Im Süden Kretas wäre noch ein Highlight für uns, und hoffentlich nur für uns bzw. 4 x 4 zu „erfahren“.
Die Tripiti-Gorge. Von Matala geht es also nochmals ein Stück zurück durch die besonders grüne, weil fruchtbare, Messará-Ebene bis Mires und dann wieder südlich. Eine enge Schlucht und ein schöner Beach sollen dort auf uns warten. Die Schotterpiste gibt Hoffnung, dass hier nicht allzuviele Touristen unterwegs sind. Richtig!
Nur der Sturm, der hat uns wieder entdeckt!
20. – 26. September 2019
Noch vor dem Frühstück flüchten wir von unserer Pol-Position am Strand von Kómos. Bevor die ersten Ein- und Aussteiger – diejenigen, die für 1 – 2 Wochen ein wenig vom spirit of freedom (oder sonst was) schnüffeln wollen, also, bevor die wieder kommen und uns zuparken, flüchten wir ein kleines Stück den Berg hoch, hinter den Ausgrabungen von Kómos ist ein aussichtsreicher Frühstücks-Platz für uns.
Nur für uns!
Warum? Weil gut versteckt und so verworfen, dass alle lieber unten an der Straße parken.
So gestärkt fahren wir quer durchs Land, auf kleinen weißen, aber guten Straßen, durch enge Dörfer bis Vasiliki. Jetzt müssen wir entscheiden, welche Piste wir zur Tripiti nehmen, da gibt es nämlich mehrere Möglichkeiten.
How many roads…
Es geht ohne Asphalt weiter, aber auf gutem, teilweise etwas groben Schotterbelag, genügend breit, nicht zu vergleichen mit dem schmalen Pfad in die Richtis-Gorge.
Das hier ist Offroad-Genuss.
Kein Herzklopfen, nur Freude über die grandiose Landschaft, das Panorama und die tolle Strecke. Bevor es in die Schlucht hinuntergeht fordern ein paar steile Kehren die Konzentration des Drivers, aber der ist ja geübt und die Beifahrerin bleibt gelassen, ich bin auch schon geübt – um nicht zu sagen abgebrüht, schließlich gibt es hier keine Balkone!
Die Einfahrt in die Schlucht lässt dann doch noch etwas Spannung aufkommen, man kann kaum glauben, dass man sie Durchfahren kann.
Weil wir aber schon wissen dass es geht, ist die Herausforderung eher die – wo positioniere ich mich am Besten um gute Fotos zu bekommen.
Durch diese hohle Gasse muss er kommen…
Sieht spektakulär aus, geht sich aber gut aus und danach wird die Schlucht wieder breiter und landet schließlich am schönen Tripiti Beach.
Hier gibt es eine Taverne und auch ein paar abgewrakte Wohnwägen stehen herum, die übersieht man am besten.
Wir stellen uns auf, gehen schwimmen, trinken Café frappé, plaudern ein wenig mit den franz. Motorradfahren und den Leuten, die per „Jeep Safari“ hierhergekarrt werden, zu 8 im Defender eingezwickt. 1 Runde schwimmen und weiter müssen sie….uns ist’s recht.
Der Abend verläuft ruhig und beschaulich, dann schleicht er sich wieder an, der Wind! Rüttelt uns unsanft aus unseren Träumen. Wir sind schnell hellwach. Alles verstauen, was nicht niet- und nagelfest ist, alle Fenster zu, sonst fliegt wieder eines davon, wie damals in Spanien.
Am nächsten Morgen sehen wir, dass die Einheimischen ihre Boote aus dem Wasser holen, da brechen wir lieber gleich auf. Sturmwarnung!
Sollten wir trotzdem, wie geplant, die Fahrt der Küste entlang bis Lentas und Kali-Limenes wagen?
The answer my friend is blowin‘ in the wind… na gut, wir wagen es!
Die Welt gehört den Tapferen, das hat schon Christoph Kolumbus gemeint und der muss es schließlich wissen – also los!
Eine schmale, grobschottige Piste schlängelt sich, dem Gelände angepasst, in zahlreichen Kurven bergauf bergab durch faszinierend schöne Landschaften mit Blick auf das tosende Meer.
Wir bieten dem Wind viel Angriffsfläche, mal von rechts, dann von links, klar, wir arbeiten uns ja Kurve um Kurve weiter.
Aussteigen für Fotos ist keine gute Idee, ich hätte es probiert, da fehlte mir grad noch der Besen und ich wäre weggeflogen! Wolfgang hat da bezüglich Schwerkraft schon einen erheblichen Vorteil, wenngleich der auch kleinweise schrumpft, bei der guten Küche hier 😉
In Lentas bleiben wir stehen, fühlen uns wie ein guter Cocktail sein soll, geschüttelt und/oder gerührt!
