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Jetzt geht es endgültig nach Albanien, der Süden bietet neben den schönen Stränden auch Kulturelles, wie z.B. Butrint, Girokaster, Berat usw. Aber auch viel von dem, was man von Albanien erwartet. Herrliche Landschaften, freundliche Menschen und natürlich wilde Straßenverhältnisse. Wir freuen uns, endlich auch artgerechte Wege für unser WoKi unter die Räder zu bekommen und „arbeiten“ uns hinauf in den Norden.

14. bis 19. September 2013
Mit einem Frühstück am Strand von Ksamil fängt die 3. Woche ja gut an. Korfu liegt schon in der Sonne und ist zum Greifen nah. Fast möchte man hinüberschwimmen.
Weiter geht es von Sarande nach Osten zum
Siri i Kalter (Blue Eye)SIRI I KALTER, Blue Eye, ALHier sprudelt mitten im „Dschungel“ eine Quelle aus 50m – bisher erforschter – Tiefe hervor. Eigentlich ist es ein kleiner Bergsee. Tiefbau, türkis, smaragdgrün und 12° kalt.
Vunny zeigt ihre Kunststücke und balanciert am Baumstamm über dem Wasser. Anschließend posiert sie noch mit allen anwesenden Kindern. Oma, Opa, Mama, Papa – alle fotografieren für’s Familienalbum.AL_2_2SIE ist der Star, tut uns leid, blaues Auge!  Wir hätten eigentlich unsere Urlaubskassa aufbessern können!
Karte_Alb_1Über den Muzina Pass, für uns lächerliche 500m hoch, aber doch mit wilden Serpentinen, geht es Ri. Gjirokaster. Aber vorher machen wir noch den Abstecher nach Libohove. Hier soll es, neben einer 500 Jahre alten Platane – die größte und älteste ihrer Art in Europa – schöne Häuser aus dem 19. Jh. geben. Wir finden nichts Beachtenswertes und lassen uns in dem Restaurant unter der riesigen Platane nieder, trinken unseren ersten albanischen Cappuccino, na ja…OLYMPUS DIGITAL CAMERADort werden wir regelrecht niedergequasselt von einer jungen, englisch sprechenden Albanerin. Sie holt eine Art Gästebuch hervor mit einem Eintrag, dass tags zuvor Maria und Walter aus Salzburg hier waren. Dann beschreibt sie uns den Weg nach Lobova zur Shen Meri (die exakte Schreibweise gibt meine Tastatur nicht her, denn über dem e sind immer 2 Punkte!)
„Bad Road“,  warnt sie noch! Was für ein Stichwort für uns!!! Zuerst schottrig mit Schlaglöchern, die eigentlich Schlaggruben heißen sollen, dann kommt eine wilde Piste mit Ausschwemmungen, Abbrüchen….. 8 km lang. Zuletzt geht es in extrem steilen, sehr engen Kurven bis zum Kloster. Derweil ich im Kopf noch rechne l x b x h ??? stehen wir auch schon vor der Klosterkirche. Wir dürfen die bedeutendste byzantinische Kirche Albaniens auch von innen besichtigen, die Quasseltante von der Platane hat uns bei der „Mesnerin“ angekündigt. Sonst ist sie verschlossen.Klosterkirche SHEN MERI, ALDer Innenraum überwältigt uns geradezu, nie hätten wir in dieser wilden Einsamkeit so etwas erwartet.AL_3_LoboDer, aus dem 6. Jh stammende Bau, ist im Inneren geschmückt mit wunderschönen Ikonen, Fresken…..und erstaunlich gut erhalten.
In Gjirokaster, dem Weltkulturerbe der UNESCO, erwartet uns eine stimmige Altstadt mit ihren schiefergedeckten Häusern und einer riesigen Festungsburg. Es ist die Stadt der 1000 Stufen, schweißtreibend also, bei 28 Grad.GIROKASTER, UNESCO Weltkulurerbe. Schiefergedeckte H√§userVon der Festung hat man einen tollen Ausblick über das Tal in die Berge. Die sind immerhin über 2000m hoch.OLYMPUS DIGITAL CAMERATrotzdem kommt die Frage auf: Warum Weltkulturerbe?? Doch, man muss sie gesehen haben.OLYMPUS DIGITAL CAMERAVunny posiert schon wieder!
