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Armenien / Asien / Kaukasus 2014

#5 / Armenien Süden

Wir haben uns für Armenien ca. 2 Wochen vorgenommen, das Land ist nicht so groß. Es ist eigentlich die Grenze zwischen Christentum und Islam, zwischen Orient und Okzident. Wir erwarten uns neben der großartigen Landschaft mit dem SevanSee natürlich die berühmten Chatsch’khare (Kreuzsteine) und andere Denkmäler frühchristlicher Kultur. Natürlich steht auch ein Besuch der Hauptstadt Jerewan am Programm.

23. Mai – 29. Mai 2014
Heute stehen wir also schon zum 2. Mal an der georgischen Grenze, diesmal zur Ausreise nach Armenien. Wie zuvor gibt es keinerlei Probleme, nur staunende Gesichter. Ein Beamter will noch wissen wieviel das WoKi gekostet hat, aber das Interesse war eher privat.
Schon glauben wir, das war’s! Aber es hat erst angefangen.
Wir fahren, nein – wir schaukeln – von Schlagloch zu Schlagloch auf unbefestigter Straße weiter im Niemandsland (wie wir später wissen) denn die Armenische Grenze haben wir noch vor uns.
Es kommt eine Baustellenruine mit Schlammdurchfahrt. Das soll also die Zufahrt zur Armenischen Grenze sein???AM_Gr4„Du Woifgang, samma do scho richtig???“
„Wia soi i des wissen?“
Ist die Antwort und weil sie logisch ist, bin ich einmal still.
Das Fahren durch die vielen schlammgefüllten Schlaglöcher erfordert ja wirklich alle Konzentration, Wolfgang ist schon Meister im Slalomfahren.
Ein Stück weiter vorne sehen wir ein Gebäude, sieht nicht aus wie ein Grenzübergang, aber es stehen viele Autos und LKW herum.
Ja wirklich, es ist die Armenische Grenze.
Na, guade Nocht, do woa jo jeda Grenzübergang in Afrika a Leachalschaß!

Vunny wird, wie vor jeder Grenze, befohlen „die Gosche“ zu halten und sich in ihrer Kiste zu verstecken. Manchmal mault sie nämlich heraus, wenn ein Beamter den Kopf zu weit ins Auto steckt. Es ist so in jedem Fall unkomplizierter. Ich habe vorsorglich eine Decke über ihre Box gehängt, bisher hat das ganz gut geklappt. Ich bleibe – auch wie bisher – im Auto sitzen, die Frauen dürfen sich ja  hier nicht so wichtig nehmen.
Wolfgang kommt zurück, ich soll aussteigen und beim Schalter vorstellig werden, weil die Fahrzeugpapiere auf meinen Namen ausgestellt sind. Dort werde ich schon sehr ungläubig, aber freundlich empfangen. 3 Uniformierte mustern mich.
Die Frage „Where do you come from?“ beantworte ich mit selbstbewusstem „Austria“ und schon haben sie alle ein Grinsen im Gesicht. Der eine wiederholt sich an die 10 mal, „Austria welcome, Austria welcome….“ und dann fällt es ihm ein: Conchita!!!
Gelächter rundherum, Schenkelklopfen. „Boy or girl??“ werde ich gefragt – oh mein Gott, waren das noch Zeiten als sie uns mit „Sound of Music“ assoziiert haben.

