Abschied von Albanien mit etwas Wehmut, wir hatten eine wunderbare Zeit hier. Aber auch die Erkenntnis, dass wir nur einen kleinen Streifzug durch das schöne Land machen konnten. Wir bleiben unserem Motto treu, dass es besser ist, ein Land nur teilweise, dafür intensiv zu bereisen. Über Montenegro und Kroatioen lassen wir es heimwärts rollen, nicht ohne Njegusi-Speck aus Montenegro und Muscheln aus Rovinj!
28. September bis 4. Oktober 2013
Die Grenze Albanien/Montenegro kostet uns weder Zeit noch Nerven. Nur die fesche, uniformierte Montenegrinerin will den Typenschein sehen und tippselt ihn umständlich in ihren alten PC. Vunny verkriecht sich in ihrem Kisterl, sie macht wie immer keinen Mucks. So hatten wir bisher an keiner Grenze irgendwelche Kontrollen, immerhin sind wir schon durch 7 Länder gereist.
Schlagartig nach der Grenze ist der Straßenbelag „streichelweich“. Hier kriegst du wieder ordentlich viel Kilometer für deine Stunde. Wir wählen für die Rückfahrt die „Klosterroute“
Auf der montenegrinischen Seite des Skadar See (so der Name in Montenegro) führt auf halber Berghöhe eine kleine Straße den See entlang. Sie hat uns schon 2009 so gut gefallen und begeistert uns auch jetzt. Erst fährt man durch fast mystisch anmutende Maroni–Wälder.
Sie haben teils knorrige, uralte Baumstämme, aus denen frische Triebe wachsen. Sieht skurril aus! Die Maroni sind noch nicht ganz reif, schade, wir hätten einen Sack voll aufgeklaubt. Dann wird die Sicht frei, man sieht viele kleine und auch größere Inseln, einige mit Kloster! Und eine kleine Insel mit einem berüchtigten Gefängnis.
Der Skadar See ist ja flächenmäßig der größte See der Balkanhalbinsel, mit einem offenbar völlig intakten Ökosystem. Ob’s stimmt?
Er gehört zu 2/3 nach Montenegro, 1/3 den Albanern. Man könnte glauben, man ist schon am Meer. Der See ist tiefblau und die Inseln wirken sehr malerisch. Es ist etwas diesig für’s Foto, aber Photoshop wird’s schon richten.
In Virpazar sieht es ein bißchen aus wie in Thailand, auch das haben wir 2009 schon festgestellt.
Hier essen wir eine Kleinigkeit, flüchten aber bald, weil der (Russen)Bustourismus uns ein wenig stört. Wir wollen heute ja eh‘ noch nach Rijeka Crnojevica!
Dorthin kommt man eigentlich nur über Podgorica, der Hauptstadt von Montenegro, oder über eine kleine Nebenstraße, die direkt über die Berge führt. Logisch, dass wir diese nehmen, obwohl wir von Offroad eigentlich genug haben. Alles ist halb so schlimm, denn was jetzt als kleine, weiße Straße eingezeichnet ist, wär‘ in Albanien schon beinahe Autobahn.
Wir finden auch sofort unseren Stellplatz von damals wieder. Ganz malerisch am Flussufer, in Sichtweite Stari Most, die alte Brücke.
Von hier geht man auf einem schmalen Steig zu Fuß zur Brücke aus der Türkenzeit, und wir staunen nicht schlecht, was sich seit 2009 verändert hat.
Eine hübsche Uferpromenade, sogar ein 5* Restaurant, alle Achtung!
Was wir aber suchen, sind keine 5 Sterne, sondern LUDMILLA!
Sie bekochte uns damals ganz vorzüglich, nachdem das, zu der Zeit einzige, und im Führer empfohlene Restaurant, geschlossen hatte.
Ludmilla und ihr Mann IVAN erinnern sich an uns und wir glauben ihnen. Denn Ivan sagt spontan: Aber damals hattet ihr keinen Hund!
Jetzt haben wir ein richtiges Deja vue.
