Die Fahrt in Richtung Bolonia beginnt mit Kaiserwetter hier am Playa Cobaticas, aber das ändert sich!
Der Sturm hat sich an unsere Fersen geheftet, dunkle Wolken ziehen auf. Wir nehmen die A-92N über Guadix und Granada und hoffen, dass es hier ruhiger wird. Pustekuchen! Das ewige Gezerre und Gerüttle kann ganz schön nerven und unsere Geduld strapazieren.
26. März – 1. April 2018
Die bergige Strecke ist gesäumt von blühenden Mandelbäumen, auch die Pfirsichbäume strecken schon vorsichtig ihre Blüten aus den Knospen. Ein bezaubernder Anblick. Zartrosa, schneeweiß oder sattes Pink, diese Farben stehen den Mandelbäumchen gut.
Die überschwänglichen Mimosen toppen die Farben des Frühlng: Leuchtendes Gelb, wohin das Auge blickt. Traumhaft! Wenns nur nicht so arg windig wäre. Da ist ja nicht einmal ein ordentlicher Fotostop drinn!!!
Am Pto. El Contador mit 1.130m trauen wir unseren Augen nicht, die Temperaturanzeige fällt im freien Fall von 15° auf 1° und dann beginnt es auch noch zu schneien.
Jetzt sind wir definitiv im falschen Film!!! Wir sind doch grad noch in der Sonne gesessen ;-(
Ri. Granada bessert sich das Wetter im selben Tempo, wie unsere Laune und als wir endlich nach 572 km in unserem Paradieschen landen, ist alles auf Urlaubsniveau. Der Großeinkauf im Mercadona in Tarifa hat seinen Anteil daran.
Ein Gläschen Manzanilla lässt uns sogleich die ziemlich anstrengende Fahrt vergessen.
Bei dem permanenten Gegenwind ist es schon arg mühsam das Lenkrad fest in der Hand zu halten. Das WoKi mit seinen Dimensionen hat ja dem Wind einiges entgegenzusetzen.
Wir stellen uns auf, richten uns ein, die Wiese ist locker besetzt – es ist ja die Karwoche – die Pol-Position aber ganz leer, weil sie sehr morastig ist. Es hat also auch hier viel geregnet.
Für uns kein Problem, da stellen wir uns hin, zumal das Wetter stabil wird und der Wind die Wiese rasch auftrocknet. Das wissen wir ja längst!
Heute ist das Wettter noch perfekt für den obligaten Strandmarsch. Der geht natürlich nicht ohne viel Tränen und wehmütigen Gedanken an unsere Reisemaus. Aber es tut gut hier zu sein, die Bilder im Kopf runden sich, die vielen unglaublich schönen Erinnerungen lösen den Schmerz ab.
Run free, liebe Vunny!
Der Sonntag beginnt wie vorhergesagt, grauslich! Sturm, Regen…ein Tag zum Verkriechen und das haben wir auch vor. Aber am Nachmittag gibt es bereits Sonnenfenster, und so kommen wir heute doch noch zu unserer Strandwanderung mit Muschelsuche, zwar mit Windjacke, aber barfuß im feinen Sand. Nicht nur die Füße jubeln!
Gegen Abend treffen auch unsere franz. Freunde ein, so ein herzliches Wiedersehen!
Die beiden waren schon im Herbst unsere Nachbarn hier und haben uns nach der schrecklichen Diagnose von Vunny mit Trost, Essen und Trinken versorgt. Wir verbrachten viele nette gemeinsame Stunden.
Marie-Ange, Serge und Dackel Aplus verbringen den Winter regelmäßig hier in Spanien und berichten über extrem unfreundliches Wetter in der Gegend in letzter Zeit.
Ab morgen soll es wolkenlose, sonnig-warme und vor allem windstille Tage geben – was für ein Timing!!!
Und der Wetterbericht hat recht, ausnahmsweise ?!?!
Jetzt wollen wir einmal nur faul sein, in der Sonne liegen, lesen, den kilometerlangen Sandstrand auf und ab marschieren, Muscheln suchen…und was halt sonst noch zu lazy days dazugehört!
Das SMS von Sabina, der Züchterin von Vunny, reißt uns förmlich aus unserem Standby-Modus. Die Welpen von Luisa sind angekommen!!! Sie schreibt von einem einzigen red merle Welpen, noch dazu ein Mädchen, ganz anders als Vunny, genau wie erhofft. Ist das möglicherweise unser Hundekind? Wir sind ganz aufgeregt!
