Tunesien war zuletzt 2005 unser Reiseziel, damals zum ersten Mal mit dem eigenen Auto, dem Misubishi PickUp mit Dachzelt. Einen Weg über die Dünen zu finden, Wüstenluft zu schnuppern und die Weite und Stille zu spüren, am Lagerfeuer zu sitzen und den Sternenhimmel zu bewundern, das ist wohl einmalig. Und wer das einmal erlebte weiß – es lässt einem nie mehr los!
Unser Guide ist auch diesmal Mouldi (Saharareisen-Oueslati)
Mittlerweile ein lieber Freund von uns und ein erfahrener Begleiter durch seine nordtunesische Heimat und südtunesische Sahara. Mouldi hat überall seine Freunde und Verwandte, so kommt man viel mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt. Man fühlt sich mehr als Gast, anstatt als Tourist.
17. Oktober – 1. November 2008
Unsere Crew:
Heleen und Martin
Gabi und Jürgen
Martin und Rainer
Maria und Wolfgang
Wir starten also bei einem Kilometerstand von 59.695 – erstmals mit unserem selbstausgebauten Toyota Landcruiser J95.
Auch zum ersten Mal wollen wir drinnen schlafen, dadurch erhoffen wir uns eine Vereinfachung des Morgenrituals, wenn es heißt: zeitig aufstehen, frühstücken, alles einpacken und Aufsitzen!! – unser tägliches (Schmunzel;-)Kommando bei der Abfahrt!
Freitag, 17. Oktober
Mit unseren Reisefreunden Heleen und Martin treffen wir uns beim Interspar in Hallein und es geht über den Brenner nach Kaltern, wo wir uns beim Törggelen mit Speck, Käse, Maroni und vielen regionalen Köstlichkeiten auf eine andere Welt einzustimmen. Die Weinbegleitung dazu ist bewährt, Südtiroler Lagrein!
Am CP St. Josef am Kalterersee finden wir einen trockenen und warmen Nachtplatz, auch der ist uns wohlbekannt!
Samstag 18. Oktober
Die Fahrt Ri. Genua ist nebelig, aber trocken. Dann verpassen wir die Abfahrt Trighetti, obwohl auch sie wohlbekannt gewesen wäre. Das Resultat ist eine Irrfahrt durch Genua, schließlich haben wir es aber doch geschafft. Unsere deutschen Freunde Gabi und Jürgen, auch Martin und Rainer sind schon im Hafen und wir werden herzlich begrüßt. Auch das Prozedere mit Zoll und Einreiseformalitäten kennen wir, so verkürzen wir uns die Wartezeit mit Kaffee kochen und die anderen Wüstenhungrigen mit ihren z.T. recht aufgemotzten Fahrzeugen zu bestaunen.
Um halb 6h beginnt das Einschiffen und wir genießen nach dem Kabinenbezug unser erstes gemeinsames Abendessen an Bord, na ja genießen????
Sonntag 19. Oktobber
Die Überfahrt wird hauptsächlich am sonnigen Deck verbracht, für die Zollformalitäten und die Versicherung müssen wir natürlich wieder endlos Schlange stehen, aber wir haben ja Zeit.
Um 20h betreten bzw. befahren wir endlich afrikanischen Boden, der Hafen La Goulette in Tunis ist erreicht. Mouldi erwartet uns schon, es gibt ein herzliches Wiedersehen. Er lotst uns zu einem schönen Hotel am Stadtrand, wo ein tolles Buffet auf uns wartet.
Die Diskussion über die Routenführung dauert ein wenig, weil uns Mouldi gerne am nächsten Tag zu seiner Familie bringen möchte, wir wollen aber sofort in den Süden nach Dougga. Schlußendlich haben wir uns geeinigt und wir gehen erwartungsfroh in die Heia!
Montag 20. Oktober
Für das reichhaltige Frühstück nehmen wir uns noch Zeit, aber dann geht es los!
Zaghouan mit den Resten des römischen Aquädukt ist unser erster Zwischenstop, es liegt ja fast am Weg nach Bou Arada, wo wir unsere mitgebrachten Sachen abgeben.
Rim und die kleine Nadja empfangen uns mit Kuchen und Tee, es wird verabredet, am Ende der Reise wiederzukommen um ihre ausgezeichneten Brig und Mama’s handgemachten Couscous zu genießen.