Wir müssen Geld bezahlen für die Einreiseformalitäten, dafür geht man in einen Kellerraum. Dort gibt es wieder eine Zeitreise. Neben den altmodischen Computern wird Essen am Boden gekocht….undefinierbar Klares getrunken….geraucht….alles läuft ruhig, zeitaufwändig aber unkompliziert ab. Das Thema hätten wir also auch erledigt.
Aber jetzt kommen die Zollbeamten, sie warten schon die längste Zeit um unser WoKi zu kontrollieren bzw. die Neugierde zu stillen. Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass hier 2 Menschen einreisen wollen, die nicht den selben Namen haben.
„Dont‘ married?“ ist gleich die Frage, und ich schüttle den Kopf. Er zeigt verständnislos auf den Ringfinger, ich erkläre augenzwinkernd „it’s ok, i’m lovin‘ him“
Dazu hat er nichts mehr zu sagen, er klopft einfach wiederholt Wolfgangs Schulter und kann gar nicht mehr aufhören zu lachen.
Wir kommen zu einer „Bank“ das ist ein „Raum“ mit 1x 2m. Ein Tisch mit einem uralt PC und eine raumfüllende Couch, mehr braucht eine Bank hier nicht. Wir wechseln Euro in Dram mit einem Kurs von 561Dram für 1€. Da sind wir kurzfristig richtig reich mit den Pack Scheinen in der Tasche. Weil auch hier wiederum nur ich unterschreiben darf, wird nachgefragt. „Who is the boss?“
Ich antworte, „he has the money and I’m the Boss!“ Er kriegt sich gar nicht mehr ein vor Lachen.

Mittlerweile wird es schon finster, es dauert einfach alles. Bevor wir einreisen dürfen, muss noch eine Versicherung abgeschlossen werden. Es geht wieder in ein Büro, der Mann spricht kein Englisch, kann den Zulassungsschein nicht lesen, aber der Bankmensch, der uns immer noch so lustig findet uns uns nachgeht, hilft weiter.
Inzwischen gibt es draußen einen Auflauf, eine Frau kommt aufgeregt herein und ruft immer Dog, Dog!!!
Wolfgang geht mit einem Anflug von Entsetzen zum WoKi – die Vunny thront mit einer Selbstverständlichkeit am Fahrersitz!!!
Das wollen alle fotografieren, sonst nichts, Erleichterung! Nicht auszudenken, wenn wir das ganze Prozedere nochmals mit Vunny machen müssten, die können die Papiere von Vunny ja gar nicht lesen.

Endlich geht es weiter, jetzt sind wir aber in einer Situation, die wir stets tunlichst vermeiden. Es ist stockfinstere Nacht, starker Regen, entsetzliche Straßen und KEIN Nachtplatz. Wir fahren noch ein paar Kilometer weg von der Grenze, dann sehen wir einen Parkplatz bei einem kleinen Krankenhaus. Wir stellen uns etwas oberhalb auf die Wiese und wissen nicht, sollen wir erleichtert oder frustriert sein. Bei dem argen Regen tendieren wir eher zu letzterem. Keine 10 Min. später klopft es heftig an der Tür. Das Militär steht draußen!
Wolfgang erklärt mit Zeichensprache was wir vorhaben, es folgt freundliches Schulterklopfen. Welcome, und jetzt fühlen wir uns auch so.
Ein paar Min. später dasselbe mit der Polizei, wir fühlen uns überwacht –  im positiven Sinn. Ein guter Grund ein Fläschchen zu leeren, unsere Stimmung ist schon wieder auf Urlaubsniveau. Aber draußen schüttet es weiter.
Auch am nächsten Morgen ist das Wetter sehr wechselhaft, erst sonnig, dann Wolken und wieder Regen.
Bildschirmfoto 2014-10-05 um 08.16.21Wir fahren in Ri. Gjumri, kurz davor ist unser erstes Kloster, das wir besichtigen möchten, Marmaschen, erbaut zwischen 988 und 1029.OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Zufahrt ist so abenteuerlich, dass wir immer wieder nach dem Weg fragen, weil wir es nicht fassen können. Völlig ausgeschwemmt und mit tiefen Schlaglöchern. Ohne genügend Bodenfreiheit geht hier nichts. Das Kloster an sich ist sehr idyllisch gelegen, gut erhalten und beeindruckend. Nur das schwere Erdbeben im Jahr 1988 hat großen Schaden angerichtet.OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir „arbeiten“ uns durch Gjumri, der Verkehr ist chaotisch, die Straße unglaublich, daran werden wir uns gewöhnen müssen. Der Eindruck, den wir bisher von Armenien haben ist sehr zwiespältig. Anders als in Ostanatolien, wo auch wirklich viel Armut herrscht, kommt hier eine gewisse Trostlosigkeit dazu. Man sieht schrecklich viele Industrieruinen und Wohnsilos, die Albanien bei weitem übertreffen. Hier kann man es auch ohne Enva Hoxha! Der viele Regen unterstreicht dieses bedrückende Bild.
Es macht uns betroffen – ein Land mit so viel kultureller Geschichte!  Was der Kommunismus hier angerichtet hat, ist grausam und grauenhaft.
Wir fahren weiter nach Jerewan, da ändert sich das Bild, sogar die Straßen werden besser. Ein Bus hupt uns an, Leute winken heraus, eine Reisegruppe aus Wien, wie sich später herausstellt. Wir verfolgen den Bus, weil wir annehmen, dass der ins Zentrum fährt. Es stellt sich als richtig heraus und so landen wir mitten am Republiksplatz.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