Der kleine Badeort ist überschaubar, in einer netten Taverne stärken wir uns mit köstlichen Dingen aus der griechischen Küche. Man erzählt uns, dass so ein heftiger Ostwind eigentlich sehr selten ist und er noch 2 Tage anhalten wird.
Auch kein Trost. Da brauch ich ja zu Mittag schon einen Raki!
So beschließen wir auf Asphalt wieder hoch zu fahren, vielleicht ist es bei Matala besser, es wäre die windabgewandte Seite. Kurz davor gibt es nämlich eine der größten Ausgrabungsstätten Kretas und ein wenig Kultur könnte ja jetzt nicht schaden.
Festos, der zweitgrößte minoische Palast, bereits um 1900 v. Chr. erbaut uns ebenfalls bei der Katastrophe um 1450 v. Chr. zerstört.
Seine exponierte Lage mit einem sagenhaften Rundumblick und die hochinteressante Geschichte von den Minoern und ihrem Lebensraum machen Festos zum Besuchermagnet, aber das haben wir auch so erwartet.
Der Wind frischt auch hier etwas auf, ist aber im Vergleich zu Südküste um Lentas harmlos.
In Timbáki kaufen wir ein und als wir aus dem Supermarkt kommen, haben wir nicht eine volle Speisekammer, wir haben auch hier Sturmstärke. Was liegt näher, als wieder einen CP aufzusuchen, ein wenig Fassadensanierung und Saubermachen wäre jetzt ohnehin angesagt.
In Agia Galíni werfen wir den Anker am CP „No Problem“.
Zwischen hohen Eukalyptusbäumen, Tamarisken und meterhohem Schilf stehen wir leidlich gut und sicher. Der Platz ist fast leer, das Restaurant aber stark besucht, hier kommt man auch von „auswärts“ zum Essen. Man speist bekannt gut und so ist es auch. Ich habe jedenfalls noch selten so ein hervorragendes Thunfisch-Carpaccio gegessen.
Das versöhnt, hält uns bei guter Laune und die Auskunft, dass im Laufe des nächsten Tages der Sturm wieder zurückmutiert zum Wind und dieser dann in der Nacht ganz einschäft, lässt uns selbiges auch tun. Oder war es der Raki? Hier bekommt man nach jedem Essen einen reichhaltigen Teller mit Obst und dann ein kleines Flascherl Raki serviert. Möchte man diesen austrinken, wäre es gut, wenn der SP nicht weit entfernt ist. Flußläufig, natürlich!
Tags darauf kann man schon schwimmen gehen, die Flora ist ohnehin nicht zu bremsen wenn sie Wasser sieht und Wellen machen ihr gar nichts mehr aus. Sie pflügt hindurch, dass mir manchmal Anngst und Bang wird. Hier ist schon Ende der Saison!
Der Wind ist wirklich eingeschlafen, wir schleichen uns gleich in der Früh leise davon – wir wollen ihn schließlich nicht wecken (Anm: Das ist uns bis heute, 4. Okt. auch gelungen! )
Triopetra liegt gleich in der Nähe, es sind 3 markante Felsen in einer schönen Bucht. Da fahren wir hin, die möchten wir fotografieren und dann weiter in den Westen.
Wir sind gekommen um zu bleiben!
Hier ist es unglaublich schön. Nach 38km ist unsere Tagestappe schon wieder zu Ende. Das ist der Vorteil von unserer Art zu reisen, wo es schön ist bleiben wir!
2 Tavernen und am Ende der Bucht ein einsamer Stellplatz. Schöner geht nicht – echt nicht!!!
Weil wir uns mit Freunden in Plakias treffen möchten, fahren wir tags darauf ein paar Kilometer entlang der Küste und dann auf kleinen Wegerln (Straße, wäre übertrieben) durch wunderschöne Landschaft und kleine Dörfer bis Spili.
Da muss man anhalten, neben dem Brunnen mit den 25 Löwenköpfen Café frappé trinken, dazu bestes Bergwasser, was gleich in großen Flaschen auf den Tisch gestellt wird, und „homemade walnut pie“ – nicht nur Nikos Mutter kann guten Kuchen backen!
Es ist ein hübsches Städtchen mit kleinen Läden und natürlich einigen Touristen, aber das halten wir schon aus. Nur so Massenaufläufe sind halt nichts für uns.