Ludmilla verschwindet in der Küche und Ivan kommt mit der Grappa Flasche. Einen Grappa vorher, na klar, wir feiern Wiedersehen. Noch einen, weil Ludmilla noch nicht fertig ist. Nach dem Essen die nächste Runde, weil’s so gut geschmeckt hat. Alles vom Haus natürlich. Und zum Heimgehen noch einen …
Wir bestellen, wie vor 4 Jahren, eine Flasche zum Mitnehmen, die wir am nächsten Morgen abholen können. Sein Freund brennt ihn selber.
Die Platte mit Njegusi–Speck und Käse aus dem Durmitor-Gebirge schmecken prima, für mehr reicht unser Hunger heute nicht (die Portion am Bild ist für 1 Person gedacht!!!)
Wir haben blöderweise ja schon in Virpazar gegessen. Wenn wir gewußt hätten, dass Ludmilla auf uns wartet…..
Wir nehmen jetzt die Straße bzw. den Gehsteig für den Heimweg, nicht den steinigen Weg. Es wird schon dunkel und der Grappa….wir wollen ja nichts herausfordern. Außer einem Bluterguss im Ellbogen von Wolfgang und einer zwetschkenblauen Zehe von mir, ist bisher nichts passiert, Gott sei Dank!
Wolfgang dreht noch eine Runde mit Vunny, derweil ich ein Lagerfeuer mache.
Bald wärmt uns das Feuer von außen und der Grappa von innen. Das Feuer tut gut, am Abend ist es doch schon frisch. So lassen wir diesen 1. Tag in Montenegro stimmungsvoll ausklingen.
Am nächsten Morgen holen wir den Grappa ab. Es geht schon wieder los.
Einen Grappa zum Abschied! Nur ich, Wolfgang muss fahren! Aber geh‘ sagt er, Euch kontrolliert doch keiner. Was für eine Einstellung! Ludmilla ist noch nicht da, also noch einen Grappa. Ich bin ein höflicher Mensch, will ihn nicht enttäuschen, trinke ihn ex. Einen Moment nicht aufgepasst, ist das Glas schon wieder voll!
Aber jetzt nichts wie weg, wie soll ich den Tag mit 3 Grappa am Morgen überstehen? Gut, dass ich ausgiebig gefrühstückt habe.
Jetzt geht die Fahrt über Cetinje Richtung Lovcen. Natürlich mit der Zwischenstation in Njegusi. Dort gibt’s den berühmten Njegusi-Speck. Auch hier wandeln wir auf den Spuren der vergangenen Reise. Wir finden auch das Haus mit dem hübschen Blumengarten wieder, und genau wie damals, winkt eine Frau. Als hätte man das Rad der Zeit um 4 Jahre zurückgedreht. Nur Martin und Heleen fehlen.
Wir dürfen wieder in ihr altes Kellergewölbe gehen. Natürlich gibt es gleich Kostproben. Jetzt wird verhandelt!
Wenn wir eine ganze Keule nehmen, kostet das Kilo € 9,- Wenn wir nur Teile haben wollen, kostet das € 17 ! Geschäftstüchtig sind sie also auch schon. Weil wir uns alle so freuen und die Zwei so nett sind, kaufen wir die ganze Keule. Sie wird fachmännisch zerkleinert und vakuumverpackt.
Wir verstehen von dem was sie sagen, sowenig wie sie von dem, was wir antworten! Aber wir haben uns prächtig unterhalten.
Wir verabschieden uns wie alte Freunde, die Freude ist auf beiden Seiten groß. Sie haben ein gutes Geschäft gemacht, und wir haben eine ganze Keule NjegusiSpeck im WoKi!
In Njegusi ist man ja schon auf Bustouristen eingestellt, es gibt richtige Verkaufsbuden, wo der Speck, fein aufgeschnitten und verpackt angepriesen wird. Erinnert mich an irgendwie an HandlSpeck in Tirol. Da wollen wir doch lieber die privaten Bauern unterstützen!
Der Grappa ist schon gut verdaut, wir genießen die schöne Fahrt nach Kotor über die Panoramastraße mit den 32 Haarnadelkurven.
Der Blick auf die Bucht von Kotor ist traumhaft. Wir nehmen die kleine Fähre bei Lepetani nach Kamenari. Die € 4,50 ersparen uns einen großen Umweg, zumal wir die Uferstraße ja schon kennen.