Dann geht es endgültig zu den röm. Ausgrabungen von Dougga.
Die Führung durch die Dougga, die Stadt der Tempel aus dem 4. Jh. v. Chr. ist schweißtreibend, die Temperaturen sind hier noch sommerlich. Numiden, Römer, Byzanthiner und später Andalusier lebten hier in einer blühenden, gut funktionierenden Stadt. Die Ruinen wurden bereits im 17. Jh. entdeckt, mit den Grabungen begann man 1899.
Dieser geschichtsträchtige Ort stimmt uns also gut ein, jetzt geht es weiter in den Süden. Eine lange Tagesetappe bringt uns Ri. Gafsa, das Nachtquartier in Stadtnähe ist nicht so berauschend, aber jetzt geht es ja nur um’s Nächtigen, die Wüste haben wir ja noch vor uns.
379 Tageskilometer mit einer Fahrzeit von 6Std. 12 Min. machen hungrig und vor allem sehr durstig, so geht der Tag erst nach Mitternacht zu Ende!
Dienstag 21. Oktober
Heute ist die Seldja Schlucht unser erstes Tagesziel.
Wir wandern ca. 2Std. in dem Tal, sehen auch den Lezard Rouge, die rote Eidechse und die Touristenattraktion schlechthin. Im Jahr 1911 war er ein Geschenk der Franzosen an den Bey von Tunis, er ist geprägt vom Stil der Kolonialzeit. Auch heute vermittelt er noch einen Hauch von königlichem Luxus.
Wir bewundern ihn nur von aussen, picknicken im Schatten einer Akazie und weiter geht die Fahrt über den Chott el Djerid. Es ist der größte Salzsee der Sahara, mit rund 7500 Quadratkilometern nimmt er fast die 14fache Fläche des Bodensees ein!
Über Kebili und Bechni kommen wir zum Abzweig zur „Mouldi Oase“
Endlich: Sand in Sicht! Luftdruck reduzieren auf ca. 1,4 bar.
Allrad rein – Alltag raus!!
Es kommt wie es kommen muss, einer muss ja der Erste sein!
Unsere 2 Youngsters stecken im Sand! Jetzt tut Martin seinen legendär gewordenen Sager: Kann mir einer sagen, warum ich hier stehe???
Ja, Weichsand überrascht einem manchmal auch in der Ebene und wenn der Schwung feht, dann gibt’s kein Weiterkommen!
Nun, dank Hashi Ken (elastischer Abschleppgurt) ist das weiters kein Malheur und Wolfgang freut sich ohnehin wie ein kleiner Bub, dass er den Abschleppdienst anbieten kann.
Wir erreichen die Oase, stellen uns auf und inhalieren endlich Wüstenfeeling.
Sand und Wind kämpfen erbarmungslos um jeden Meter der Oase, die bald total zu versanden droht.
Ein Lagerfeuer rundet das Bild dieser ersten Nacht in den Dünen ab, wir betrachten den Sternenhimmel und sind ganz ergriffen von der fast unwirklichen Szenerie.
Hedy, Mouldi’s Freund gesellt sich zu uns und wir verbringen einen sehr unterhaltsamen Abend.
In der Nacht fällt etwas Regen und starker Wind kommt auf.
Mittwoch, 22. Oktober
Der heftige Wind hat unseren Toyo in eine Sandgrube verwandelt, wir packen rasch ein.
Sand ist überall, drinnen…..draussen….unten…..oben….ja, was jetzt??
Wollten wir nicht in die Sandwüste? Na also, dann gibt’s auch nix zu jammern!
Martin und Rainer möchten noch ein wenig Sandspielen, stecken natürlich irgendwann fest – oder wollten sie nur Wolfgang den Gefallen tun, damit er seinen Hashi Ken wieder einsetzen kann??
Wir haben sie rückwärts abgeschleppt und fahren uns kurz darauf beinahe selbst fest, dank DiffSperre sind wir aber ohne großes Manöver wieder flott gekommen.
Bei einem adhäsischen Brunnen wird fossiles Trinkwasser gebunkert und die Fahrt geht weiter durch ein unglaublich schönes Dünental mit fast weißem Sand. Heute kocht Hedy für uns Truthahn mit Gemüse, herrlich orientalisch gewürzt, dazu Fladenbrot, im Sand gebacken.
Für das Feuer brauchen wir kurz den Regenschirm, denn es nieselt.