Das fruchtbare Tal des Megalopótames endet ja am sagenhaften Préveli Beach mit seinen Palmen, das wäre für heute unser Tagesprogramm bevor wir uns am Abend in Plakias treffen. Auf der Fahrt dahin gibt es eine venezianisch anmutende Brücke zu besichtigen. Sie wurde aber erst im 19. Jh. erbaut, die Flora kann sich eher für das kühlende Wasser begeistern. Aber es ist ein dekoratives Fotomotiv.
Das Kloster Moní Píso Préveli thront dekorativ über der Küste, es ist ein populäres Ausflugsziel und wir sind natürlich nicht alleine hier.
Es war ein wichtiges geistiges Zentrum des kretischen Widerstandes mit Geheimschule und verborgenen Versammlungsräumen.
Der terrassenförmige Innenhof, die Mönchszellen und der Quellbrunnen mit dem orthodoxen Sinnspruch „Reinige deine Seele und nicht nur dein Äußeres“ gefällt uns gut, besonders aber die Kirche, wo leider fotografieren verboten ist. Sie ist reichhaltig mit Ikonen ausgestattet, sehr beeindruckend.
Auf einem P in der Nähe glänzen hunderte Autos in der prallen Sonne, wir finden gerade noch eine Lücke, von hier geht man zur Aussichtsplattform zum berühmten Préveli-Beach.
Ein steiler Serpentinenweg führt weiter hinunter zum Strand, uns genügt die Aussicht von oben, es wäre viel zu heiß für Flora – und für uns natürlich auch 😉
Nach Vai ist das der 2. größte Palmenhain, auch hier war der Strand fest in der Hand der Aussteiger, Freizeit-Hippies und Backpacker, die z.T. Monate hier verbrachten und deren Hinterlassenschaften buchstäblich zum Himmel stanken.
Geht natürlich alles nicht mehr, er bleibt trotzdem fest in der Hand der Touristen, die von überall mit den Booten hergeschippert werden.
2010 wütete ein Brand, der den Palmenhain schwer geschädigt hat, aber die meisten Palmen überlebten, zum Glück.
Gleich nebenan ist der Ammoúdi Beach, von dort führt auch ein Fußpfand zum Préveli Strand, wesentlich kürzer und nicht so steil.
Von der venezianischen Brücke geht der Abzweig auf die Piste, von der im Buch gewarnt wird, sie zu befahren. Ja, sie ist wirklich etwas grob, teilweise verworfen aber schön in die Landschaft gebaut, mit 4 x 4 und etwas Bodenfreiheit tadellos zu befahren.
Am Ende gibt es eine Taverne, einen schönen Beach, wie immer halt. Wir gehen erst einmal schwimmen, auch wie immer…
Dann marschieren wir hinüber zu den Palmen, wandern ein Stück zurück, dem Flußlauf entlang und wissen nicht so ganz, ob wir die allgemeine Begeisterung teilen können. Natürlich muss man ihn gesehen haben, so richtig beeindruckt hat er mich eher von oben.
Wir treffen unsere Freunde Bärbl und Manfred am CP Apollonia in Plakias, der aber nicht unseren Wünschen entspricht. Daher überreden wir die beiden, nochmals mit uns nach Triopetra zu fahren, der Strand ist sagenhaft und die Ruhe dort auch.
Wir verbringen herrlich entspannte Tage, genießen alles was geboten ist, und das ist ziemlich viel.
Das kühle Blonde (hier ist das der Retsina) geht schon zum Frühschoppen, Manfred grillt am Abend perfekte Schweinefilets, Wolfgang das Gemüse, dazu besten kretischen Rotwein und die Krönung kommt dann spätabends, als Manfred seine Gitarre auspackt und wir „de oidn Hadern“ mit Inbrunst in den Sternenhimmel schmettern.
Where have all the flowers gone…long time passing…ja, lang lang ist’s her!
So gehen die traumhaften Tage schnell vorbei, wir verabschieden uns von unseren lieben Freunden, jeder fährt in eine andere Richtung, wir wollen weiter in den Westen und ich verrate Euch schon mal: Es kommt noch ein Kult-Strand aus der Flower-Power-Zeit – Sougia!
Stay tuned – bleibt dran – wir freuen uns!
Polla Cheretismata!
2 Kommentare
Wolfgang Minzer
13. Oktober 2019 at 21:10Hallo liebe Reisende, danke fürs Mitnehmen.
Die App windfinder zeigt Euch den Wind – und Richtung an
incl. Vorhersage. Ist ganz nützlich.
Weiterhin alles Gute und neugierig bleiben.
Wolfgang mit Emma
marianne
5. Oktober 2019 at 9:48so schöne aufnahmen.freut uns das es euch gut geht.
lg Marianne