Die Grenze zu Kroatien wird passiert und irgendwie ist es ein gutes Gefühl, wieder in der EU zu sein. An Dubrovnic ziehen wir vorbei, wir kennen die schöne Stadt.
In Slano finden wir einen kleinen Campingplatz, ziemlich urig. Wir stehen unter Olivenbäumen, nebenbei wächst Mangold, Kartoffeln, Tomaten …
Das Wasser ist noch bachelwarm, wir gehen ausgiebig schwimmen. Tagsüber haben wir noch immer 26 Grad, so wir haben den Sommer verlängert. Am Abend plaudern wir mit Reini und Gabi sie sind aus Linz und gerade die 4. Woche in Pension. Ein gemütlicher Abend, wir sitzen bis 1/2 11h draussen.
Am nächsten Tag wollen wir „kilometerfressen“ um ein gutes Stück in den Norden zu kommen. Langsam ziehen Wolken auf, die angekündigte Schlechtwetterfront ist im Anmarsch. Wir schaffen es bis Primosten, noch ohne Regen. Eigentlich möchten wir die hübsche Stadt besichtigen, wir suchen aber vorher den Campingplatz in der Nähe. Als wir endlich unseren Stellplatz am Meer finden, haben wir keine Lust mehr auf Besichtigung. Wir gehen ins Lokal essen und in die Heia.
Doch vorher muss noch der Bericht raus, den habe ich im letzten Internetcafe nicht hochladen können.
In der Nacht gibt es Regen, die Front ist da. Ausgerechnet jetzt, wo der schöne Küstenabschnitt kommt – ich verbeiße mir das Jammern, denn es ist unser erster, richtiger Regentag. Wir sind am 31. August weggefahren und haben heute, am 30. September, das erste mal den Scheibenwischer an.
Die BORA bläst uns kräftig ins „Oarschal“ das WoKi dankt es mit einem Spritverbrauch von 10,3l
Der Mittagsstopp in Makaska ist schon regenfrei, aber mit vielen dunklen Wolken.
Wir möchten noch auf die Insel Rab nachdem der Wetterbericht wieder schönes Wetter ankündigt. Diese Insel kenne ich noch nicht.
Der stadtnahe Campingplatz hat noch offen, das paßt gut. Die Stellplatzsuche ist auf dem riesigen, fast leeren Campingplatz doch etwas schwierig, denn vorne in der ersten Reihe hat sich eine geschlossene Mauer von hochglanzpolierten „Joghurtbechern“ aufgereiht. Alle stehen parallel zum Ufer, man steht faktisch vor einer weißen Wand. Sie haben alle die „Ohrwascheln“ aufgestellt, denn am Abend hockt man vor der Glotze. Aber Hauptsache man steht in der ersten Reihe!?!
Ein einziges, älteres WOMO aus St. Johann stellt sich im rechten Winkel auf, so hat man in der 2. Reihe auch noch Meerblick. Dort stellen wir uns hin und flüchten in die Stadt.
Rab ist sehr hübsch, die Stadt der Türme wird sie genannt. Nach der Besichtigungstour wollen wir noch essen gehen, doch alles wirkt irgendwie ausgestorben. Viele Läden und Lokale haben schon dicht, da kommt auch keine Lust auf Essen auf. Also marschieren wir die 2 km wieder heim und verziehen uns schmollend ins WoKi.
Jetzt wäre noch Smalltalk mit den „Grauhelmen mit der Weißware“ angesagt, man will wissen, woher wir kommen – so dreckig und verstaubt wie wir sind. Echt unschicklich!
Aus Albanien?? Oh mein Gott!!
Doch, sie haben uns am Leben gelassen!
Und Montenegro?? Da gibt es ja nur fürchterliche Campingplätze!
Wir haben keinen gesehen….
Und überhaupt hat der Lidl – den gibt’s hier überall, wie praktisch – einen superleckeren Speck um € 5,99 p. kg (wer fährt da schon extra nach Njegusi) und dazu einen exzellenten Rotwein um € 1,99. Alles vom Lidl, echt!!!
