Unsere Reisen beginnen ja zumeist mit einer „Kilometer-Fresserei“ weil die Ziele sehr oft außerhalb unseres Kontinents liegen.
Diesmal ist es anders geplant, wir machen gleich einmal Station in Vorarlberg, dann bei Freunden in der Schweiz um uns dann schön langsam in den Südwesten Europas vorzuarbeiten. In der ersten Woche bleiben wir in Südfrankreich. Wir haben uns ja 7 Wochen Auszeit genommen!
30. März – 11. April
Bregenz – Zürich – Bätterkinden – Annecy – Orange – Avignon – Camargue/Stes-Maries-de-la-Mer – Arles – Gruisson/Plage – Grenze FR/E – Tossa de Mar
Pünktlich um 7h knallen die Türen zu. Zuerst die Wohnungstüre, dann die Autotüre und ebenso pünktlich können wir in den Reisemodus wechseln. Üblicherweise begleitet uns ja regelrechtes Sauwetter mit Regen, Wind und selbst Schneegestöber in den Urlaub, heute ist es anders.
Sonnenschein, angenehme Temperaturen und gutgelaunte Menschen wünschen uns Gute Reise !
Es fühlt sich daher heute weniger wie „Flucht“ an, sondern ist Urlaubsgenuß ab der ersten Minute. Unser Heimatland zeigt sich von der schönsten Seite, die wir auch zu würdigen wissen. Wir tingeln in aller Gemütlichkeit über Lofer und St. Johann bis Innsbruck, dann weiter über den Arlberg, gönnen der Vunny noch ein Schneebad inkl. Schneeballschlacht in St.Christoph und uns eine entspannte Mittagsrast.
Am Nachmittag sind wir bereits in Bregenz, dort werden wir beinahe frühsommerlich begrüßt. Auf allen Plätzen sitzen die Menschen draußen, aber wir haben den 31. März!
„Dolche Vita“ – da machen wir gleich mit, ganz traditionell im Theatercafe bei Cappuccino und Apfelküchle.
Die Nachtplatzsuche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Wolfgang kennt ja die Gegend wie seine Westentasche und hätte ein paar gute Vorschläge parat. Aber die Xi-Berger haben offensichtlich keine Freude mehr mit den Wohnmobilisten. Auf den meisten Plätzen darf man als solcher weder Halten noch Parken, nicht einmal gegen Gebühr. Haut ab hier – so die Botschaft!
Weil das aber die einzige Unfreundlichkeit ist der wir begegnen bleiben wir, und finden doch noch das perfekte Plätzchen für den stimmungsvollen Ausklang unseres ersten Urlaubstages. Wo??? Das verraten wir nicht, jedenfalls nicht hier ;-))
Heute, Samstag, ist der Himmel etwas bedeckt und die Temperaturen jahreszeitlich angepasster als gestern, d.h. es ist frisch geworden.
Wir wollen in Dornbirn noch ein wenig herumflanieren, dort ist heute großer Wochenmarkt. Eine bunte Mischung aus Bregenzerwälder Käse- u. Wurstspezialitäten, Blumen und natürlich auch dem üblichen Ramsch. Ohne den gehts nicht einmal in Vorarlberg!
Eine freundlich-fröhliche Schwarzafrikanerin bietet im astreinen Vorarlbergerisch Bio-Käse an, das gefällt uns – wir sind ja immer ein wenig Afrika-Affin! Wolfgang kostet sich durch und kauft ein, als kämen die 7 mageren Jahre.
Danach gehen wir ins „Smoke-House“ (nein, wir wollten uns nicht einrauchen) hier gibt es ein Mittagsmenü in einem tollen Ambiente. Flädli-Suppe, Yellow Fishcurry mit Jasminreis und dann Apple-Pie! Wenn das nicht Multi-Kulti ist !!!
Die Frage „isch guat gsi ??“ wird mit heftigem Nicken beantwortet, dann ziehen wir zufrieden von dannen. Erst der 2. Urlaubstag und wir sind schon so eingetaucht in unsere bunte, vielfältige Reisewelt.
