…alles wird gut! Die Erkenntnis, dass wir unseren Urlaub abbrechen müssen, schmerzt. So wie mein Fuß. Und wir beide kennen uns schon so lange 😉 ich bin sicher, dass es nicht bloß eine Verstauchung oder Prellung ist, er flüstert mir bei jedem Tritt: something is broken! Da fühle ich mich im Krankenhaus in Salzburg besser aufgehoben und auch verstanden. Der Medican, der über dem Peloponnes tobt, beschert mir noch ein paar gemütliche – und fast schmerzfreie Tage – im Schatten der Tamarisken am CP in Agía Galílni, alle Fähren eingestellt!
17. – 25. Sept. 2020
Die Vorboten des Medican sind in Soúgia schon zu spüren, der Himmel hat ein verwässertes Blau und im Landesinnereren drohen tiefschwarze Wolkentürme. In den Strand-Tavernen werden Stühle und Tische nach hinten geräumt. Das sieht nicht gut aus.
Trotzdem humple ich noch – mit Wolfgangs Unterstützung – in die nahe Taverne und wir genießen unser Frühstück mit dem üppig belegten Omlett und heiße Cappuccino. Aber noch währenddessen müssen wir unter das schützende Dach, es schüttet in Strömen, der Wind frischt auf. Wolfgang hat schon am Abend das WoKi reisefertig gemacht, so haben wir alles im Trockenen und sind gleich startklar.
Der Sturm wird auch den Nordwesten Kretas streifen, sagt die WindyApp, also flüchten wir ostwärts. Die Bequemlichkeiten eines Campingplatzes sollen mir jetzt das Leben erleichtern. Wir trudeln am CP „No Problem“ ein, wenig später unsere Freunde.
Da ich keinen Ruheschmerz habe, bin ich auch nicht allzu traurig, dass momentan weder Fähren noch Flugzeuge zu buchen sind. Wir verfolgen entsetzt im Fernsehen was der Medican vor allem am Peloponnes rund um Patras angerichtet hat, während wir auf das Abendessen warten. Die bekannt gute Küche des Campingplatz-Restaurants enttäuscht uns nicht.
Hier kann ich wenigstens zur Taverne humpeln, oder zur Dusche…Unterstützung bekomme ich von allen Seiten.
Wolfgang kocht tags darauf für uns 4 Thunfischspaghetti, Hans spendiert besten Nussschnaps, ja, wir hatten einen sehr gemütlichen Abend.
Die Nachbarn hinter unserem Stellplatz mit ihrem betagen T3 bieten ebenfalls Hilfe an, Esta ist Osteopathin und Physiotherapeutin. Ihre Lymphdrainage tut gut, die Schwellung ist schon recht heftig.
Wolfgang und Flora erkunden derweil die Umgebung, z.B. das Denkmal des Ikarus u. Daedalus, deren dramatische Flucht in Agía Galílni begann.
Am Montag bekomme ich den Rückruf von unserer Fährgesellschaft, eine Nacht-Fähre mit Kabine wäre von Heraklion nach Piräus zu kriegen und dann am Dienstag von Patras nach Ancona. Die nehmen wir, dann sitz ich am Freitag schon im UKH. Gute Aussichten 😉
In Heraklion wird nichts überprüft, bestenfalls die Maskenpflicht, die Kabinen sind ziemlich neu, jedenfalls moderner als je gehabt. Trotzdem sind Innenkabinen für uns ein Albtraum. Aber für eine Nacht muss es reichen.
Der nächste Albtraum ist Piräus zur Rush Hour, wir brauchen eine geschlagene Stunde um aus der Stadt hinauszukommen, der Verkehr ist unglaublich. Unglaublich chaotisch.
4 – 6 spurig, dann pötzlich wieder einspurig, was kilometerlangen Stau verursacht und dazwischen die waghalsigen Moped- bzw. Roller-Fahrer. Erst nach Elefsina können wir durchatmen. Ein kleines Frühstück ist drinnen, dann geht es weiter über Thiva und Arachova , da müssen wir nochmals stoppen, denn im Vorjahr lief hier der Wahnsinn ab.