Prost, Mahlzeit! Eine andere Arte von Reiseerfahrungsaustausch!
Gleich nach dem Frühstück hauen wir ab, fahren ans andere Ende der Insel und sind pünktlich bei der 12h Fähre.
Die Sonne scheint, die Front ist abgezogen. Es ist wieder warm bei 25°.
Jetzt auf nach Rovinj! Das haben wir uns so gewünscht. Die Reise in unserer Lieblingsstadt bei schönem Wetter ausklingen lassen, das war unser Traum.
Die Strecke ist gut zu schaffen, landschaftlich wunderschön, vor allem die Küstenstraße bis Rijeka.
Um 15h30 sind wir schon in Rovinj.
Auf unserem Lieblings-Campingplatz in Valalta will man uns mit Vunny nicht haben, so bleiben wir am CP Porton Biondi. Der Platz ist in fußläufiger Erreichbarkeit der Stadt. Wir stehen mit Blick auf die „Eufemia“, vor uns versinkt die Sonne im Meer.
Dann tun wir all das, was wir an Rovinj so lieben.
Durch die Stadt bummeln…im Lieblingsrestaurant supergut essen… noch einen Drink auf den Steinblöcken im Hafen….
Wolfgang geht am nächsten Tag auf den Markt zu „seinen“ Bäuerinnen, kauft Gemüse und frischen Fisch zum Grillen.
Wir liegen am Meer in der Sonne bei 25°, das Wasser hat noch 21 Grad. Einige gehen noch baden, uns genügt ein „Fußbad“, es ist ein wenig windig.
Ernest und Susanne aus der Schweiz mit dem MAN trudeln auch am Campingplatz ein, man begrüßt sich wie alte Freunde. Einladungen nach Zürich werden ausgesprochen, und umgekehrt natürlich auch!
Wir staunen über die vielen großen Fischerkähne und die Marktfrau in der Fischhalle gibt Auskunft. Jetzt ist Hauptfangzeit für Sardinen. So geschäftig haben wir den Hafen noch nie erlebt. Ganze LKW Ladungen mit Eis werden ausgeladen und an die Boote verteilt.
Tonnenweise Sardinen!!! Ich bin fast schockiert! Da braucht sich keiner wundern, wenn das Mittelmeer leergefischt ist!
Ob ich jemals wieder Sardinen essen kann?
Am 4. Oktober treten wir die Heimreise an, mit dem Kopf voller schöner Erinnerungen, über tausend Bildern und eine Menge neuer Freunde. Jetzt geht es darum die Fotos zu sortieren, das Fotobuch hat sicher wieder mind. 180 Seiten!
Wir sind um 19.30h in Hallein gelandet, mit Zwischenstopp in Udine, denn wir nehmen wiedereinmal die Route über Triest. Wenn man das kleine Stück in Slovenien die Landstraße nimmt, ist es die günstigere Variante.
In Udine ist es sonnig und warm, wir essen auf der großen Piazza eine Kleinigkeit und wundern uns darüber, wie fesch die Menschen hier gekleidet sind. Erst jetzt fällt uns der Unterschied zu Albanien auf.
Wir freuen uns, dass wir gesund und heil zurück sind.
Auch das WoKi hat sein erstes, richtiges OffroadAbenteuer ohne Schaden überstanden. Nicht einen Liter Öl gebraucht, nicht eine Schraube locker – Toyota eben!
Ca. 6.000 km sind wir gefahren und durch 9 Länder gereist.
Schön, dass Ihr uns begleitet habt!
Wo geht die nächste Reise hin?
Wenn es nach Plan läuft, starten wir am 1. Mai 2014 in Richtung Kaukasus!
1 Kommentar
Claudius Gossler
2. März 2014 at 20:16Hi
Ich habe mit viel Freude Euren Reisebericht Albanien – Montenegro gelesen.
Wir waren auch schon zwei mal in Albanien und Montenegro und fahren heuer im Sommer wieder hin.
Könntet Ihr mir freundlicherweise die Adresse von Ludmilla geben (oder GPS Koordinaten), denn guter Speck und Grappa interessieren mich immer.
Liebe Grüße aus Aspang/Wechsel
Claudius