Unser nächstes Ziel ist Zürich, dort werden wir schon von Susanne und Ernest erwartet, wir haben uns 2013 in Albanien am Skodar-See kennengelernt. Auch Calou und Vunny begrüßen sich, als hätten sie sich erst gestern gesehen. Freundschaft verbindet eben, das gilt sowohl für 2- als auch für 4-Beiner!
Das Wetter ist herrlich, wir können draußen in ihrem schönen Garten sitzen, dann gibt es eine lange Wanderung für Mensch und Tier bevor wir uns den kulinarischen Genüssen widmen, mit denen wir verwöhnt werden. Gesprächsstoff ohne Ende, nicht nur um das Thema Reisen, aber es ist unsere gemeinsame Leidenschaft. Mit ihrem MAN haben sie von 2011 bis 2014 Amerika bereist. Ihre interessanten Geschichten und tollen Bilder sind auf ihrer Website zu lesen. „Fröhlich’s on Tour mit BOB“
Frühstück geht nicht ohne Morgensport, die Männer (entschuldige Vunny, jetzt zähle ich Dich einfach dazu) machen ihre Morgenrunde an der Limmat, bringen frisches Gebäck mit, derweil ich mir von Susanne die besten Tipps für die Weiterreise hole. Vielen Dank Ihr Lieben für Eure Gastfreundschaft. So entschleunigt sind wir schon lange nicht mehr in den Urlaub gestartet.
Unser nächstes Etappenziel ist in der Nähe von Bern, im schönen Emmental. Da liegt Solothurn faktisch am Weg, sie schmückt sich mit dem Attribut „schönste Barock-Stadt der Schweiz“ das wollen wir jetzt genauer wissen.
Und wirklich, Solothurn ist authentisch mit ihrer geschlossenen Altstadt, unverkennbar eidgenössisch mit ihren Türmen, Brunnen und Kirchen.
Obwohl Sonntag, haben die meisten Geschäfte offen (nicht nur die Souvenirläden) das erstaunt uns etwas in diesem traditionellen Land. Weil wir als bekennende Europäer glatt vergessen haben Geld zu wechseln, können wir auch keines ausgeben. Nicht einmal für eine winzige Tafel Schokolade.
Dafür haben wir einen guten Eindruck mitgenommen und schon geht es weiter ins Emmental. Hier sehen wir viele traditionelle Bauern-Häuser mit dem typischen, großen Dachvorsprung und den riesigen roten Dachflächen.
Unsere Freunde Susanne und Uerli erwarten uns bereits, die Freude ist auf allen Seiten groß, wir haben uns ja seit unserer gemeinsamen Ballonfahrt in Kappadokien 2014 nicht mehr gesehen. Nach Kaffee und Kuchen gibt es zur Begeisterung von Vunny wieder einen langen Spaziergang entlang der Emme und der Tag klingt sehr traditionell bei Raclette und bestem Schweizer Weißwein aus. Danke Euch beiden, es war himmlisch gut und nett bei Euch!
Jetzt aber ab in den Süden, heute ist schon Montag und wir sind noch immer in der Schweiz!
Über Bern, Yverdon und Genf geht es weiter zur Grenze. Die Frau Garmin und der Herr Scout v. iPad liefern sich wahre Wettkämpfe, wer den besten Weg nach Annecy kennt, um die straßenräuberische Maut der franz. Autobahnen zu umfahren. Es kommt wie es kommen muss, als wir uns für eine Variante entscheiden gibt es da eine Baustelle mit Umleitung. Also wieder durch enge Gassen, steile Straßen und mitten durch die FuZo!!!!!
Der Fahrer nimmt’s gelassen – im Gegensatz zur Beifahrerin, der wachsen nämlich schon Pestbeulen am Kopf vor lauter Ärger mit den Navis.
Schlußendlich finden wir den einzigen logischen Ausweg aus der Misere. Wir schenken uns ein wissendes Lächeln und drehen den beiden Übeltätern den Kragen um (Ähh…drücken den Ausschaltknopf) nun können wir ganz entspannt weiterfahren, verlassen uns auf unser G’spür und finden auf Anhieb den Campingplatz oberhalb von Annecy.