AM_Ere1Wir wechseln mit den Wienern ein paar Worte und begeben uns auf Parkplatzsuche. Fast aussichtslos, doch wir haben Glück! Hier sieht es fast aus wie am Wiener Naschmarkt, lauter kleine Geschäfte und Imbissbuden. Aus einem der Geschäfte kommt Emil, ein junger Armenier der gut Englisch spricht. Wir sind gleich die Attraktion hier, Emil bietet uns an, auf unser Auto aufzupassen. So machen wir uns am Weg in die Stadt, ich kaufe bei „Orange“ eine MircoSimkarte für mein iPad für 10 Tage um € 6,- , da bin ich aber froh!

Die vielen modernen Geschäfte erstaunen uns, von Benetton bis Pierre Cardin gibt es hier alles. Auch einen guten Cappuchino und Tiramisu. Jetzt ist auch Wolfgang zufrieden. Nicht ganz, denn er will Teppiche schauen. Wir fragen einen Taxler, er erklärt den Weg und wir finden das empfohlene Geschäft. Ihr ahnt es schon? Ja, wir haben einen sehr schönen alten Läufer aus BergKarabach gefunden. Ich bekomme noch eine Tasche aus einem alten Kelim dazu, dann verlassen 2 glückliche Menschen das Geschäft.

Emil erwartet uns schon und erzählt, dass alle Leute das WoKi fotografiert haben. Er wundert sich über die 19 Flaggen am WoKi und kann gar nicht glauben, dass wir diese Länder schon alle bereist haben. Als ich ihm sage, dass mein Enkelkind auch Emil heißt, schüttelt er mir die Hände vor lauter Freude. Wir wollen ihm eine Flasche von dem berühmten Cognac Arrarat abkaufen. Es gibt ihn von 5  bis 25jährig. Jetzt schaltet sich die Mama ein. Erst kommt sie mit Kirschen, die wir kosten müssen, auch Russische Schokolade bietet sie voll Stolz an. Die schmeckt überraschender Weise richtig gut. In einer ColaFlasche hat sie 10jährigen Cognac, wir dürfen kosten. Den Pappbecher, aus dem man üblicherweise Kaffee trinkt, füllt sie fast voll.
Ja, der schmeckt ausgezeichnet. Sie freut sich und füllt den Becher nochmals. Dann findet sie, dass ich zuwenig davon probiert habe und füllt den Becher wieder voll. Oh Gott, so viel Cognac !!!! Das war mindestens ein Viertel Liter!!! Wir müssen noch mit dem Auto aus der chaotische Stadt. Sie deutet, macht nichts, der Becher ist schon wieder voll. Den darf aber jetzt nur ich austrinken, sonst müssen wir hier am Parkplatz übernachten.