Unterwegs entdecken wir jede Menge Sandrosen, von klein bis riesig und viele finden – nach einigem (vergeblichen) Widerstand von Wolfgang – einen Platz im Toyo!
Unser Camp ist nahe dem Chott el Djerid, natürlich mit LagerfeuerRomantik und Trommelbegleitung.
Donnerstag, 23. Oktober
Wir müssen um halb 7h aufstehen, es ist noch stockdunkel und a….kalt!
Jetzt geht es erst einmal nach Douz, wir bunkern Diesel, Wasser und Lebensmittel für 4 Tage Wüste!
In Douz stürzen wir uns ins Marktgetümmel, hier wird alles feilgeboten, was man sich denken kann.
Der Markt ist aber keine Touristenshow, sondern hier wird unter den Einheimischen noch gefeilscht und gehandelt, Schafe, Ziegen, Kamele, Hühner…..wechseln hier den Besitzer.
Wir begnügen uns mit div. Gewürzen und Gemüse, was hier reichlich und preiswert angeboten wird.
Dann geht es endlich ab in die Wüste.
Nach kurzer Fahrt müssen wir eine Pause in einem Dattelhain einlegen, Mouldi hat Probleme mit seinem HZJ, Gott sei Dank nur eine Kleinigkeit!
Hedy bringt uns inzwischen zu einem wunderschönen Nachtplatz mitten in den schönsten tunesischen Dünen.
Eine Dose Bier geschnappt und rauf auf die höchste Düne, davon haben wir immer geträumt und davon – das wissen wir – davon werden wir ein Leben lang träumen. Nirgendwo spüren wir die Unendlichkeit und auch die Vergänglichkeit so intensiv wie hier, und nirgendwo ist man so nahe bei sich, und ist doch nur ein winziger Teil von unserem Universum.
Für Martin und Rainer ist es jetzt an der Zeit, ihr Snowbord zum Einsatz auf Sand zu bringen. Der Erfolg war mäßig, der Spaßfaktor übermäßig. Und das war auch der Sinn der Sache!
Hier ist auch die beste Umgebung für unseren obligaten „Salzburger Abend“ mit Kaspressknödelsuppe und Salzburger „Kasjausn“ für die ganze Truppe. Das hat schon Tradition und es wird ein langer gemütlicher Abend.
Freitag, 24. Oktober
Wir fahren durch schöne Dünentäler, stellenweise ist der Sand sehr weich, wir stecken 1x fest, also wird gebuddelt und geschaufelt. Die Mittagsrast im Schatten bei einem Brunnen tut gut, dann bahnen wir uns den Weg weiter durch die Sahara. Manche Dünen sind nur im 2. Anlauf zu schaffen, aber wir kommen gut voran.
Unser Nachtlager schlagen wir wieder in einem Dünental auf, heute ist auch Zeit für eine Dusche. Ob das die vielen Fliegen angezogen hat?? May be, aber es waren extrem viele und extrem lästig!
Für 32 km haben wir heute 2,5 Std. reine Fahrzeit gebaucht, kein Wunder, dass man da ins Schwitzen kommt.
Nur Kamele stehen in der prallen Sonne….
Samstag, 25. Oktober
In der Früh ist es schon relativ heiß, wir fahren auf schöner Strecke zu einem Sandrosenfeld mit riesigen Sandrosen. In der Dachbox ist noch Platz, habe ich zu Wolfgangs Entsetzen festgestellt!
Mittags verwöhnt und Hedy mit einem Thunfischsalat, hot and spicy!
Der Wind wird stärker, wir besteigen noch eine hohe Düne, bevor wir auf Anraten von Mouldi und Hedy über den Chott zu einem geschützten Nachplatz in einem Tamariskenhain bei einem Brunnen fahren.
Sonntag, 26. Oktober
Der Wind hat sich gelegt, nach dem Frühstück werden vor einer Düne noch Fotos gemacht, die Luft aufgepumpt, bevor es wieder hinaus geht.
In der Datteloase von Hedy bekommen wir noch einen „Besen“ mit erntefrischen Datteln, die uns Ahmet, der Sohn von Hedy, in halsbrecherischer Kletterpartie auf die hohen Dattelbäume pflückt.
Bei der Familie von Hedy trinken wir noch Tee und verabschieden uns ganz herzlich von allen.