Sessel, Tisch raus…..Sonne genießen, am Nachmittag marschieren wir in die Altstadt.
Annecy versöhnt uns wieder!
Im August vor 5 Jahren waren wir schon einmal hier und sind regelrecht vor den Menschenmassen und der Hitze geflüchtet. Heute ist die Stadt zwar auch voller Leben, das freut uns. Es sind viele junge Leute unterwegs, in allen Bars und Restaurants sitzen die Menschen in der Sonne. Man schleckt hier bestes Glace, trinkt Sidre, das tun wir auch und wandern wieder bergauf zu unserem Platz – mit Seeblick, versteht sich ;-))
Die Zeit ist kein Faktor auf unserer Reise, daher nehmen wir die Landstraße mit gefühlten 100.000 Kreisverkehren, die Vunny wird schon ganz wiaflig (für Nicht-Mühlviertler: schwindlig!) Aber wir fahren durch tiefstes Land, durch typische Dörfer, sehen Sehenswertes, weniger Sehenswertes und auch ausgesprochene Häßlichkeiten, wir wollen ja nichts beschönigen. Ein InterMarché bringt uns kulinarisch auf französisches Niveau, das ist beruhigend.
Den Weg nach Grenoble (ohne Maut) zeigen uns die beiden Missetäter von gestern seltsam einstimmig, also nehmen wir ihn. Er führt uns vorbei an Combery nach Les Echelles und dann weiter auf einer kleinen weißen „Straße“ (samt Felsen-Tunnels mit Höhenbegrenzungen, wo ich sicherheitshalber schon mal den Kopf einziehe;-)) durch schöne Landschaften über den Col de Porte bis Grenoble. Auch hier werden wir souverän durchgelotst, dauert aber mehr als eine halbe Stunde, bis uns die große Stadt wieder ausspuckt.
Ab hier beginnt die Route Napoléon. Die N85 ist wieder vernünftig, die Landschaft beeindruckend, es geht vorbei an malerischen Seen, schneebedeckte Gipfel grüßen zur Rechten und die Natur trägt schon die neue Frühlingsmode. Sattes Grün, leuchtendes Weiß und kitschiges Rosa dominieren.
So cruisen wir durch die Gegend, der kleine Fluß Le Drac begleitet uns, munter dahinplätschernd.
Wir bleiben bei einer Boulangerie stehen und können kaum glauben, was so ein Bäcker mitten im Nirvana für ein reichhaltiges Angebot hat. Baguette in allen erdenklichen Variationen und verführerische Petit Fours reiten Attacken gegen unsere Linie. Die werden einfach ignoriert – die Attacken, eh klar!
In Gap können wir nochmals unseren Navis applaudieren, sie finden anstandslos den Weg nach Serres, aber schön langsam reicht’s für heute.
Campingplätze gibt es ja in Frankreich alle paar Kilometer und weil die Nachtplatzsuche am Fluss nicht gleich von Erfolg gekrönt ist, landen wir auf einem von diesen.
CP Le Parc des Sérigons. Er ist schon geöffnet, liegt ganz idyllisch in einem lichten Kiefernwald, ist aber noch menschenleer.
Wer nun glaubt, es wäre einfach gewesen, auf dem riesigen Gelände einen passenden Platz zu finden, der irrt. Beim Versuch, das ultimative Fleckchen (für 1 Nacht!!!!) zu ergattern, fahren wir uns fest im knöcheltiefen Morast. Nicht, dass es ein ernsthaftes Problem für unseren Toyo (oder gar dem Fahrer ;-)) gewesen wäre, NEIN!
Untersetzung, Diff-Sperre und schon fliegen uns die Dreckpatzen nur so um die Ohren. Hätte ich das jetzt noch gebraucht? NEIN!!
Ein Glas Prosecco macht’s wieder gut, Wolfgang zaubert aus der Küche grünen Spargel mit Filetspitzen, dazu besten franz. Rotwein, der Rest des Tages gehört also den Genießern.
