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Albanien

#4 – Norden1

albanien 2013 beitragsbild

Der Norden von Albanien hat alles, was ein Offroader-Herz begehrt. Spektakuläre Landschaften, wilde Pisten, atemberaubende Schluchten, liebliche Hochtäler mit Almen, Kühen, Pferden und Schafen. Dazu die schon sprichwörtliche Gastfreundschaft der Bewohner. Man fühlt sich überall willkommen und sicher. Der Nationalpark Theth ist unser Ziel in dieser Woche und er ist großartig!

20. bis 24. September 2013

Nach der besagten Vollmondnacht starten wir in Boge bei herrlichem Sonnenschein. Ein etwas mulmiges Gefühl macht sich bei mir breit, weil gestern einige Einheimische zweifelnd den Kopf wiegen, als sie unser WoKi sehen. Zu hoch??  Zu breit?? Zu schwer??
Der nette Besitzer vom Cafe ermuntert uns: Das schafft Ihr schon! Und Wolfgang meint, die wollen doch alle Ihre Taxis anbieten…..
Sie hatten beide Recht, Gott sei Dank!BOGE, am Beginn vom Natuonalpark THETHFrische 5 Grad, wir frühstücken drinnen. Auch deshalb, weil uns 2 kleinere Hunde auf Schritt und Tritt verfolgen, immer nach Futter bettelnd. Natürlich haben sie sich die Bäuche vollschlagen dürfen.AL_4_BoIst der nicht süß?? Fast hätt‘ ich ihn mitgenommen!
Die Straße ist zunächst gut befahrbar, Baufahrzeuge und Bagger erschweren bald den Weg. Hier wird emsig gebaut. Steinmauern sollen die Straße sichern, wir sind der Überzeugung, dass es dieses (Offroad)Paradies nicht mehr lange in der ursprünglichen Form geben wird. Es geht steil bergauf und der Regen vom Vortag verschlechtert die Bedingungen. Die Baufahrzeuge wühlen die Erde auf, es ist „schmierig und schwierig“.AL_4_BogGanze Felsbrocken fallen vor uns auf die Straße. Der Bagger oberhalb der nächsten Serpentine hat sie „losgetreten“.
Niemand sichert den Weg.
Der Adrinalinspiegel steigt, wie hoch der noch steigen wird (und überhaupt kann!!!) wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir schrauben uns nach oben, bald haben wir die Bauarbeiter hinter uns, das erleichtert.
Das Panorama wird immer grandioser, der Weg immer „WoKi-artgerechter“.
Bei einem „View Point“ an der höchsten Stelle bleiben wir stehen und staunen nicht schlecht. 