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Europa / Kroatien 2021

# 2 – Winnetou, Old Shatterhand und die Bora!

Die Tage in Rovinj waren gemütlich, unaufgeregt und genußvoll. Das reicht, jetzt suchen bzw. brauchen wir etwas „Äktschn“. Das Satelitenbild sagt unfreundliches Wetter auf Istrien voraus, auch auf Cres, Krk, Rab und Pag soll es unbeständig werden. Ok, dann drehen wir unser Programm einfach um und befahren den NP Velebit von Süden her – die Inseln müssen warten. Auf ein paar Touren in diesem schönen, karstigen Nationalpark freuen wir uns schon sehr, zumal unsere Freunde oberhalb von Karlobag auf uns warten.

Frühstück am CP Rizvanusa
16. September bis 5. Oktober 2021

Bis Karlobag nehmen wir die Jadranska Magistrale E 65. Mal mühsam, mal mit herrlichen Ausblicken auf die Küste. Ab Karlobag geht es hoch auf der 25 Richtung Gospič. Bei jeder Kehre tun sich wunderschöne Blicke auf die Insel Pag auf, die uns ihre kahle Flanke zeigt. Das Wetter ist leider bedeckt, mit blauem Himmel sieht das alles sicher spektakulär aus, aber Pag steht ja am Rückweg noch am Programm.

Waltraud und Linus erwarten uns in Rizvanusa auf einem CP, der eigentlich eine große Wiese bei einem Outdoor AdventurePark ist. Ein nettes Plätzchen haben die beiden für uns ausgewählt und reserviert. Jetzt werden Pläne geschmiedet, Routen gecheckt und (Reise)Geschichten erzählt – mit passender Weinbegleitung, eh klar. Unser erster gemeinsamer Abend hier in Kroatien verläuft überaus harmonisch, lustig und interessant, daran wird sich auch die nächsten 5 Tage nichts ändern. Mit ihrem neuen Gefährt „Leopold„, (ein Iveco mit tollem Bocklet Aufbau) werden viele Pläne geschmiedet, auch gemeinsame Reiseziele angedacht.

Der Weg ab dem Abzweig nach Ledenik ist noch Asphalt, dann gibt es endlich Schotter unter den Rädern und eine abwechslungsreiche, herrliche Landschaft.

Etwas Spannung bringt dann ein Tunnel, weil wir zuvor keine Information über die Höhe bekommen konnten.

Die Tour führt uns durch entlegene Mischwälder, immer mit schönen Ausblicken auf das spektakuläre Karstgebirge. Wir hätten uns nicht gewundert, wenn uns Winnetou auf seinem Pferd Iltschi entgegen gekommen wäre.

Vom Süden her ist dann die Zufahrt nach Zavizan gesperrt, schade, es wäre landschaftlich eine besonders reizvolle Strecke. Wir müssten den Umweg über Krasno Polje machen und dann vom Norden her zufahren. Das macht wenig Sinn, vor dem Schlechtwetter im Norden sind wir ja geflüchtet. Also fahren wir weiter Ri. Südosten, nehmen eine Abkürzung !

Über Wald-, Wiesen-, und Schotterpfaden geht es zur Steinbrücke „Kosinjski Most“. Eine 70m lange Bogenbrücke über den Fluss Lika.

1929 wurde das beeindruckende Bauwerk erbaut und es muss manchmal Wassermassen vom nahen Speichersee standhalten, wofür auch die runden Öffnungen zwischen den Brückenbögen gedacht sind.

Wir passieren Gospič, erschrecken uns an den vielen zerschossenen Häuserfassaden, die noch immer Zeugnis von einer unheilvollen Vergangenheit geben. Die Stadt wirkt trostlos und bedrückend auf uns. Wir suchen buchstäblich das Weite!
Die Straße bzw. Piste von Sveti Rok nach Obrovac wollen wir heute noch unter die Räder nehmen, sie führt über den Mali Alan. Anfangs gibt es noch Asphalt, dann wird die Piste enger und schottrig und windet sich hinauf bis zur Passhöhe des Mali Alan auf 1.044m. Erstaunlich, die Straße wurde im 19. Jh. vom österreichischen Kaiser Franz Josef erbaut.