Heute ist Mittwoch, wir fahren bei strahlend blauem Himmel weiter in dem schönen Tal über Sorres, L’Epine, Rosans und St-May, hier beginnt eine beeindruckend schöne Schlucht. Wir sehen die ersten Olivenbäume (die nördlichsten Frankreichs!) und auch die ersten Lavendelfelder, die der Frühling aber noch nicht wachgeküsst hat. Die Häuser sind zumeist aus Stein, mit blauen od. roten Fensterläden, so stellt man sich die Provence vor.
In Nyons bleiben wir stehen, drehen eine Runde durch den Ort um die romanische Steinbrücke in gotischem Stil…
…und den Glockenturm zu bestaunen.
Der Wind macht die Temperaturen etwas unterkühlt, obwohl die Sonne ungetrübt scheint.
Der Wehrturm – ein ehem. Gefängnis – trägt einen pyramidenförmigen mehrgeschoßigen Giebelaufsatz mit einer 3,5 m hohen Marienstatue. Wir sind beeindruckt!
Orange ist unser Tagesziel, die Stadt will uns den Arc de Triomphe und das antike Theater zeigen.
Es soll das besterhaltene römische Theater von Europa sein!
Da staunt selbst die Vunny!
Ein passender Parkplatz ist schnell gefunden, die Altstadt ist überschaubar und typisch französisch. Viele kleine Läden mit Dingen, die wir zwar nicht brauchen, aber hübsch anzuschauen sind. Auch jede Menge Bars und Café’s – die brauchen wir schon. Der Mistral bläst unerbittlich und nur im Windschatten ist es möglich draußen den Kaffee zu genießen.
Die 2 Hauptattraktionen werden gebührend bewundert und schon geht es weiter, denn wir wollen in Câteauneuf du-Pape unser Haupt zur Ruhe betten. Der Ort mit dem für Weinkenner so klingenden Namen, hat eine Schlossruine, einen Parkplatz davor und einen traumhaften Rundumblick über die endlosen Weinfelder und ins Vallée du Rhône.
Mit uns ist nur ein WoMo aus Rosenheim hier um zu nächtigen, also hätte es eine ruhige Nacht werden können, aber der Mistral….der berüchtigte Nordwind hatte auch ein Wörtchen mitzureden, und zwar ein kräftiges !
Derart durchgerüttelt starten wir gleich nach dem Frühstück nach Avignon.
Weil wir ohnehin den ganzen Tag hier verbringen möchten, steuern wir gleich den „CP Du Pont D’Avignon“ an, er liegt direkt am Ufer der Rhône mit Blick auf die berühmte Brücke. Hier können wir das WoKi beruhigt parken, derweil wir in die Stadt marschieren.
Eine kleine Fähre bringt uns gratis zum anderen Ufer der Rhône, das finden wir ein erstaunlich gutes Service und erspart uns einen längeren Fußmarsch.
Natürlich klappern wir die Highlights ab, entrüsten uns wiedereinmal wie Machtbesessen die Kirche bzw. ihre Vertreter waren (und sind???) und flanieren durch die Gassen, trinken Kaffee und frieren ;-((
Der Himmel ist wolkenlos, die Sonne strahlt, hat aber gegen den kalten Nordwind nichts auszurichten.
Avignon bleibt in guter Erinnerung, ungut ist nur der ständige Begleiter namens Mistral. Mit eiskalten Fingern vergeht einem sogar die Lust auf Eis, wir trinken Cappuccino, der seinen Namen nicht verdient, aber wir sind ja nicht in Italien.
Lavendel-lila dominiert das Stadtbild!
Der Nachmittag beschert uns dann doch noch einige unvorhergesehene Turbulenzen, denn, obwohl wir vor der Reise noch Pickerl und Service machen ließen, leuchtet plötzlich die Ölkontroll-Lampe auf. Da suchen wir lieber bei einer professionellen Toyo-Werkstätte Rat. Die Werkstätte finden wir zeitverzögert zur RushHour mit stop and go rund um die Stadtmauer. Auch fachkundigen Rat und Tat finden wir hier, sind aber, als sie uns freundlichst verabschieden, um € 200,- ärmer als zuvor. Der Motorölwechsel war fällig, jetzt können wir beruhigt weiterfahren. Das tun wir auch, aber erst am nächsten Tag.