In der Nähe gibt es einen kleinen Stausee mit Stellmöglichkeit für die Nacht. Ein Inselchen in der Mitte mit Trauerweiden, ein Steg führt zu einem netten, kleinen Lokal – Idylle pur. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber das Bemühen der Albaner – jetzt bin ich sarkastisch, ich weiß – den Müll flächendeckend in der Landschaft zu verteilen. Es ist nicht überall so schlimm – Gott sei Dank!
Aber wir wollen ja nur nächtigen, bleiben zum Frühstück im WoKi und hauen wieder ab. Was für ein Glück, ein eigenes „Topferl“ zu besitzen – auch ganz wörtlich genommen.
Der Lokalbesitzer, auf dessem Parkplatz wir stehen, fragt nach, ob wir eh gut geschlafen haben und ob es uns eh gut gefällt in Albanien. Na klar!
Ich glaube, er hat die ganze Nacht gut aufgepasst auf uns.OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir sehen einen modernen Supermarkt und wollen es wissen. Was bekommt man in Albanien für den Packen Leke im Börserl???
Alles, von MannerWafferl bis Ariel von Nesquick bis Illy Kaffee. Nun sind wir baff! Ok, es ist ein moderner Supermarkt, aber dieses Angebot??? Und ich habe sogar Wettex auf Vorrat gekauft, weil ich dachte, hier gibt es nur Fetzen……sorry….
Ja, wir müssen auch das Bild von Albanien zurechtrücken! Natürlich gibt es auch andere Läden, die uns sehr an Afrika erinnern, aber hier bekommt man – natürlich nur bei wohlgefülltem Portemonnaie – wirklich alles.
Wir müssen den Weg zurück nach Sarande nehmen, denn wir wollen an die albanische Riviera. Bei der Muzina Passhöhe ist auf der Landkarte eine gelbe Straße eingezeichnet. Grün hinterlegt, also landschaftlich reizvoll. Die nehmen wir! Sie führt über Delvine nach Sarande. Nach ca. 1 km müssen wir den Namen „Strasse“ durch ein anderes Wort ersetzen. „Karrenweg“ fällt mir ein, aber das klingt ein wenig despektierlich für unser WoKi. Ich nenne ihn WoKi-Weg, denn ich glaube, solche Verhältnisse werden wir noch öfter haben. Reste von Asphalt oder Beton sind noch vorhanden, dazwischen die bereits erwähnten „Schlaggruben“
Die Gegend ist grandios, wenngleich der Wokiweg alle Aufmerksamkeit fordert. Erst bei Delvine gilt der Name „Strasse“ wieder und wir rollen weiter bis Sarande.Am Weg nach LOBOVE, ALDort suchen wir den Abzweig zur „Riviera Strasse“ Ri. Himare. Wär‘ ganz leicht gewesen, aber ich (jetzt statt LISA) pilotierte uns mitten durch die Stadt.
Sorry, LISA für die schlechte Kritik vorher.
Bei der Fahrt durch die Stadt bekamen wir doch auch einen anderen Eindruck von Sarande. Sie ist voller Leben (Studenten) es gibt richtig schöne Geschäfte hier, auch weitgehend sauber, aber trotzdem schiach!
Wir nächtigen an dem schönen Strand von Jali, hier stürzen wir uns erstmals in albanische Gewässer. Es ist, oh Wunder, gleich warm wie in Griechenland, kristallklar, einfach herrlich. Wir werden auf Deutsch angesprochen, von einem pensionierten albanische Arzt, der in Leipzig und Wien studiert hat, Dr. Anton Koka! Er lädt uns zum Kaffee ein und erzählt seine hochinteressante Geschichte und auch die von Albanien. Wenn er von den Russen und Chinesen spricht, wird seine Stimme ganz leise, die Augen suchen unruhig umher. Da ist noch viel in den Köpfen aufzuarbeiten.
Am Strand werden schon die Sonnenschirme abmontiert, Ende der Saison. Das macht es doch wieder trostlos, daher geht es am nächsten Morgen weiter.
Auf den Llogara Pass, 1.027 m hoch. Man schraubt sich faktisch von 0 auf 1000!OLYMPUS DIGITAL CAMERAUnser WoKi zieht hurtig den Berg hinauf und lässt die „Weißware“ alt aussehen. Einer Gruppe ungarischer Wohnmobilisten fallen fast die Augen raus. Genügend Power um auch am Berg gut voran zu kommen, und eine Straßenlage in den Kurven, die uns begeistert. So lieben wir unser WoKi!