Unsere franz. Freunde spendieren ihre letzte Flasche Champagner und laden zum Barbecue, das Wetter ist sommerlich warm um nicht zu sagen heiß, endlich ohne Wind, der Tag ist also nicht zu toppen, unsere Laune auch nicht!
Nun drehen sich unsere Gedanken im Kreis. Ausgerechnet an dem Platz mit den vielen schönen Erinnerungen, aber auch der schrecklichen Krankheit, der Traurigkeit, kommt diese frohe Botschaft. Just an dem Tag, nachdem wir uns mit so viel Emotionen von Vunny verabschieden konnten?
Wer hat hier Regie geführt??? Gibt es solche Zufälle??? Und solche Paralellen???
Auch die Vunny kam erst „über Umwege“ zu uns (wir waren bei einem anderen Züchter vorgemerkt, aber da gab es große Probleme beim Wurf) sie war die einzige red merle unter 7 Geschwistern im Waldviertel, genauso jetzt!
Ich war ja immer davon überzeugt, dass uns die Vunny das passende Hundebaby aussucht. Wir wollten unbedingt wieder eine red merle, aber sie sollte uns nicht zu stark an die Vunny erinnern. Das Foto bringt uns endgültig aus der Fassung: so eine süße Maus, erst einen Tag alt!
Seht selbst:
Wir sind jetzt schon ganz verliebt und sie hat auch schon einen Namen FLORA!
Flora, wir möchten Dir unsere Welt zeigen, bist Du dabei?
Dann gibt es also bald nach unserer Heinkehr ein kleines Hundemädchen bei uns. Wir sind sehr glücklich. Sabina hält uns virtuell am Laufenden und mit gut 6 Wochen dürfen wir die Kleine erstmals besuchen. So freudig sind wir wahrscheinlich noch selten heimgereist 😉 Aber jetzt ruft Afrika!
Die Silhouette von Marokko vor uns ist so klar zu erkennen, so haben wir sie noch nie gesehen oder jedenfalls nicht wahrgenommen. Lauter gute Vorzeichen? Wir sind zuversichtlich!
Derart emotionalisiert starten wir Ri. Sevilla, wir würden gerne nochmals die Semana Santa erleben. Ohne Hund sind wir flexibler und können z.B. mit dem Bus vom CP in Dos Hermanas in die Stadt fahren. Ja, das müssen wir jetzt noch ausnützen. Zudem ist das Spektakel der Umzüge wirklich nicht hundegerecht, das haben wir in Zaragoza erlebt. Weil die Vunny fast verrückt geworden ist bei der Trommlerei – obwohl ich natürlich weit abseits stand mit ihr – haben wir nicht allzuviel mitbekommen, jedenfalls ich nicht.
Was allerdings in Sevilla abläuft an diesen Tagen ist kaum zu schildern. Es ist die Nacht zum Karfreitag, madrugada! Die die Stadt ist im Ausnahmezustand. Schon am Nachmittag formieren sich die Bruderschaften. Entlang der Avida de la Construction bis zum Plaza San Francisco werden Klappsesseln aufgestellt, wer sich dort keinen Platz ergattert hat keine Chance was zu sehen. Wir haben aber keine Lust, uns um Sessel zu streiten, denn die besten Plätze sind bald einmal besetzt. So ziehen wir etwas weitere Kreise, marschieren zum Metropol Parasol.
Das ist eine unglaubliches Gebilde, es soll das neue Wahrzeichen von Sevilla sein. Erbaut wurde die größte Holzkonstruktion der Welt von 2005 bis 2011. Das ging, wie bei vielen dieser Bauten, nicht ohne Kontroversen über das Aussehen und vor allem über die maßlose Kostenüberschreitungen. Für den Bau wurden 3.500 Kubikmeter Furnierschichtholz und 700 Tonnen Stahl verwendet. Ausgezeichnet wurde der Parasol dann doch mit dem „Red Dot Design Award“ im Jahre 2012. Das ist jetzt alles ein wenig profan in dieser heiligen Zeit, aber ein guter Gegensatz, finden wir.
Am Weg zurück zur Santa Maria de la Sede kommen wir mitten ins Gewusle der Prozession einer Bruderschaft.
Der Blickfang bzw. das Wichtigste ist der Paso, das ist ein Holzgestell mit einer biblischen Szene, überreich dekoriert mit Blumen und Kerzen. Das große Gewicht der ganzen Skulptur wird von Männern getragen, den Costaleros. Die schleppen die schwere Last auf den Schultern, verborgen hinter Tüchern. Das sind eigentlich die rechtmäßigen Büßer, finde ich, denn wer solch ein Gewicht durch die Stadt zu tragen hat, ist bestimmt frei von Sünden, jedenfalls bis zur zur nächsten madrugada!