Nun wollen wir endlich ans Meer, sehnen uns nach Wärme und Faulenzen. Entlang der Rhône geht es in den Süden.
In Tarascon bleiben wir kurz stehen, weil uns die spätmittelalterliche Festung ins Auge sticht. Man fährt ja faktisch dran vorbei.
Der Tarasque aus Stein soll der Legende nach jährlich aus der Rhône gestiegen sein und Schiffer und Kinder gefressen haben. Aber das mit den Legenden hatten wir ja schon mal.
Ein paar Fotos ist sie wert, dann lassen wir Arles (vorerst!) links liegen und tauchen ein in die vielgepriesene Camargue.
Die Straße führt weiter der Rhône entlang, von der ist aber nichts zu sehen, ein hoher Damm bestimmt ihren Flusslauf und schützt die Menschen vor Hochwasser. Ansonsten ist die Gegend flach und unspektakulär wie ein Nudelbrett. Hätten wir nicht die ersten wilden, schneeweißen Pferde gesehen, wären wir glatt ein wenig enttäuscht. So kommen wir endlich nach Salin de Giraud, ein Wochenmarkt füllt unsere Vorräte wieder auf.
Franz. Käse lieben wir, die Seeigel und Austern lassen wir ;-))
Jetzt geht es an die Stellplatzsuche – mit Meerblick, so hätten wir’s halt gerne.
Hier ist man auf Touristen gut vorbereitet, die Straßen, die zum Meer führen, sind mit Fahrverboten und/oder Teppichstangen (Höhe 1.90m) versehen.
Der Hr. Scout v. iPad zeigt uns doch ein paar Möglichkeiten ans Meer zu kommen, es gibt Schotterwege zwischen den Dämmen, mehr oder weniger gut befahrbar, die aber schlussendlich alle bei einem Schranken enden. Das können wir zwar verstehen, denn dieses Naturreservat ist eine sensible, schützenswerte Gegend, da muss nicht jeder mit dem Auto herumrumpeln!
Also stellen wir unser WoKi ab, marschieren zwischen Flamingos und unzähligen Wasservögel bis zum Phare de la Gacholle, der Leuchturm ist auch von Stes-Maries-de-la-Mer zu Fuß erreichbar und entsprechend gut besucht.
Jetzt können wir endlich in der Sonne unseren Kaffee genießen und unsere Knochen aufwärmen. Inmitten dieser vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt!
Leider – wie sich im Nachhinein herausstellt – entschließen wir uns dann doch in das legendäre Städtchen Stes-Maries-de-la-Mer zu fahren.
An der Ostseite soll es ja Stellplätze am Meer geben, das haben wir mehrfach gehört und gelesen. Gleich bei der Einfahrt werden uns € 13 abgenommen. Ok, wenn man dafür offiziell am Meer stehen kann….aber dann kommt das Entsetzen auf, ich traue meinen Augen nicht.
Vor der Kaimauer reihen sich auf einer riesigen Asphaltfläche die hochglanzpolierten Dickschiffe, dicht an dicht mit Kuschelfaktor. Kaum Platz, um dazwischen Tisch und Stuhl hinzustellen, die Parzellen sind markiert. Durchfahren bis zum Ende, dort ist es ruhiger und schöner, so der Rat unserer Freunde.
Pustekuchen!!! Teppichstange und Betonabsperrungen leiten uns auf eine Wiese, da finden wir zwar genügend Freiraum, aber natürlich ohne Sicht auf das Wasser. Als uns dann noch die Moskitos auffressen, beim Versuch unseren Ankunftstrunk draußen zu genießen sind wir endgültig „o’zipft“.
Der Strandmarsch dient auch nicht gerade dazu, unsere Laune zu heben, das Meer ist nicht sauber, hier würden wir nicht baden gehen, auch wenn die Temperaturen danach wären. Ich mag nicht einmal meine Zehe hineinhalten um letztere zu überprüfen. Wir verziehen uns schmollend ins WoKi, wenigstens ist genügend Rotwein vorrätig um unseren Ärger zu bekämpfen.