Weiter geht es über Matmata, Chenini bis Douiret.
Dort steht ein alter Ksar auf einem Hügel, wir dürfen auf dem Parkplatz davor übernachten. Ein sehr stimmungsvoller Platz. Der Abend verläuft gesellig und in guter Stimmung, 2 junge Berberfrauen leisten uns Gesellschaft und versuchen uns ihre Sprache zu erklären.
Eine Gruppe franz. Wüstenfahrer fand spätnachts ebenfalls noch Platz und der Aufseher wachte die ganze Nacht über uns.
Montag, 27. Oktober
Unser heutiges Ziel ist Metameur, zuvor besichtigen wir noch Ksar Sultane, ein Postkartenmotiv von Tunesien.
In dem alten Ksar von Metameur werden wir herzlich und freundlich begrüßt, Mouldi ist ja ein alter Bekannter und auch wir nächtigen hier zum zweiten Mal.
Im Innenhof stellen wir uns auf für die Nacht, zuvor gibt es noch köstliches Couscous.
Dienstag 28. Oktober
Der Rückzug beginnt, wir wollen ja noch zu Mouldis Familie in den Bergen Nordtunesiens.
Wir besuchen einen Suok in Gafsa, kaufen Gewürze und Granatäpfel und machen Mittagsrast am Meer. Es ist noch angenehm warm zum Schwimmen und das tun die meisten von uns auch. Die Nachtplatzsuche gestaltet sich sehr schwierig, denn in der Nähe der Industriestadt Sfax ist es nicht leicht, einen sicheren Platz zu finden. Schlußendlich stehen wir in der Nähe vom Strand bei einer Ferienhaus Siedlung. Für eine Nacht ok.
Sprit aus Libyen wir hier am Straßenrand angeboten, er ist viel billiger. Das ist eigentlich verboten, aber wen kümmerts???
Mittwoch 29. Oktober
Kairouan macht unsere Tunesienreise erst komplett, für uns ist das schon der 3. Besuch dieser quirligen Stadt.
Durch den Souk schlendern, frisches Brot kaufen, zuckersüße Baklava essen, das alles gönnen wir uns noch, bevor es wieder Ri. Europa geht.
Wir fahren weiter zu Mouldis Heimathaus in den Bergen von Nordtunesien. Dort wartet die ganze Familie auf uns und wir werden überschwänglich begrüßt. Vor dem Bauernhaus dürfen wir auf der Wiese stehen, Esel, Ziegen und Schafe ringsherum.
Jetzt kommt der kulinatische Höhepunkt, Couscous von der Mama, Brig von Mouldis Frau Rim und allerlei köstliche Zutaten, wie Salate, Fladenbrot usw.
Natürlich gibt es auch wieder ein Feuer, es wird getrommelt, getanzt und süffiger, tunesischer Wein getrunken. Spätabends gehen wir zu unseren Autos und verbringen hier die letzte Nacht auf afrikanischem Boden.
Donnerstag, 30. Oktober
Mit einem typisch tunesischen Frühstück beginnt unser letzter Tag. Fladenbrot, frisch gebacken, Oliven, Olivenöl, Marmelade, Honig usw.
Wir besichtigen den Bauernhof von Mouldis Bruder, die Frauen weben Teppiche, Basttaschen wechseln den Besitzer und Gabi ersteht für den Esel ihrer Freundin im Elsaß einen Tragekorb.
Nach der herzlichen Verabschiedung und dem Versprechen wiederzukommen (was wir auch gehalten haben!) starten wir unsere letzte Tour Ri. Hafen.
In Tunis schlendern wir noch durch den Souk und stellen fest, dass es hier nicht nur afrikanisch zugeht, sondern auch die westliche Welt schon Fuß fassen konnte.
Dann geht es aber ab in den Hafen von La Goulette, unsere Fähre bringt uns zurück nach Europa.
Freitag, 31. Oktober
Ein gemütlicher Ausklang unserer schönen Resie an Deck, es ist noch genügend warm zum Draussensitzen, zum Ordnen der Gedanken und Eindrücke und natürlich auch zum Entspannen.
Samstag, 1. November
Mit vielen unauslöschlichen Erlebnissen, schönen Erinnerungen und vor allem dankbar für diese tolle, unfallfreie Reise in einen anderen Kontinent, kommen wir am Nachmittag in Hallein an.