Das Ganze geht nicht ohne Lärm und Getöse, wir haben endgültig genug gesehen und gehört.
Daher flanieren wir noch ein wenig durch die Gassen abseits, auch hier ist viel los, aber wir können uns daran erfreuen. Die ganze Stadt ist auf den Beinen! Abgeshen von den Touristen – leicht zu erkennen an den umgehängten Kameras und legerer Kleidung! Die Spanier hingegen feiern ein Fest, ja ein Volksfest. So viele fein herausgeputzte Menschen habe ich noch nie in dieser Konzentration gesehen.
Die Frauen meist in modischen schwarzen Kleidern und eine Mantilla, das ist ein schwarzer Schleier im hochgesteckten Haar mit einem kunstvollen Kamm. Schön anzusehen. Und erst die Kinder! Unglaublich wie die Kleinen angezogen sind. Ab dem Babyalter sind sie topmodisch gekleidet, stecken in Schüchen, mit denen sie kaum gehen können, aber allesamt sprudeln voller Freude und Lebenslust! Volksfest eben! Schön, dass wir einmal dabeisein konnten, aber noch vor der Dunkelheit – wo das Spektakel erst so richtig beginnt, flüchten wir wieder mit dem Bus zurück zum CP.
Sevilla ist uns bleibt unsere Lieblingsstadt, daran hat sich auch nach dem Getöse nichts geändert, ganz im Gegenteil.
Am Weg zurück zu unserem Paradieschen können wir an Cadiz nicht vorbeifahren, auch sie hat uns damals so gut gefallen. Die Wetterprognose ist zwar schlecht, aber das war sie für Sevilla auch schon. Und wir hatten strahlend schönes Wetter.
Wie zur Beschwichtigung schickt man uns am Morgen einen kräftigen Regenguss und dann klart es auf. In Cadiz ist der Himmel fast wolkenlos. Ein Geschenk!
Wir erkunden die Stadt, die auch im Banne der Semana Santa steht. Aber viel gemäßigter! In den Kirchen stehen die Pasos bereit für die Prosessionen, wir betrachten sie etwas befremdet und kopfschüttelnd, aber doch ehrfürchtig.
Unseren obligaten Cafe Cortado trinken bereits bei warmen Sonnenstrahlen und endlich komme ich auch in den Genuss der landestypischen Süßspeise: Churros!
Viel zu viel (1 Portion am Foto!) süß und schmalzig, aber gut.
Ich sehe die älteren Damen neben uns, wie sie die Churros in den Kaffee tunken, na ja, was den Wienern ihr Kipferl, sind den Spaniern die Churros. Und das kann der Wolfgang auch, er ist schließlich multikulti ;-))
Wir schlendern weiter zur Fischhalle, wo natürlich heute kein Marktbetrieb zu erwarten ist. Jetzt staunen wir nicht schlecht. An vielen kleinen Ständen wird aufgekocht, ausgeschenkt, hier trifft sich die Jugend zum Essen, Trinken und Feiern. Weil wir glauben, dass wir letzteres gut Können – weil viel geübt – fühlen wir uns sehr wohl in dieser illustren Gesellschaft. Gegessen wird, was alle essen, z.B. Migas Camperas, Plato Pimientos y Chorizo al Vino. Wir kommen wieder!!!
Dazu Cerveca, der Altersunterschied fällt gar nicht mehr so auf. An einem Stand bietet man Percebes (Entenmuscheln) an, auch anderes Meeresgetier, aber unser Hunger ist gestillt.
Noch eine Nacht in Bolonia, dann geht es zur Fähre in Algeciras.
Das ist, eh klar, eine neue Geschichte. Wir freuen uns drauf – Ihr hoffentlich auch!
Den Ostersonntag verbringen wir also schon in Afrika und wir wüschen Euch, wenngleich mit Verspätung
…und damit ihr seht, wieviel Mühe wir uns mit unseren Ostergrüßen zu Euch gemacht haben und wieviele Muscheln es hier gibt…nochmals!
Auch FLORA schließt sich den Wünschen an!
PS: Kommentare bitte im Gästebuch schreiben, ich hab meine Website sehr aus dem Konzept gebracht – das können wie Frauen halt doch am Besten – und sie hat sich noch nicht ganz beruhigt. Sie verschluckt einfach Manches!!!!