In Stes-Maries-de-la-Mer hält uns nichts mehr, es ist für mich ein Touristenort ohne jeglichen Charme. Legende hin oder her!
Wolfgang besteigt noch die alte Wehr-Kirche um einen Blick über die Camargue zu werfen, dann nehmen wir Kurs auf Arles. Wir fahren also wieder ein paar Kilometer nördlich und verabschieden uns mit gemischten Gefühlen von der Landschaftsidylle der Camargue. Unser Resümee ist trotzdem einstimmig. Die Camargue muss man zu Fuß oder mit dem Rad erkunden, das Fernglas und viiiiel Zeit mitnehmen, um die vielfältige Vogelwelt zu beobachten. Dazu gehört auch Geduld und eine gewisse Leidenschaft – da kenne ich mindestens eine/n aus unserem kleinen Reiseteam der das nicht hat !!!
Dafür entschädigt uns Arles. Schon wieder ein Wochenmarkt, der unser Navi austrickst und uns mitten ins Gewusle bringt. Das kennen wir ja!
Navi aus, nach Gespür fahren und schon stehen wir beim Museum de Antique, ergattern einen Schattenparkplatz und marschieren in die Innenstadt.
Nach dem Besuch der Le Cloítre Saint-Trophime mit dem gotischen Kreuzgang…
…und der unterirdischen Cryptoportico…
schlendern wir durch die Stadt, stellen wiederum fest, dass es hier noch sehr viele kleine Schuh-Läden, Boutiquen und „Kramuri-Geschäfte“ gibt mit vielen hübschen Dingen.
Auch am Amphitheater bummeln wir vorbei, es kann unser Interesse nur peripher wecken, denn wir sind hungrig und durstig.
Schlußendlich landen wir in einem der vielen kleinen Restaurants, das auf der Gasse köstliche Dinge serviert. Ich schlürfe die ersten Austern meines Lebens !!!!!! (weil ich bisher dachte, dass sie mir eh nicht schmecken) Aber hier in der Gegend MUSS man/frau sie probieren. Wunderbar!!!
Dazu kühlen Rosé, schön langsam komme ich an in diesem Land!
Einen chicen Strohhut für mich, ein fesches T-Shirt für den Wolfgang, noch einen starken Espresso für uns Beide, na dann können wir uns ja zufrieden von Arles verabschieden.
Gleich in der Nähe steht die berühmten Zugbrücke „Pont v. Gogh“ die der begnadeten Maler vielfach als Motiv benützt hat. Ob’s wahr ist darf bezweifelt werden….aber sie gibt auch für uns ein gutes Fotomotiv.
Den Nachtplatz finden wir bei der ebenso berühmten Windmühle, der Moulin de Daudet. Hier soll der Schriftsteller Alphonse Daudet seine „Lettres de mon moulin“ geschrieben haben, was aber schon wieder eine Legende ist. Mir ist es egal, ich habe sie eh nicht gelesen und uns gefällt nicht nur die Windmühle, auch die Gegend rundherum ist sehr hübsch.
Davor ist ein großer Platz für Wohnmobile eingerichtet, um € 6,- bist du dabei, Tisch und Sessel raus, denn heute können wir endlich draußen essen. Wir steigen noch ein wenig in der Gegend herum, nach so viel Stadtbummeln braucht nicht nur die Vunny ausreichend Bewegung. Hundefreunde gibt es auch genug, beinahe jedes Wohnmobil hat mindestens einen 4 -beinigen Begleiter bzw. Beschützer.
Wir bekommen auch noch Tipps für Stellplätze auf der Weiterfahrt, die wir gerne annehmen, aber für uns nur bedingt brauchbar sind, wie wir im Nachhinein feststellen.
Heute ist Sonntag, der 8. April, wir möchten uns noch die Cathédrale d’Images, eine Lasershow in einem alten Bauxit-Steinbruch bei Les Baux ansehen. Die Empfehlung von Susanne und Ernest war ein heißer Tipp (obwohl es im Steinbruch bitterkalt war ;-))
Jedes Jahr gibt es ein eigenes Thema, dieses Jahr ist es „Bosch Brueghel, Arcimboldo – Fantastisch und Wunderbar“
3 Meister des 16.Jhd. deren Fantasie keine Grenzen kannte. Es ist eine außergewöhnliche Show aus Ton- und Lichteffekten, an die Fels-Wände projeziert, wir sind beinahe sprachlos vor Begeisterung.