Vlore ist wieder eine „schaiche“ Stadt, die Uferpromende genauso zugepflastert mit Bettenburgen, allerdings manche von der feinsten Sorte. Auf der Suche nach Internet trinken wir Cappuchino in einer Hotelbar, hier war alles durchgestylt, sogar das Klo!
Außerhalb von Vlore liegt in einer Lagune die Klosterinsel Zvernec. Nur über eine Pfahlbrücke zu Fuß zu erreichen, ist die Klosterkirche aus dem 13. Jh einen Besuch wert.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Pfahlbr√ºcke zur Klosterinsel ZVERNECIn der Nähe von Fier gibt es die Ausgrabungsstätte Apollonia, ein Muss für Geschichtsinteressierte. Auf der Fahrt dorthin „verfolgt“ uns ein deutscher VW Bus.
Am Parkplatz gibt es außer uns keine Touristen, man begrüßt sich gleich freundschaftlich.
Wir besichtigen die Anlage und beschließen spontan, gemeinsame Sache zu machen. Karla und Andreas sind aus der Nähe von Dresden und auch zum ersten Mal in Albanien. Unser gemeinsamer Nachtplatz liegt wieder am Meer.
In einer Art Gaststätte nebenbei wird angeboten für uns zu kochen. 2 Doraden (pro Person!!), Potatos, „albanischer“  Salat (ist wie griech.) um € 24,-natürlich 2 Bier für jeden inklusive. Schmeckte hervorragend.
Unser nächstes gemeinsames Ziel ist Berat, auch Weltkulturerbe. Wir ziehen zunächst noch zum Kloster Ardenica. Hier soll Skanderbeg im Jahr1451 zum „Fürsten der Iprioten und der Albaner“ gesalbt worden sein. Es ist das einzige, voll funktionierende, alte Kloster Albaniens und hat innen ein reich vergoldetes Ikonentableau. Echt sehenswert.AL_3_ArIn Berat lotst uns „ICH“ durch eine schrecklich enge, mit rutschigen Pflastersteinen versehene, extrem steile Gasse. Schon wieder ein Stoßgebet zum Himmel. Berat hat die Festung Kataja mit einer byzantinischen Kirche und einem Museum, besuchenswert!

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Unterstadt Mangalem, und der am anderen Flussufer gelegene Stadtteil Gorcia haben wohl den Begriff, die „Stadt der 1000 Fenster“ geprägt. Hier ist das Bild stimmig.
Man fragt sich trotzdem, nach welchen Kriterien der Status „Weltkulturerbe“ vergeben wird, oder anders herum: Warum war eine Kommission der UNESCO in Salzburg unterwegs, ob wir das angestrebte Niveau auch halten können.
Aber hallo…..Egal, andere Länder, andere Sitten bzw. Richtlinien, so wird es wohl sein.BERAT, die Stadt der 1000 Fenster, AL

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Steinbogenbrücke von Berat.
Wir fahren ein Stück nordwärts und stoppen auf einem der neu errichteten Campingplätzen. Hier sind wir sehr erstaunt über den Standard. WC und Duschen, wie wir sie selten auch bei uns finden. Eine überaus liebenswürdige, gut englisch sprechende Frau hat ihren Hausgarten für Wohnmobilisten bzw. Camper geöffnet. Sie stellt ihre Waschmaschine zur Verfügung, bietet gleich an, sie zu bügeln. Und falls was kaputt ist, gibt es auch Nähservice. Dass alles blitzsauber ist, brauche ich nicht erwähnen! Das Ganze um 1.400 Leke, also € 10,- all inklusive!
In der Nacht haben wir sintflutartige Regenfälle, sie legen die ganze Stromversorgung lahm. Macht  nichts, wir sind autark, dank Solar! Aber leider auch kein Internet, so kann mir Andreas seine Karten von Albanien nicht überspielen, denn die LISA kann’s manchmal doch besser als ICH. Jedenfalls wenn man sie mit der richtigen Karte füttert.
Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden, sie wollen in den Süden (Fähre Igoumenitsa) und wir in den Norden.
