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Europa / Spanien 2017

#3 – Vom Winde verweht……

Nachdem die Schrecksekunde verdaut ist, steigen wir aufs Dach um die Misere von oben zu betrachten, der Blickwinkel ist zwar ein Besserer, aber die Situation bleibt besch… Mein heißgeliebtes Sternguckerfenster ist einfach weggeflogen!
Und weil wir es auch nicht wiederfinden – nein, ich habe nicht geglaubt, dass es noch zu gebrauchen ist – liegt es auch noch in hundert Jahren dort, wohin es der Wind verweht hat. Weil es sicher keiner wegräumt. Zumindest das hätte ich halt gerne noch gemacht und ein paar Tränen zum Abschied verdrückt ;-(
21. April – 1. Mai 2017
Fürs Erste müssen wir aber schauen, wie wir das Fenster abdichten können, jedenfalls provisorisch. Ich zaubere aus dem Gaskasten eine stabile Folie hervor (keine Ahnung, wofür ich die jemals eingepackt habe) das ist ja schon mal ein Lichtblick, dann noch 3 Rollen Tape, die hat Wolfgang in seinem Werkzeugkoffer – und Putzfetzen (sieht aus wie Sau da oben) damit das Zeug auch hält.

Alles festhalten, einschließlich uns selber, der Sturm reißt alles mit was nicht niet- und nagelfest ist, aber das wissen wir ja leider mittlerweile….
Etwas mitleidige und befremdete Blicke treffen uns von den noch zahlreich vorhandenen Besuchern, einzig ein junges Paar aus Portugal mit einem ausgebauten Pajero fragt, ob und wie sie uns helfen können.
Soweit haben wir alles im Griff, allerdings ist das Fenster, durch das wir ja aufs Dach gestiegen sind, jetzt abgedichtet. Na bravo, aber wie kommen wir jetzt wieder runter?
Die hilfreichen Hände unseres portugiesischen Freundes nehme ich gerne an, ich habe doch etwas weiche Knie bekommen da oben. Er kritzelt uns noch eine Adresse auf unsere dreckige Motorhaube, wo er meint, dass wir ev. Hilfe bekommen können.
URO-Camper in Sevilla! Wie wichtig dieser Tipp sein wird, erfahren wir erst später.
Eine kleine Wanderung soll uns ein wenig entspannen, das gelingt auch und weil die Situation ist, so wie sie ist, lassen wir uns den Abend nicht verderben, kochen uns ein feines Abendessen und köpfen eine Flasche besten span. Rotwein. Es hätte schließlich auch schlimmer ausgehen können.


Ich sehe noch einen Zettel an der Windschutzscheibe, kann ihn sogar entziffern (es ist für Wohnmobile verboten, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang hier zu stehen) aber der wird jetzt einfach ignoriert. Für heute ist es genug. Falls uns jemand darauf anspricht sag ich einfach: No hablo español!
Wir hatten eine ungestörte Nacht.
In der Früh fahren wir so rasch wie möglich hinunter nach Antequera, weil ich da oben kein Netz hatte und jetzt glüht das Internet. Die Seite von Dometic (unser Fensterbauer) schlägt mir gleich einmal 3 Dealer vor, davon einer sogar in Antequera. Den suchen und finden wir, landen in einem Laden für Dickschiffe und nachdem wir zu verstehen geben, dass wir keine potenziellen Käufer sind, konnte od. wollte er uns auch nicht helfen.
Die Suche geht weiter, in Sevilla gibt es an den 2 angegeben Adressen keine Firma mit Dometic, ja, das Internet!!! Früher hätte man gesagt, Papier ist geduldig!
Wir sind aber ungeduldig, unser Provisorium hält zwar gut, aber wir hatten ja noch keinen Regen. Jetzt versuchen wir unser Glück noch bei Uro-Camper, das Internet ist nun doch wieder hilfreich. Wir finden auf der Website die Adresse und werden dort vorstellig. Mittlerweile ist es zwar 14h30, es ist fraglich ob jemand da ist. Wir haben Glück, der Chef persönlich ist da, versteht unser Problem und grübelt schon über eine Lösung nach.