2 junge Leute aus Leibzig stehen mit ihrem gelben T4 heroben.Gipfelsieg! ViewPoint auf der Fahrt nach THETHAlle Achtung! Wie seid IHR denn hier heraufgekommen? Im ersten Gang, ist die Antwort. Der Auspuff ist faktisch nicht mehr vorhanden, die Türen schließen nicht mehr bzw. lassen sich nicht mehr öffnen…..wir verschenken ihn gegen ein gutes Essen hier in Albanien, sagen sie! Meine Bewunderung ist ihnen sicher, hoffentlich sind sie wieder heil hinuntergekommen.Pan_1Die Strecke hinab nach Theth ist mit den extrem steilen Haarnadelkurven, Felsbrocken und Gerölltreppen eine echte Herausforderung, aber sensationell schön. Wir sind mitten im Hauptkamm der albanische Alpen.Schotterpiste bei THETH, ALTheth ist eine typisch albanische Streusiedlung mit teilweise ganz hübschen, neuen Häusern, aber auch anderen. Typischen eben! Vor der Kirche bleiben wir auf der Wiese stehen und genießen erst einmal ein Bier (oder 2!)Die Kirche von THETHWir haben schon gesehen, und auch in dem Führer gelesen, dass jeder Albaner, der ein Haus und ein ebenes Fleckchen Wiese besitzt, ein Schild: Bar, Resaurant, Kamping davor hat. Das heißt noch lange nichts!
Uns schwatzt – einen tic zu aufdringlich – ein junger Albaner an. „Where do you come from? Whats the name of the dog?“
Hmm…..schon tourismusverseucht!???
Doch er bietet uns seine Wiese an, öffnet das Gatter und wir stehen zwischen Heuschobern, Schafen und Ziegen. Mit dem sensationellen Panorama.
Fast wie 2009 in Montenegro, wo uns Etem seine Wiese zur Verfügung stellte, erinnert ihr Euch, Martin und Heleen? Das sind Luftlinie keine 30km entfernt. Wir schicken ihm Grüße über die Berge und denken an seinen köstlichen Slibovic.Wachhund!Die Vunny hält unterdessen Ausschau nach Euch!
Wir machen eine große Wanderung bis zum Talschluss, das tut Mensch und Hund gut nach der Anspannung. Wandern macht hungrig und wir haben vorweg schon nach Möglichkeit zum Essen gefragt. Alles kein Problem, die Mama kocht! Es gibt „Bean soup Theth“ Wolfgang hasst Bohnensuppe aber die Höflichkeit verbietet es, sie stehen zu lassen. Mich erinnert sie an eine Klostersuppe, Wolfgang nennt sie „Gullag Suppe“, nicht Gulaschsuppe!! Ein fettes Stück Hammelfleisch ist auch darin geschwommen, das war dann schon grenzwertig.
Wie schaltet man die Geschmacksnerven aus ?
Mit viiiiel Brot und Bier! Nach einigen Schnapserl geht’s dann wieder.
Alle, die wir hinterher fragten, erzählten von gerillten Forellen, köstichem Gemüse…..Da haben wir wohl die ArschKarten gezogen!
Nur, worüber hätten wir sonst so gelacht – aber erst nach dem Schnaps. Tja, unser Stellplatz war sicher der Stimmungsvollste von ganz Theth, da muss man schon Opfer bringen.
Der junge Mann fragt ständig nach „Cigaretts“ und „Knife“, die kleinen Mädels nach „Bonbon, Bonbon“ Erst ein wütendes „we hate beggars!“ schafft Ruhe.
Also doch –  schon tourismusverseucht. So schnell kann’s gehen!

