll und jetzt auf einem anderen Weg, dem Herzen folgend, den der innere Friede aufzeigt. Ihr Lebensmotto: „Suche das Strahlen nicht in Anderen, finde es in Dir!“ Das beeindruckt mich sehr. Alles Gute, liebe Susanne, es war schön, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Du hast unseren gemeinsamen Platz zu etwas ganz Besonderem gemacht!

Die Abende verplaudern wir gerne mit Karin und Bernd bei gutem, kühlen Rosé, beide sind leidenschaftliche Camper von Kindesbeinen an. Auch sie haben schon viel von der Welt gesehen, von Neuseeland bis Amerika, da geht der Gesprächsstoff nicht aus. Wir blicken gerne auf die kurzweilige Zeit mit Euch zurück! Und man trifft sich im Leben sowieso immer 2x… da sind wir hoffnungsfroh 😉

Der Flora-Fanclub ist schon wieder gewachsen!

Wir fahren weiter nach Süden, die herrlichen Strände von Odeceixe, Praia da Amoreira, Bordeira und wie sie alle heißen, kennen wir aus den Zeiten, wo man noch ungehindert und ungestraft vor den schönen Sandstränden parken und nächtigen konnte. Schade, aber heute ist das Wetter ohnehin etwas bedeckt. Gebadet haben wir ja genug in den letzten Tagen und Sand ist auch genügend vorhanden…

Dann machen wir nochmals Halt am Cabo da São Vicente, um enttäuscht weiterzuziehen.

Am südwestlichsten Punkt Europas kann man sich eindrucksvoll vorstellen, welchen Mut und Entdeckergeist es brauchte, um ins Ungewisse hinaus zu segeln und andere Kontinente zu entdecken.
Wir haben das Kap mehrmals bei heftigem Wind, tosenden Wellen und noch ziemlich untouristisch erlebt, da war der Eindruck nachhaltiger. Es gab die „letzte Bratwurst vor Amerika“ auch diese Würstelbude ist verschwunden.

Heute weht grad einmal ein laues Lüfterl, keine Brecher die an die Felsen tosen, der Innenhof ist verbaut mit Café, WC und was Touristen halt so brauchen. Aber vergangenen Zeiten nachzutrauen bringt ja nichts, es ist wie es ist!

Der kleine Praia do Beliche nebenan ist wie ein Magnet für Wellenreiter, die heute zuhauf im Meer herumdümpeln und wahrscheinlich vergebens auf die ultimative Welle warten.

Wir besuchen noch das Fortalezza de Sagres, vielleicht kann uns die „Rosa dos Ventos“ begeistern. Der gepflasterte Steinkreis mit 43m Durchmesser wurde 1921 zufällig entdeckt. Er ist in 42 einzelne Segmente unterteilt und wird Heinrich dem Seefahrer zugeschrieben.

Ungeklärt ist bis heute, wozu die Windrose ursprünglich diente. Eine Erklärung sagt, es sei eine Navigationshilfe, eine andere Theorie geht von einer Funktion als Sonnenuhr aus. Wir ziehen den Hut vor den genialen Menschen der damaligen Zeit (15. Jh.), die nur mit ihrem Froschergeist und primitiven Mittel so viel Wissen weitergeben konnten. Damit begnügen wir uns mit dem Ausflug in die glorreiche Geschichte Portugals, jetzt haben wir Hunger und Durst. Den stillen wir direkt am Hafen, stilgerecht mit Bacalhau cataplana, dem Nationalgericht.

Der Hafen von Sagres

So üppig und hervorragend, dass als Abschluss nur mehr ein Espresso geht. Dabei ist das Angebot an süßen Verführungen in Portugal riesig. Na gut, für Essen und Trinken sind wir scheinbar leichter zu begeistern.