Den Weg aus der Stadt finden wir ganz easy, trotz – oder wegen? – dem vielen Cognac. Etwas außerhalb von Jerewan, in Vagharschapat liegt ein Kloster, wir denken, dass wir dort einen guten Nachplatz finden. Richtig gedacht, wir stehen mutterseelenallein direkt vor dem Kloster Sub Hriphsime.OLYMPUS DIGITAL CAMERADer Patres gibt uns noch den Segen, bevor er die Kirche verschließt und wir haben ziemlich tief und fest geschlafen.
Heute ist Samstag, 24. Mai, wir stehen früh auf, die ersten Kirchenbesucher kommen schon. Der Aufseher von gestern begrüßt uns überschwänglich, wir dürfen die Kirche besichtigen, die „profanen Bauten“ auch viele alte Kreuzsteine gibt es hier. Jetzt scheint endlich die Sonne, ein perfektes Timing für die Fotografen.OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir machen uns schnell reisefertig, heute wollen wir nach Khor Virap. Der Ararat zeigt sich nun im schönen Morgenlicht, vielleicht dürfen wir ihn heute in voller Größe sehen.AM_Arar88Die Klosteranlage in der AraratEbene ist wohl das bekannteste Postkartenbild von Armenien. Aber auch jetzt, als wir näherkommem, will sich der biblische Berg nicht ganz vor uns entblößen.
Na, dann eben nicht.
Bildschirmfoto 2014-10-05 um 08.29.53Weil Wochenende ist, stehen schon einige Busse da, auch die abenteuerlichen, gasbetriebenen UraltBusse.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Parkplatz stehen auch die ersten 2 WOMOS  aus Deutschland, die wir in Armenien sehen. Kein Wunder bei diesem Straßenzustand!
Khor Virap ist ein wichtiger Wallfahrtsort der gläubigen Armenier. Die Klosteranlage ist dem hl. Grigori gewidmet, der hier angeblich 15 Jahre lang in einem Kerker gehaust hat. Sie beeindruckt durch ihre Geschlossenheit, die Klostermauern bilden einen fast quadratischen Hof.OLYMPUS DIGITAL CAMERAÜberall werden Kerzen angezündet, Heiligenbilder geküsst – auch von der Jugend.AM_Arar87