THETH, ALWir fragen 3 Einheimische, denn es gibt noch einen anderen Weg zurück nach Shkodra.
Bad…..Worse…..Worst…sagen alle spontan, der Weg ist also noch schlechter ??? Wir glauben den Einheimischen, sie müssen es ja wissen.
„Na guade Nocht, oisse wieda zruck !!“
Wir beginnen die Woche 4 also gleich, wie die Woche 3 geendet hat, mit der Königsetappe. Kein Ruhetag, denn wir möchten den Samstag für die Rückfahrt nützen. Wer weiß, ob nicht jeder Albaner, der einen Geländewagen besitzt – alle anderen fahren ja Mercedes – einen Sonntagsausflug mit der Mama über die Berge machen will. Bei dem Prachtwetter!Der albanische Alpenhauptkamm, ALBevor wir aufbrechen, besichtigen wir noch den Blutturm. Hier versteckten sich Männer, die von der Blutrache betroffen waren. Sie gibt es in einigen abgeschiedenen Gebirgstälern offenbar bis heute noch. Die Frauen hatten die Versorgung über, die Männer verschanzten sich. Warum ist das Wort feige, plötzlich in meinem Kopf?Der BlutturmEr ist einer der wenigen gut erhaltenen.
Vunny hat mit einer ganz anderen Art von Rachelust zu kämpfen. Eine Katze stellt sich ihr mutig in den Weg, als sie ihrem Katzenbaby zu nahe kommt. Sie weicht keinen Millimeter zurück, will auf sie losgehen!OLYMPUS DIGITAL CAMERADer Weg von Theth nach oben ist „die Härte!!!“ Sorry, jetzt fällt mir kein anderer Begriff ein.
Fotografisch läßt sich das gar nicht festhalten und wir hatten auch gar keinen Gedanken daran. Bergab hat sich das nicht so arg angefühlt, aber nun müssen die 3,2 t wieder hoch! Es ist viel steiler als die Anfahrt über Boge. Extreme Haarnadelkurven, arge Verwerfungen durch Felsen und Geröll….plötzlich wieder eine Schafherde, genau an der steilsten Serpentine….puhh….
So steil bergan wegfahren ?? Mit dem Gewicht??
Geländeuntersetzung, 1. Gang, geht doch prima!
Mein armes WoKi, denk ich mir, aber eh‘ nur ganz leise. Dann wieder Gegenverkehr….ein Stoßgebet reicht da nicht!
Oben angekommen wird ersteinmal ausgestiegen, ein wenig entspannt, Kaffee getrunken und eine Geruchsprobe genommen. Nicht der geringste „Kupplungsduft“.
Auch die Nadel der Motortemperaturanzeige hat nicht einmal die Hälfte erreicht, beachtlich!!!AL_4_Theth17Wir freuen uns sehr, dass wir es gewagt haben, denn es ist doch eines der schönsten, naturbelassenen Gebiete Albaniens.
Wir beginnen den Abstieg, es ist Samstag Mittag. Die Baufahrzeuge sind schon abgestellt, das ist gut!
Die Bauarbeiter machen gerade Mittag, alle grüßen, lachen, winken, rufen uns zu: bravo, bravo……
In Boge angekommen, essen wir eine Kleinigkeit beim „Wirt“. Wir freuen uns wie die kleinen Kinder, sind glücklich und ein wenig stolz, dass wir dieses Naturjuwel so problemlos „erfahren“ durften.
Und nun zum letzten Mal:
Applaus, Applaus…. für