Den Stellplatz an der Algarve hab ich schon zuhause im Garmin BaseCamp eingetippselt, er wird als „der schönste Stellplatz Portugals“ beschrieben.
Falésia östlich von Albufeira. Wir brauchen jetzt eh einen Nachtplatz, aber schon auf der Fahrt dahin sind wir uns einig, dass der ganze Küstenstreifen der Algarve ein total zugebauter, gesichtsloser Abschnitt geworden ist, hier hat das Wort „Overtourism“ seine Berechtigung. Also nichts mehr für uns, vor 20 Jahren war halt alles anders, schade – ok, ich wiederhole mich !

Obwohl der Stellplatz nur gut zur Hälfte belegt ist, krieg ich gleich Angstschweiß. Es ist eine riiiiesige geschotterte Fläche (Platz für über 100 Wohnmobile), mit Bodenmarkierungen in Parzellen eingeteilt, ohne Sträucher oder Büsche dazwischen, nur ein paar Schirmpinien begrünen den Platz. Daher natürlich auch kaum Schatten, den wir heute ohnehin nicht brauchen, der Himmel ist bedeckt!

Wie ein kleines, staubiges Mini-Kisterl stehen wir sehr selbstbewußt zwischen den hochglanzpolierten Dickschiffen. Aber der Große hinter uns gibt prima Windschatten und die Besatzung ist supernett! Wir flüchten sozusagen ins letzte Eck, wo wir den freien Blick auf den angrenzenden Pinienwald haben und marschieren zum Strand, der zugegebenermaßen ausgesprochen schön ist. Ein typischer Algarve-Strand eben.

Klar, dass wir nach dem ausgiebigen Morgen-Strand-Spaziergang gleich weiterziehen. Wir bleiben noch in der kleinen portugisischen Stadt Tavira stehen, schon kurz vor der spanischen Grenze. Hier geht es beschaulicher zu als in Faro und Olhão, die wir tunlichst rechts liegen lassen, am Ende müßt‘ ich mich neuerlich wiederholen 😉
Wir füllen unsere Vorräte in der großen Markthalle mit den letzten portugiesischen Schmankerln auf, gehen fein Essen und verabschieden uns nach 4 intensiven und erlebnisreichen Wochen von dem schönen Land Portugal.

Tavira

Wir sind restlos begeistert vom „Hinterland“ das noch sehr ursprünglich und authentisch ist und wir schätzen uns glücklich, dass wir die „Hotspots“ zu Zeiten besucht haben, als man das Unwort „Overtourism“ erst erfinden musste.

Ganz stilgerecht schippern wir mit einer kleinen Fähre (die Autobahn haben wir konsequent verweigert!) über den Rio Guadiana von Vila Real de Santo António nach Quebranta in Spanien. Grenzkontrollen gibt es nicht, haben wir auch nicht erwartet.

Was erwartet Euch im nächsten Bericht?
In Andalusien die Wüste Tabernas das „Hollywood Europas“, mit den Drehorten vieler berühmter Western, wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „4 Fäuste für ein Halleluja“, „Der Schuh des Manitu“ uvm.

Ein verlassener Drehort – alles nur Kullisse!

Natürlich gibt es auch wieder herrliche Strände mit sun, salt, sea …. and sands, davon kriegen wir nie genug !
Wir freuen uns, wenn ihr wieder mitreist!

Hola desde españa !
Maria & Wolfgang & Flora

Weiterlesen #7

1 Kommentar

  • DETER Detlev
    4. Juli 2021 at 16:41

    Hallo Ihr Lieben,
    es macht auch aus Mecklenburg-Vormommern, wo wir gerade sind, Spaß Euch zu begleiten. (Unsere technischen Spielsachen begeistern uns immer noch und immer wieder!)
    Eure Eindrücke von Portugal können wir gut nachvollziehen, ging es uns doch sehr ähnlich. An der Algarve haben wir nur noch die Flucht ergreifen können, so schön die Küste auch ist.
    Wir freuen uns auf Euer nächstes Ziel, dort wollen wir auch noch mal hin…
    Herzliche Grüße
    Erika & detlev

    Antworten

Schreibe ein Kommentar