Na gut, ein wenig Patriotismus darf hier schon mitschwingen 😉

Vor allem aber begeistern uns hier die verschiedenen Drehorte der Winnetou Filme – also nicht minder geschichtsträchtig. Weil wir einer Generation angehören, für die die Helden noch aus Romanen und Kinofilmen kamen, sind wir fast ergriffen und gerührt, genau hier in dieser sagenhaften Kulisse des Tulove Grede unseren stimmungsvollen, einsamen Nachtplatz zu finden. Den kosten wir aus und genießen ihn jede Minute.

Der Tulove Grede ist der höchste Berg im Velebit mit 1.127 m.

Ein „Winnetou Fan-Buch“ gibt es hier heroben und viele Bilder aus längst vergangenen Drehtagen hängen an einer Steinmauer. Ins Buch kann man sich eintragen wie bei uns in die Gipfelkreuz-Bücher. Und Winnetou hat auch heute noch viele Fans, wie wir uns überzeugen konnten.

Am Morgen treibt eine betagte Schäferin ihre Herde vorbei, begleitet von ihrem Hund, der selbst aussieht wie ein kleines Schaf. Er lässt Arbeitseifer vermissen, denn ihn interessiert die Flora und ihr Futtervorrat mehr als die blökenden Lämmer.

Die schwarzen Wolken halten sich exakt an die Wettervorhersage, sie werden immer bedrohlicher und finsterer. Zeit für uns abzuhauen!

Bis Obrovac bleibt es Gott sei Dank trocken, die schottrigen Spitzkehren sind, wenn sie regennass sind, sicher schmierig und schwierig, jedenfalls mit dem Gewicht.

Dann schüttet es aus Schaffeln, daher fahren wir weiter in den Süden, wo das Wetter stabiler sein soll.

Die Krka Wasserfälle stehen ohnehin noch auf unser beider Liste. In Skradin ist erstaunlich viel los. Im Hafen gibt es viele Boote zu bestaunen, das tun wir auch – von der Hafenkneipe aus, mit einem Glas kühlen Weißwein in der Hand! Und die Sonne lacht vom tiefblauen Himmel, na geht doch 😉

Den NP finden wir bei einem Olivenölbauern, der nicht nur Olivenöl und Plätze für die Nacht anbietet, sondern auch sehr saubere Duschen und WC. Am nächsten Tag machen wir uns zeitig am Weg, wir wollen vor dem Touri-Ansturm auf das Boot zu den Wasserfällen gehen. Möglicherweise legen auch Kreuzfahrschiffe vor Šibenik an, und so ist es auch. Schon am frühen Vormittag sind wir vor Ort, bestaunen gebührend den Wasserfall Skradinski bug, steigen noch ein wenig in dem wasserreichen NP herum, wo viele Brücken und Stege Zugang zu der verwunschenen Wasserwelt schaffen.

Hier werden Stärkungen und Selbstgemachtes angeboten !

Baden ist natürlich verboten, obwohl reizvoll – jetzt ist endlich stabiles Schönwetter angesagt. Als uns Menschenmassen mit den Aufklebern MSC 1, 2, 3 … begegnen, wissen wir, dass es Zeit ist auf das Boot zu gehen, das halbstündlich die Besucher zurück bringt.

Wir essen vorzüglich in Skradin und beschließen, den Nachtplatz auf der Insel Murter zu suchen. Es darf auch ein CP sein, davon gibt es ja genügend. Nichtwissend, dass es gleich auf dem ersten angepeilten CP nicht einen einzigen freien Platz gibt, geschweige denn 2 nebeneinander. Alle CP hier auf der Insel sind voll, erzählt man uns. Und das am 20. September – eine verrückte Zeit!

Gott sei Dank! – können wir im Nachhinein nur sagen, denn wir erschnüffeln einen NP mit traumhafter Aussicht.

Eine schmale Stichstraße führt hoch zu einem Aussichtspunkt und wir stehen vor der atemberaubenden Kulisse mit Blick auf die Kornaten und die vielen kleinen Inselchen davor.