AM_Ere8Wir decken unseren Vitaminbedarf am Straßenrand mit Kirschen, Erdbeeren, Tomaten und anderem. Gemüse. Jeder bietet hier an, was gerade wächst.
Unser nächstes Ziel führt uns in den Norden, zum SevanSee. Die Fahrt geht mitten durch Jerewan (Samstag Mittag!!!) obwohl es lt. Karte eine Umfahrungsstraße gibt. Wir fragen immer wieder Passanten, jeder zeigt in eine andere Richtung. Alle wollen helfen, obwohl sie gar nicht wissen, worum es geht. Irr- und Rundfahrten sind die Folge, aber schlussendlich hat es geklappt. Als wir dann auch noch bei Sevan anstatt geradeaus zum Kloster zu fahren mitten in die Stadt kommen, macht sich schon leichtes Nervenflattern bemerkbar. Aber könnten wir so eindrucksvoll über den elendigen Straßenzustand erzählen? Das kann man weder beschreiben, noch fotografieren, es übersteigt die Vorstellungskraft. Viele Touristen dürften es noch nicht bis hierher geschafft haben, denn wir sind wiedereinmal die Attraktion. Das WoKi ächzt und quietscht, die Schlaglöcher sind groß und tief wie Kinderbadewannen, vor allem tief. Ausweichen geht nicht, es gibt nur Schlaglöcher.
Dann stehen wir endlich bei der Klosteranlage Sevan auf der gleichnamigen Halbinsel.OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs stammt aus dem 9. Jhd. und beinhaltet 3 Kirchen. Viele Chatsch’khare, die typischen Kreuzsteine, sind zu sehen, jedes für sich ein Kunstwerk und manche 1.500 Jahre alt. Sie dienen als Denkmal, als Sinnbild der christlichen Hoffnung und vermutlich erst in zweiter Linie als Grabstein.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuch dieses Kloster liegt wunderschön am SevanSee, über dem sich schon wieder dunkle Gewitterwolken zusammenbrauen.
Am Parkplatz steht ein Ford Transit 4×4 mit Kufsteiner Kennzeichen, das gibt Hoffnung auf Gleichgesinnte. Anneliese und Günther samt Hund Leon sind seit Ende März unterwegs, 2 bzw. 3 „echte Globies“. Wir verbringen einen gemütlichen Abend auf einem herrlichen Nachtplatz direkt am Seeufer.OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuch die Hunde verstehen sich auf Anhieb und toben bis zum Umfallen.
Abends bleibt ein Auto hupend stehen, es sind Fischer, sie zeigen uns ihren Fang. Lebende Krebse, deren Spezialität offenbar die Eier sind, die am „Bauch“ kleben.
AM_Sev10Auf unser ungläubiges Staunen, ißt sie der Fischer roh und kann gar nicht glauben, dass wir dankend ablehnen. Wir kochen lieber Althergebrachtes, obwohl wir sonst sehr offen sind für Kulinaritäten. Die lebenden Krebse in heißes Wasser werfen, das geht gar nicht.
Der nächste Fischer schenkt uns frisch gefangene Fische, er will partout kein Geld dafür. Die nehmen wir gerne.AM_Sevan22Wir sitzen noch lange bei einem guten Gläschen, es gibt es Gesprächsstoff ohne Ende, wie schön, wenn sich Reisende austauschen können.
Der nächste Tag beginnt gemütlich, ein Glas Prosecco wird noch geleert, bevor jeder in eine andere Richtung aufbricht.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir starten in den Süden, von wo die beiden gerade kommen. Dort erwarten wir neben einer tollen Landschaft auch einige bedeutende Klöster. Gleich nach ein paar Kilometer liegt auf der Halbinsel Noratus ein Friedhof mit über 1000 Kreuzsteinen, alle in strenger Ausrichtung nach Westen, und einer kunstvoller als der andere.
AM_Nora3Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen und immer wieder Neues entdecken. Kaum ausgestiegen kommt „Nino“ zu uns. Eine ältere Frau, sie verkauft Selbstgestricktes. Socken, Hauben, Handschuhe, Schal…..weil wir beide so viel Spaß miteinander haben, ohne ein Wort zu verstehen (außer dass sie Nino heißt) kaufe ich ihr Socken ab und sie erklärt mir die wichtigsten Kreuzsteine und ihre Bedeutung.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir machen uns wieder auf den Weg, neben der Straße werden Räucherfische verkauft. 4 geräucherte Fische um € 4,- da freuen wir uns auf das Abendessen.
Am südl. Ende vom See liegt Martumi, wir decken uns in einem relativ modernen Supermarkt mit Futtervorrat für die nächsten Tage ein. Hier bekommt man auch den exzellenten Cognac, wir haben nämlich bestürzt festgestellt, dass wir nicht genug eingekauft haben.
Der Selim Pass mit 2.410 m bringtuns in eine wunderbare Landschaft aus saftig grünen Wiesen, mäanderartigen Bächen zwischen gelben Blumen. Dahinter mächtige 3.500 Tausender mit Schneefeldern, malerischer hätten wir uns das nicht ausdenken können. Eine alte Karawanserei erinnert uns daran, dass wir hier auf einem Teil der alten Seidenstraße unterwegs sind.AM_Seiden1

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir machen einen Abstecher nach Yeghegis, besuchen den jüdischen Friedhof und kaufen am Straßenrand aus dem Kofferraum eines uralten Moskwitsch einen Riesenbuschen Petersilie und Jungzwiebel um € 0,35. Heute gibt es Räucherfischnudeln mit Petersilie und Tomatensalat.