  • Wolfgang
    Er ist mit viel Umsicht und Rücksicht (auf’s Material, vielleicht nicht immer auf meine Nerven) die schwierige Strecke gefahren, und hat auch bei Gegenverkehr kühlen Kopf bewahrt.
    RESPEKT!
  • Toyota Hilux
    Das (Arbeits)Tier in ihm meisterte die wildesten Verschränkungen, steile Anfahrten, schleppte mit der Geländeuntersetzung seinen „Rucksack“ über Stock und Stein.
    PERFEKT!
  • Hr. Kasberger (Fa. Taubenreuther)
    Er hat mit seinem Fachwissen und seinen vielen guten Tipps die Kombi Toyo/Bimobil erst richtig offroad tauglich gemacht. Und immer ein offenes Ohr für alle unsere Fragen.
    FALEMINDERIT! Will heißen DANKE!
  • Fa. Bimobil
    Sie baut Kabinen nicht nur für’s Auge, sondern auch für’s Grobe. Handwerklich extrem stabil gemacht, alles ist heil geblieben. Ich wagte ja kaum die Tür zu öffnen, weil ich dachte, jetzt fliegt mir sicher alles entgegen.
    SCHÖN, für gutes Geld auch gute Ware zu kriegen!

Wir fahren hinaus zum Shkodra See, steuern einen Campingplatz an, der gut beschrieben ist. Der ist nicht nur gut, sondern perfekt, „Lake Shkodra Resort“
Direkt am See, mit schönen Liegen, einer kleinen Gaststätte, wo man Fische vom See anbietet,  blitzsauberen Sanitäranlagen – und Internet, Herz was willst du mehr.
Hier bleiben wir auch am Sonntag, Ruhetag!Relaxen am SHKODRA SeeNette Nachbarn, mit denen wir viel Reiseerfahrung austauschen, machen den Tag kurzweilig und erholsam. Unsere beiden Hunde verstehen sich auf Anhieb. Schön für Vunny, das hat sie sich nach der Rumplerei verdient.
Wir liegen am Strand, es hat 28 Grad und die Sonne strahlt aus einem  wolkenlosen Himmel mit uns um die Wette. Zum Schwimmen ist der See zwar noch warm genug, aber mich stört das etwas vergraste Ufer.
Wir entkorken die letzte Flasche Prosecco von Zuhause (ja, auch die ist heil geblieben!) Es gibt Grund zum Feiern:
Birgit hatte gestern Geburtstag, alle Gute, liebe Birgit!
Und die SMS von Gregor und Eva: Mein Enkelkind Nr. 8 wird wahrscheinlich ein Mädchen. Das muss natürlich auch gefeiert werden, denn nun steht es 5 : 3 für die Frauenpower.OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Abend gehen wir mit unseren Nachbarn zum Essen ins Lokal. Ortwin und Svantje kommen aus Deutschland in Grenznähe zu Dänemark. Ihre AirdelterrierHündin Fenna ist mittlerweile Vunny’s beste Freundin. Und beide lieben Frisbee!!!AL_Fenna5Die beiden (nicht die Hunde, logisch) waren schon 1982!! zum ersten Malmit ihrem Hanomag in der Sahara. Gesprächsstoff ohne Ende….
Unser neues Ziel ist Vermosh.
Wir lesen im Führer, dass die Straße schon zu 2/3 asphaltiert ist. Nach ca. 15km ab dem Abzweig im Grenzort zu Montenegro, Hani i Hotit, ist Schluß mit lustig. Das ist höchstens 1/3 der Strecke!Am Weg nach VERMOSHStatt Asphalt, Schotterpiste, aber noch vom Feinsten. Das ändert sich bald. Beeindruckende Canyon’s tun sich auf, schon wieder eine tolle Kulisse! Und schon wieder Baufahrzeuge! Sie lassen ahnen, dass sich das Asphaltband immer weiter in das Tal frisst. Aber noch geht es richtig zur Sache. Neben schönen Schotterpisten gibt es arge „WoKi-Wege“, die hätten wir jetzt nicht mehr unbedingt gebraucht, aber wir sind ja flexibel. Und erschüttern kann uns eh‘ nichts mehr……
Lepushe ist das höchstgelegene und entlegenste Bergdorf in Albanien. Überall fröhliche und hilfsbereite Menschen. Wir fragen einen Toyota Pickup Fahrer nach dem Weg, einige Zeit später kommt er uns „voll beladen“ entgegen.Schulbus auf albanisch!Schulbus auf albanisch.
Hier ist das Tal so eng, dass die Sonne um 15h untergeht und wahrscheinlich erst um 11h über die Berge kommt.Am Weg nach VERMOSH, ALObwohl wir diesen TraumÜbernachtungsplatz gefunden haben, beschließen wieder hinauszufahren zu unserem Campingplatz. In dem glasklaren Gebirgsbach züchtet jemand Forellen. Wir fragen spontan, ob er uns welche verkauft. Natürlich!
Er fischt 4 große Forellen heraus, nimmt sie aus, halbiert sie fachmännisch, (damit wir sie besser grillen können) und verlangt für fast 3 kg feinster Forellen € 9,50!
Am Campingplatz angekommen, werden wir freudig begrüßt, unsere Nachbarn sind noch da. Wir grillen und genießen gemeinsam.AL_4_CP6_bearbeitet-1Am nächsten Tag geht es endgültig weiter nach Valbon. Wir sind bei einem Kilometerstand von 24.620 angekommen und in den 4 Tagen 416km gefahren.
Kein Wunder, wenn man für 25km fast 4Std. braucht, mehr gibt der Tag nicht her.
Ich muss die Woche splitten, denn es gibt so viel zu erzählen……

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