Da bleibt einem glatt die Sprache weg. Dass dieser Abend ein ganz besonders Highlight ist, brauch ich wohl nicht zu schreiben …

… ach so, ich hab’s ja grad getan 😉

Da braucht’s keine Worte…

Waltraud und Linus wollen noch weiter nach Montenegro und Albanien, wir begleiten sie noch ein Stück. Omiš ist unser letztes gemeinsames Ziel, der stadtnahe CP hat sogar für unsere Großen noch 2 Plätze nebeneinander frei. Was für ein Glück!

Am Abend bummeln wir durch die äußerst stimmungsvolle Altstadt, hier mündet der Cetina River ins Meer, es gibt viele alte Steinhäuser, eine historische Stadtmauer und sogar das „Haus des Glücklichen Mannes“, das aber unbewohnt scheint. Ja, wo wohnt er denn jetzt, der Glückliche? Ich glaub im WoKi 😉

Nach dem gemeinsamen Frühstück heißt es leider Abschied nehmen. Alles Gute Euch Zwei für die Weiterreise, es war eine schöne Zeit mit Euch!

Wir sind etwas unschlüssig, ob wir noch auf die Insel Hvar fahren sollen, dort sind ebenfalls Freunde von uns, die wir gerne wiedersehen möchten. Letztendlich entscheiden wir uns für den Rückzug. Auf der Insel Pag gäbe es nämlich auch noch einige entlegene Plätze zu entdecken.

Bis Maslenica nehmen wir die Autobahn dann geht es weiter auf der Magistrale E 65. Der Wind frischt auf, wird stärker und bei unserer Mittagsrast in Karlobag reißt mir die Bora fast die Tür aus der Hand.

Goli Otok, die „nackte Insel“.
Bis 1988 war dort ein Gefängnis und Umerziehngslager des ehemaligen Jugoslawiens.

So macht auch Pag keinen Sinn, wir fahren weiter bis zur Insel Cres, wo wir auf den CP Baldarin unseren Lieblingsplatz gebucht haben – mit eigenem Zugang zum Meer (den muss man eigentlich mind. 2 Jahre im Vorhinein buchen, wir haben im Vorjahr noch reservieren können) Irgendwie passt das ja gar nicht zu unserem Verständnis für unabhängiges Reisen und hat uns auch manchmal genervt, weil wir zeitlich sehr gebunden waren. Aber jetzt genießen wir den schönen Platz mit Blick auf Mali Lošinj und die untergehende Sonne.

Da lass ich mal die Bilder sprechen…

Unser Abgang zum Meer
Fauler Hund 😉
Doch kein fauler Hund 😉

Ein Erdbeerbaumfalter !

Das Prachtexemplar ist unser häufiger Gast, denn er liebt Rotwein…

Ich will jetzt niemand mit unserem unaufgeregten Camperleben langweilen, wir bleiben bis Anfang Oktober auf Baldarin, dann schließt der CP und wir wechseln nach Cres, weil wir dort noch mit Karin und Bernd ein paar Tage verbringen möchten. Auch dieser CP ist noch sehr lebhaft gefüllt, jedenfalls an den vorderen Plätzen.

Inselhauptstadt Cres

Wir marschieren in das hübsche Hafenstädtchen Cres, lassen uns kulinarisch verwöhnen und verplaudern die gemeinsame Zeit mit dem Austausch von Reisegeschichten. Die beiden waren im Sommer in Irland, was sie erzählen hat uns sehr gut gefallen. Wir sollten Irland auf unsere Reiseziel-Liste setzen, aber da steht ja schon so Vieles.

Es mangelt uns an nichts, nicht an Wärme, Sonne, wohltemperiertem Meer, an kulinarischen Genüssen – alles wie erträumt!

Natürlich träumen wir – nach dem Faulenzerurlaub – auch von neuen Abenteuern und hoffen, dass Corona nicht wieder unsere Reisepläne kontakariert ;-(

Island wäre für 2022 unser Herzenswunsch, mal sehen ob es endlich klappt!

Damit schließe ich für heuer unser Reise-Tagebuch. Bleibt gesund, reisebegeistert und abenteuerlustig! Wenn Ihr auch 2022 dabei sein wollt, freut es uns mächtig, speziell freuen wir uns natürlich über die vielen netten Gästebuch-Eintragungen.
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Liebe Grüße an alle – ob nah oder fern !
Maria & Wolfgang & Flora

Kroatien/Velebit