Das Monastery Arates ist fototechnisch nicht sehr ergiebig, es liegt schon in unmittelbarer Nähe der Grenze zum Aserbaidschan. Wir nehmen den Weg retour, weil wir das Kloster Noravank als Nachtplatz auserkoren haben (ein guter Tipp von Anneliese und Günther, danke!).
Es geht in einer Schlucht bergauf und schon wenn man das erste Mal das Kloster erblickt gibt es ein Ahhh und Ohhh….es liegt malerisch am Berg und ist eines der schönsten Klöster Armeniens. So steht’s geschrieben.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAWeil Sonntag ist, sind noch einige Besucher hier, sie wollen alle ins WoKi schauen, sowas haben sie offenbar noch nicht gesehen, aber bald sind wir alleine. Wir stehen also direkt vor dieser wunderbaren Kulisse, so schön hätten wir uns das nichteinmal erträumt. Ein Kloster und ein Gewitter, das gehört auf unserer Reise offenbar zusammen. Tiefschwarze Wolken geben einen tollen Hintergrund für das Kloster, das jetzt in der warmen Abendsonne strahlt.OLYMPUS DIGITAL CAMERADer nächste Tag beginnt mit wolkenlosem Himmel, wir verabschieden uns von Noravank mit bleibenden Eindrücken und bestätigen, was wir gelesen haben. Auch für uns das bisher schönste Kloster.
Auf der M2 geht es jetzt südöstlich in Ri. Sisian.
Bildschirmfoto 2014-10-05 um 09.12.23Am Straßenrand stehen Verkaufsbuden mit Wein in ColaFlaschen gefüllt, aufgefädelten Walnüssen in einer Art HonigGelee Mischung getaucht. Wir kaufen auch Eier, die sich am nächsten Morgen als hartgesotten herausstellen. Die Verständigung klappt also nicht immer, aber das ist ja egal.
AM_Noro44Die M2 ist zwar die Haupverbindungsstraße in den Süden, aber am Straßenzustand erkennt man das nicht. Weiterhin ist Slalomfahren angesagt, aber irgendein Loch triffst du dann doch. Das WoKi bleibt vertrauensvoll in Wolfgangs Händen, seine Qualitäten als WoKi-Pilot sind unbestritten, die als Beifahrer eher weniger ;-P

Bei Egheguadzor biegen wir links ab, TanahatiVank ist unser Ziel. Es steht einsam in einer wunderschönen Bergregion, man vermutet hier die Universität von Gladzor.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAEin Postkartenmotiv.
Eine passable Schotterpiste bringt uns bei Malishka wieder zur M 2. Uns blinkt ein HZJ mit deutschen Kennzeichen an, wir bleiben stehen. Die beiden Münchner kommen gerade aus dem Iran, sie können nicht genug schwärmen. Und schon plagt uns die nächste Sehnsucht…..

Jetzt freuen wir uns aber auf das bekannte Monastery Tatev und die Teufelsbrücke. Wir staunen nicht schlecht, denn es gibt eine Seilbahn, 2010 erbaut. Sie überspannt den Talboden des Vorotan und ist angeblich die längste Seilbahn der Welt mit 5,7km. Welch krankes Hirn hat sich das ausgedacht??? Die 13 Mio. Euro wären in diesem armen Land anders besser investiert gewesen.
Unten in Tal ist die Teufelsbrücke, hier hat sich der Fluß eine tiefe Klamm gegraben, dann geht es wieder steil nach oben. Der Weg ist unbefestigt mit vielen Kehren. Das Kloster klebt an der Felswand zur Schlucht und wurde bereits im 9. Jhd. gegründet. Hier war eine bedeutende Universität und dass spirituelle und politische Zentrum, auch der Bischofsitz. Es blieb über ein ganzes Jahrtausend hindurch das bedeutendste und aktivste Kloster Armeniens. So viel Geschichte macht uns fast demütig und wir wandeln staunend durch die Klosteranlage.AM_Tatev22