Das Fenster bei Dometic zu ordern dauert mind. 2 Wochen und er ist nicht sicher, ob er nur die Dachhaube, od. das ganze Fenster bestellen kann. Heute ist Freitag, da geht sowieso nichts mehr. Also doch lieber irgendwie abdichten.
Wir stellen das WoKi in seiner Werkstätte ab, sehen uns ein wenig um, da staunen wir nicht schlecht. Sehr professionell geht es hier zu und was da gebaut wird gefällt uns. Website: Uro-Camper, Sevilla
Ich werde mit Espresso versorgt, dann ruft er uns ein Taxi, das uns in die Stadt bringt, derweil er das Fenster repariert bzw. abdichtet. So kommen wir unverhofft zu einem Bummel durch unsere Lieblingsstadt in Spanien. Sevilla muss man erleben, wie konnten wir nur andenken sie diesmal auszulassen.
Wir kommen zurück, unser „Provisorium“ sieht aus als könnten wir damit noch um die halbe Welt reisen, in jedem Fall sollten wir aber gut bis nach Hause kommen.
Aber „Sternderl-schaun“ geht halt jetzt nicht mehr – oder doch???
Die Phantasie hat dafür ausgereicht, die Zeichenkünste leider nicht. Aber Überkopf-Malen ist leider etwas schwierig!

Der CP in Dos Hermanas liegt nicht weit entfernt, dort finden wir einen schönen Platz und atmen einmal erleichtert durch. Auch am nächsten Tag geht es mit dem Taxi in die Stadt, es ist zwar etwas weit (20km) aber wir wollen die Vunny nicht so lange im Auto lassen, schon gar nicht bei diesen Temperaturen.
Jetzt steigen wir in Triana aus, dort sind die legendären Straßen des Flamenco. Der Stadtteil liegt jenseits des Rio Guadalquivir, nicht nur der Flamenco wurde hier geboren, das Viertel ist auch berühmt für seine Läden und Werkstätten für Keramik.


Wir gehen die Calle San Jacinto entlang bis zur Brücke über den Fluss. Viele Geschäfte sperren gerade auf, die Menschen sitzen schon in der Morgensonne und trinken zeitunglesend oder laut schwatzend café solo – manche auch cerveza!
Der Stadtteil gehört hier noch den Bewohner der viertgrößten Stadt Spaniens. Erst bei der Puente de Triana wird es touristischer.
Wir bleiben noch in Triana, suchen in einer Bar Labung in Form von Tapas und Manzanilla. Nebenbei ist die Kirche Parroquia de Santa Ana und sehen erstaunt bis amüsiert zu, wie sich eine Hochzeitsgesellschaft zusammenfindet. So viele aufgeputzte Frauen kenne ich eigentlich nur aus Filmen oder aristokratischen Hochzeiten. Die Meisten tragen Hüte in allen erdenklichen Formen und Größen, oder einen anderen Kopfschmuck, immer perfekt zum Outfit passend.
Alle Klischees über die Spanierinnen scheinen sich hier versammelt zu haben.
Sie sind schön, stolz, selbstbewusst und temperamentvoll.
Viele hängen aber am Arm ihrer begleitenden Männer – die sind mindestens genauso fesch!!! –  weil sie mit ihren hochhackigen Schuhen auf dem schrecklichen Pflaster gar nicht gehen können. Da war ja unser Altstadtpflaster in Hallein der reinste Tanzboden!

Wir marschieren über die Brücke und tauchen nochmals ein in das Treiben der Stadt. Weil wir ja alle „Must see“ vor 5 Jahren schon besucht haben (um die Kathedrale Santa Maria de la Sede besichtigen zu können, hat sich eine mind. 100m lange Schlange gebildet!)  können wir uns den Gassen und Gässchen widmen, wie uns lustig ist.
Und es ist lustig….