Gut dass wir gleich nach dem Frühstück gestartet sind, denn die Menschenmenge und die dadurch zwangsläufige Parkplatzmisere ist am heutigen Sonntag natürlich beträchtlich.
Deshalb überlassen wir auch Les Baux den vielen Touristen, wir kommen ja wieder, die Provence ist eine eigene Reise wert.
Die Sonne wärmt uns noch ein wenig auf, dann nehmen wir Kurs nach Südwesten. Unser Navi wird mit den angegebenen Koordinaten gefüttert und los gehts. „Mautstraßen vermeiden“ haben wir befohlen und tatsächlich ist sie folgsam. Ohne Berufsverkehr geht es zügig voran, bei Narbonne zweigen wir ab zum Gruissan Plage und dem dort befindlichen Stellplatz. Natürlich stehen wiederum viele Wohnmobilisten hier, aber relativ locker, mit „Zwischenräumen“
Freundlich, aber bestimmt gibt mir die Frau zu verstehen, dass sie weder Deutsch noch Englisch mit mir reden will, hält mir einen Zettel vor die Nase, wo € 9,- draufsteht und drückt mir einen weiter Zettel mit der Überschrift „VORSCHRIFTEN“ in die Hand, auf A4 ist hier klleingedruckt alles notiert, deutsch natürlich!
Wir können uns zwar aussuchen, WO wir uns hinstellen möchten, aber nicht WIE. Nur parallel !!
Na gut! Hier ist offensichtlich das meiste nicht einfach „nicht erlaubt“ nein, es ist alles verboten, und zwar strengstens!!!
Z. B. das Spannen von Seilen bzw. Wäscheleinen zwischen den Bäumen oder gar das Anbringen von Hängematten. Sogar die Autotüren dürfen nur mit einer gewissen Lautstärke zugeschlagen werden….und, wörtlich zitiert – Beleidigungen und aggressives Verhalten gegen die Belegschaft werden bei dem Ausschluss sanktioniert! Oh mein Gott, wo sind wir denn da gelandet!
Das Meer in Sichtweite und der passende Ankunftstrunk stimmen uns versöhnlich, auch der lange Strandmarsch tut gut. Es ist wieder etwas windig, daher verziehen wir uns abends ins WoKi, nicht dass wir am Ende noch zu laut lachen hier am Platz.
Spätestens beim 2. Glas Rotwein stellen wir uns die Frage: Was tun wir eigentlich hier? Wir möchten gerne einen Ruhetag am Meer verbringen, aber ist das der richtige Platz für uns? NEIN!!!
Also hauen wir gleich nach dem Frühstück wieder ab. Die mautfreie Landstraße bringt uns heute rasch an die spanische Grenze. Es ist Sonntag, kein Berufsverkehr, selbst an die Kreisverkehre haben wir uns schon gewöhnt.
An der Costa Brava werden wir bestimmt ein netteres Plätzchen finden, so meinen wir. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, die Küste ist z.T. schrecklich verbaut, manche CP haben noch gar nicht offen. Schlußendlich wird unsere Suche von Erfolg gekrönt, auf unser feines Näschen ist diesbezüglich schon Verlaß!
Seht selbst!
An der Küste bei Tossa de Mar finden wir diesen Traumplatz. Das ist wohl ein würdiger Rahmen für unseren Ruhetag ohne Vorschriften ;-))
Tisch und Sessel raus und genießen. Wetter perfekt, Wasser 16 °, Bier 7° !
Heute ist Mittwoch, der 12. April, eine lange Tagesetappe soll uns nach Zaragoza bringen, die Prozessionen zur Semana Santa wollen wir uns nicht entgehen lassen. Aber das ist eine andere Geschichte!
Weiterlesen: Spanien Teil 2
Hasta Pronto!