Dutzende Busse mit Menschen aus dem asiatischen Raum drängten sich beim View Point, jeder, aber wirklich jeder, stieg auf die Steinmauer mit den großen Buchstaben und machte Selfies ohne Ende und in allen möglichen wahnwitzigen Posen….das war ziemlich grotesk.
Jetzt ist der P menschenleer, nur ein paar Katzen stürmen herbei, sie vermissen die Touristen, von denen sicher manchmal etwas abgefallen ist. Zum Entsetzen von Flora bekommen die hungrigen Miezen das Futter, das sie am Abend nicht aufgefressen hat – und sie muss dabei tatenlos zusehen. Ich glaube, sie hat mich dafür grad nicht sehr gemocht, ihrem vorwurfsvollen Blick nach zu schließen. Am folgenden Abend ist ihre Schüssel leergeputzt 😉
Über Delphi – beinahe ohne Touristen – kurven wir hinunter zum Meer.
Noch eine kleine Mittagsrast am Meer bei Itea, mein Fuß braucht zwischendurch Pause zum Hochlagern und die Flora auch. Sie dreht mit Wolfgang die letzte Schwimmrunde im Meer für dieses Jahr.
In Patras kommen wir beinahe zu spät zum Boarding, knapp eine Viertelstunde vor dem Auslaufen.
Beim „Check In“ werden uns 4 Zettel in die Hand gedrückt, die muss ich noch ausfüllen.
Hurry up! Im Befehlston!
2 fürs Einschiffen, 2 fürs Ausschiffen. Beidseitig in englisch voll bedruckt, ich kann in der gebotenen Geschwindigkeit gar nicht alles lesen und schon gar nicht verstehen. Ich kritzle irgendwas drauf, eh beinahe unleserlich vor Aufregung. Die Zettel werden achtlos auf einen Stapel geworfen und landen sicher dann im Papierkorb.
Wir sind an Bord!
Gott sei Dank ist unsere Kabine ist ja reserviert. Whow, wir staunen. Große Kabine mit Fenster raus zum Bug, sogar mit Kühlschrank.
Mein Fuß ist von der ganzen Fahrerei so arg angeschwollen, ich liege nur am Bett mit kühlenden Umschlägen und lasse mich verwöhnen. Bitte noch einen letzten Café frappé…und Retsina ist doch auch noch im Kühlschrank?….kannst Du mir bitte noch ein Pita Gyros bringen…ist der Raki schon aus?
Das Service ist gut, aber der Abschied fällt doch ein bisschen schwer.
Warum sich in Ancona das Ausschiffen so in die Länge zieht wissen wir nicht, wir liegen vor dem Hafen und dürfen nicht rein. Über 1 Std. lang!
Schlußendlich haben wir es geschafft, die Zettel interessieren niemand.
Willkommen in Italien.
Unser Plan, heute noch die knapp 100km bis zum SP beim Weingut Santini zu fahren, wackelt. Schon wieder endloser Stau bei der Ausfahrt.
Glücklicherweise erreichen wir noch vorm Finsterwerden unseren Stellplatz, die Steine purzeln von unserem Herzen 😉
Am nächsten Morgen geht es heim, nicht ohne Wein gebunkert zu haben.
An der Grenze in Tarvis bzw. Arnoldstein werden wir von der Autobahn abgeleitet, die Womos auf die linke Spur, PKW und LKW auf die rechte. Ernst, aber freundlich werden wir befragt, in welchen Ländern wir in den letzten 10 Tagen waren. „Griechenland und Italien“ ist unsere ehrlich Antwort, damit wünscht man uns gute Weiterreise, das war’s mit den Grenzformalitäten – wir sind in Österreich!
Der Rest ist rasch erzählt. Das Röntgen ergibt:
Fußwurzelknochen gebrochen ;-(
Der gewissenhafte Doc meint, wir leisten uns noch ein MRI, er will’s genau wissen. Trümmerbruch, aber keine Absplitterungen und auch keine Verschiebungen, daher keine OP. Erleichterung!