Das nächste Ziel ist Kruja , Die Stadt liegt hoch im Bergland und ist der Inbegriff albanischer Tradition. Als erstes fallen allerdings die riesigen Enver Hoxha Wohnblöcke ins Auge, die das Stadtbild extrem verhunzen. Von der Festung, ehemals Hauptwohnsitz von Skanderbeg, sind noch Reste vorhanden, so z.B. der Turm, eines der Wahrzeichen von Albanien.Festungsturm KRUJE, ALDer Bazar bietet alles was der Mensch nicht braucht, also Souvenir, Souvenir….OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuch Teppiche werden hier vor Ort gewebt und schon recht orientalisch angepriesen. Wir wollen nur durchbummeln !OLYMPUS DIGITAL CAMERANatürlich gibt es auch ein Skanderberg Museum, das wollten wir Vunny nicht antun.
Wir haben schon bemerkt, dass man mit Hunden hier kein Problem hat. Auf meine Frage, ob Hunde erlaubt sind, ernte ich nur ungläubiges Kopfschütteln und Staunen.
Ob er etwa beißt???  wurde ich in dem Lokal verwundert gefragt. Das haben wir in Spanien ganz anders erlebt! Ausgenommen in Kirchen, darf sie also überall mit, schön für sie!
Der Übernachtungsplatz ist wiedereinmal vom Feinsten. Wir suchen den Strand bei Tale. Kilometerlanger, feiner Sandstrand!Tale_bearbeitet-1Wir fahren am Strand entlang, weil ohnehin kein Mensch mehr da ist, bleiben bei einem geschlossenen Restaurant stehen, hier hockt der Besitzer auf der Treppe. Er freut sich über die Maßen, heißt uns willkommen mit Händen und Füßen. Er kann nur etwas italienisch. Wir plaudern über Vieles, mit besagten Händen und Füßen, dann bringt er einen selbstgebrannten Grappa, dafür bekommt er österreichisches Bier. Er dreht noch das Licht beim Lokal auf und gibt uns zu verstehen, dass wir seine Gäste sind, wir also keine Angst haben brauchen.AL_3_TaleHätten wir eh nicht gehabt, aber nett von ihm! Am Abend sitzt man noch draußen (im Jogger) bei einem fast kitschigen Sonnenuntergang und hervorragendem albanischen Wein.
Am Morgen ist es schon etwas frisch, so um die 15° aber wir können schon draussen frühstücken.
Jetzt aber sturheil nach Shkodra, denn östlich davon gibt es eine Bogenbrücke aus der Türkenzeit.
Ura e MesitURA E MESI, ALDort hinzukommen ist eigentlich Abenteuer genug, denn die Ausfahrtsstraße von Shkodra ist der Hammer. Zwischen Wellblech und Schlagloch, und das in der 2. größten Stadt Albaniens. Für Albaner ist das offensichtlich ganz normal, sie haben sogar einen eigenen Ausdruck dafür: gropa, gropa, Loch an Loch!AL_3_SkodJetzt zieht sich der Himmel zu und es sieht nach Regen aus.
Jammerschade, denn ausgerechnet jetzt sollte der landschaftlich reizvollste Teil kommen. Wir möchten in den Nationalpark Theth.
Es ist ungerecht über’s Wetter zu suddern, denn wir hatten in den beinahe 3 Wochen keinen einzigen Regentag (nur 2 od. 3 x nachts)
Wir fahren bis Boge hier sieht es schon aus, wie bei uns auf den Almen.
Von den Bergen sehen wir nichts, sie verstecken sich in dichten Wolken, aus denen es später auch kräftig regnet. Wir beschließen hier in Boge zu nächtigen, obwohl noch früher Nachmittag. Ab Boge ist die Straße unbefestigt, zudem der Regen und die schlechte Sicht, wir können ja hoffen, dass es morgen besser ist. Schlechter kann’s ja nicht werden.

In der Nacht werde ich wach, ich denke, jemand scheint mir mit der Taschenlampe ins Gesicht!
Vollmond, dazu sternenklar!

Ich werde meinen „Wochenbericht“ 1 Tag früher schließen, denn thematisch passt der morgige Tag besser zu Albaniens Norden.
Morgen steht die Königsetappe an, die Fahrt über den Qafe e Tertores, 1630m nach Theth.
Wenn „Hals- und Beinbruch“ ein frommer Wunsch ist, dann wünsch ich mir jetzt „Achs- und Federbruch“ und ich hoffe, das wünscht Ihr uns auch!

Wir sind in dieser knappen Woche 772 km gefahren und haben insgesamt 3.349 km zurückgelegt.
Weiterlesen: Albanien Norden (Teil 1)