Das Leben spielt sich auf der Straße ab, ich erstehe für meine Mäderl-Enkelschar 5 Flamenco-Kleider und für die Buben 4 fesche Stroh-Hüte. Auch das macht die oMi glücklich und zufrieden.
Noch einen Café cortado in einem schönen Innenhof und wir wissen, Sevilla ist und bleibt unsere Lieblingsstadt in Spanien.
Sevilla ist sinnlich, leidenschaftlich, berauschend – hab ich vom Lonely Planet abgeschrieben, könnte aber auch von mir sein ;-))
Vunny findet shoppen langweilig, aber sie ist geduldig, wie immer!
Derart emotionalisiert geht es weiter, wir steuern unseren nächsten Lieblingsplatz an. Tarifa!
Tarifa ist schon ein bisschen Afrika, wir können es riechen, fühlen, schmecken – und sehen. Bis zur Küste von Marokko sind es gerade mal 14 km. Tarifa ist aber auch jung, lässig, es ist das Paradies der Kite-Surfer – denn Tarifa ist windig. Immer! Mal mehr und mal weniger. Heute ist es mehr!
Sich über den Wind in Tarifa zu beklagen wäre ungefähr so, als würde man sich in Salzburg über den Schnürlregen  aufregen. Das tun wir natürlich nicht, weder dort noch da, suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen und genießen Tapas, Manzanilla & Co.
Was dann kommt ist klar: Playa de Bolonia.
Berühmt für seine röm. Ausgrabungen, aber die sind uns wurscht, wir suchen wieder unser kleines Paradies am Ende des Dorfes mit dem kilometerlangen Sandstrand und der Riesendüne. Dort hatten wir vor 5 Jahren so wunderbare Tage verbracht.
Ist es noch so ???
Ja 😉
Ein WoMo aus FR steht da und sonst scheint die Welt stillgestanden zu sein. Der Rest ist rasch erzählt: Gegen den Wind aufstellen und faul in der Sonne sitzen, oder stundenlang am riesigen Sandstrand marschieren.

Zeitmäßig hätten wir locker 3x den Untersberg erklommen, bloß das mit den Höhenmetern kriegen wir am Meer nicht so hin. Und anstatt Blasen an den Füßen haben wir sand-gepeelte Sohlen wie die Babies, na ja fast…

Die Riesendüne wird natürlich auch bezwungen, da haben wir doch ein paar Höhenmeter auf unserem Fitness-Konto. Auch Vunny hat ihren Fitnesspartner gefunden, der kleine Kerl verfolgt uns sehr anhänglich und die beiden veranstalten die wildesten Rennspiele. Da muss der Kleine ordentlich angasen, bei dem Tempo…
Weil mein Wetter-App uns den ersten Regentag unserer Reise prophezeit (nach genau 4 Wochen) checken wir nach 3 wunderbaren Strandtagen am CP Rio Jara, kurz vor Tarifa ein, der ist auch in guter Erinnerung. Dort wollen wir den Schlechtwettertag aussitzen. Das tun wir auch, halt weniger im Sitzen, als im Liegen, denn rausgehen kann man nur, wenn der Hund muss! Es schüttet und gießt und stürmt….und unser Fenster hält dicht!!!!
Am nächsten Tag ist der Spuk vorbei, wir machen uns wieder auf den Weg in unser Paradieschen, full Service hat uns und dem WoKi gut getan.

Von Sonne, Meer und Sandstrand können wir ohnehin nie genug kriegen, also werden wir hier die Tage genießen und auf unsere Freunde warten.

Warum glaubt ihr, dass die Kühe hier so braun sind???
Sie liegen den ganzen Tag in der Sonne – ohne Sonnencreme!!!!Kühe am Strand – für die Vunny wie großes Kino!

Das Wetter könnte perfekter nicht sein, auch der Wind hat sich gemäßigt, die afrikanische Küste ist zum Greifen nah und schon plagt uns die nächste Sehnsucht. Unser Versprechen, dass wir uns im Herbst wiedersehen haben wir hinüberschickt, und sind sehr zuversichtlich, dass wir es auch einhalten können.

Der vereinbarte Treffpunkt mit unseren Freunden in Mérida ist ca. 400km entfernt, ein SMS von den Beiden sagt uns, dass wir am Dienstag, den 2. Mai hier unsere Zelte abbrechen und uns auf den Weg in die Exremadura machen.
Aber das ist natürlich wieder eine andere Geschichte.
Weiterlesen: Spanien Teil 4

Salute!

Maria & Wolfgang & Vunny