Spaltgips wg. der Schwellung, dann 4 Wochen Geh-Gips bzw. „RennGips“, wie ich hoffe 😉
Jetzt lacht der Schnee von den Bergen, ich find’s nicht so lustig, jedenfalls nicht im September.
Wolfgang und Flora machen gleich eine Wanderung zur Schlenkenalm, die Flora kriegt sich gar nicht mehr ein. Erst Wasser, dann Schnee, das liebt sie!
Zum Schluss gibt es noch ein Resümee:
Ca.3.100km hat unser WoKi mehr am Tacho, ohne Pannen, ohne Schrammen. Danke Toyo – danke Driver!
Wir hatten 3 wunderbare Wochen mit herrlichem Wetter. Tolle Strände, kristallklares Wasser, relaxte und – man höre und staune – meistens sogar windstille Tage und nette Menschen kennengelernt. Das ist das Plus am Reisekonto!
Dass wir nochmals nach Kreta fahren werden, steht fest – wann? Wissen wir noch nicht!
Wir werden künftig lieber die Fähre von Gytheo nehmen, Piräus tun wir uns nicht mehr an. Nicht der Hafen selbst ist das Problem, hier geht alles recht überschaubar und streßlos ab, sondern die Ausfahrt aus Athen. Die Fähren kommen ja immer in der Früh zur Stoßzeit an, und wir standen jetzt zum 2. Mal im endlosen Stau.
Gytheon ist easy, die Fähre komfortabel und die Zeit auch. Immer Mittwochs um 15h30 – falls der Wind mitspielt 😉
An Kissamos um 22h30, da kann man gleich in Hafennähe noch seine Nachtruhe finden.
Nachdem es wieder sehr, sehr heiß war, fahren wir beim nächsten Mal doch eher im Frühling, oder Frühsommer (damit wir schon im Meer baden können) da ist es temperaturmäßig sicher angenehmer.
Es sind nämlich noch viele Schluchtenwanderungen ausständig, davon lass ich mich nicht abhalten bzw. entmutigen.
Mein Sturz wäre vermeidbar gewesen, denn ich habe 3 Regeln missachtet:
- Man(n) geht nicht vorneweg über eine Leiter hinunter, Frau auch nicht und alte Frau schon gar nicht. Also umdrehen, dann gibt’s auch was zum Festhalten!
- Stöcke sind sehr hilfreich, aber auf einer Leiter unpraktisch. Einfach hinunterschmeissen, dann haben sie keine Chance, dir zwischen die Haxen zu kommen.
- Und nicht in der – zugegeben eindrucksvollen – Gegend herumschauen, sondern sich auf den Weg bzw. die rutschige Leiter konzentrieren.
Falls diese Erkenntnis hilft, freu ich mich 😉
Also, jetzt hab ich Euch wieder zugetextet, hab ja Zeit….
…auch Zeit zum Nachdenken, wohin die nächste Reise geht!
Es soll schon wieder ein Insel sein!
Kein „Island in the Sun“ sondern „Island of fire and ice!“
Aber wie heißt es doch gleich:
Wer Pläne macht, der bringt den lieben Gott zum Lächeln…
Neugierig?
3 Kommentare
Andreas
13. Dezember 2020 at 11:43Ganz liebe Grüße und eine sturzfreie und gesunde Zeit – Andreas aus Thalheim
Detlev
30. September 2020 at 10:30Liebe Maria,
wir wünschen Dir gute Besserung — damit Du schnellstmöglich wieder voll reisetauglich bist
Deine unterhaltsamen Berichte haben wir wieder mit Freude gelesen.
Herzliche Grüße aus Berlin / Brandenburg
Erika & detlev
Rudi schmid
29. September 2020 at 19:26Vielen Dank für den schönen Reisebericht. Es war wieder eine schöne Erinnerung an Kreta, wo wir uns ja letztes Jahr an einem Kloster getroffen haben. Wir wünschen Dir gute Besserung und euch noch viele schöne Reisen. Island muss herrlich sein…wir freuen uns auf eure Erlebnisse.
Liebe Grüße
Alexandra u. Rudi aus Regensburg