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Parkplatz stehen wir wieder ganz alleine, wir sind hungrig, durstig und müde.
OLYMPUS DIGITAL CAMERADas offenbar unausbleibliche Gewitter am späten Abend hat es in sich, nicht nur Vunny findet es zum Fürchten.AM_Geko1Der sieht auch zum Fürchten aus, ist aber harmlos.
Auch der strahlend schöne Morgen ist obligatorisch, so auch heute. Wir fahren noch ein paar Kehren hoch, der Blick von hier aus ist noch spektakulärer.
AM_Tat77Weiter in den Süden wollen wir nicht, daher geht es zurück Ri Sisian. Jetzt brauchen wir aber dringend eine Tankstelle, der steile Weg hinauf zum Kloster hat auch das WoKi durstig gemacht. Der 10l Reservekanister kommt in den Tank und dann suchen wir bei Sisian eine Tankstelle. Dizel? Kopfschütteln, Gas? nicken, so geht das 2x.
In der Stadt hilft uns ein freundlicher Armenier, er fährt vor bis zu einer „Tankstelle“ Abenteuerlicher haben wir nur in Libyen getankt. Das Vertrauen in die Dieselqualität ist nicht so groß wir die Freundlichkeit und Herzlichkeit des Besitzers.
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AM_Tank1Wir tanken nur 20l und streichen dafür das Kloster Vorotnavankh, es ist sowieso unmöglich, alles zu besichtigen.
Damit hoffen wir, bis zum SevanSee zu kommen. Es gibt nur einen Weg zurück, die M2, und so fahren wir wieder durch herrliche Landschaften Ri. Selim Pass. Sie erinnert uns mit den weitläufigen grünen Wiesen, mit den Schaf- und Rinderherden, den hohen Bergen mit den Schneefeldern sehr an die Mongolei, ohne jemals dort gewesen zu sein.
Bildschirmfoto 2014-10-05 um 09.21.44
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OLYMPUS DIGITAL CAMERAUnterwegs testen wir noch die Armenische Küche. Wir sehen ein „Restaurant“ am Fluss, ganz hübsch hergerichtet mit Kojen, wo man fast über dem Fluss sitzt.
Wir bestellen Salat und Chorovats‘ (armenische Schaschlik) einmal mit grunz, grunz, einmal mit mäh, mäh…..so einfach ist das. Zum Salat serviert man hier ein großes Stück Käse mit einem Teller voll Kräuter. Dille, Basilikum, Petersilie, dazu frisches Ofenbrot.
OLYMPUS DIGITAL CAMERADas hätte eigentlich schon gereicht. Dann kommen die Spieße mit Kartoffeln, direkt von Holzgrill, 2 Gläser Rotwein und wir bezahlen € 17,-
Am Straßenrand stehen jetzt viele Autos, alle bieten eine Art von Wiesenchampion an, sowie wilden, grünen Spargel.
OLYMPUS DIGITAL CAMERADamit haben wir für die nächsten Tage vorgesorgt, denn wir wollen am SevanSee unseren längst fälligen Ruhetag verbringen.
Zur Abendstimmung erreichen wir den See, vorher wird noch aufgetankt, hier sind die Tankstellen wieder modern und vertrauenswürdig. Der Besitzer will uns unbedingt zum Kaffee einladen, was wir bedauernd ablehnen. Es ist schon spät, und wir suchen noch einen Nachtplatz.  Also schenkt uns 2 Becher Ice Café und wir staunen wiedereinmal über die Freundlichkeit der Armenier.

Unseren Nachtplatz haben wir schon im Auge, denn auf der Wiese, wo wir vorher mit Anneliese und Günther gestanden sind, kann man durch ein offenes Gatter in eine Art Naturreservat fahren. Weil die Einheimischen (Fischer) da auch hineinfahren, stellen wir uns in ein kleines Kiefernwäldchen, vor uns die Lagune mit unzähligen Vogelarten und Fröschen, die uns ein Schlaflied singen.
AM_Sev45Dazu ein Sandstrand, der uns sehr an Posidi in Griechenland erinnert. Hier bleiben wir, es ist ein Traumplatz.
Der nächste Tag beginnt, wie immer wolkenlos, aber dann ziehen – auch wie immer – Wolken auf. Trotzdem können wir draußen sitzen (trotz 1.900m) einen Strandspaziergang machen und unsere Eindrücke verarbeiten.OLYMPUS DIGITAL CAMERAEin Abend wie jeder andere, Gewitter! Aber vom Heftigsten!! Keine 100 Meter hinter uns schlagen die Blitze in den See, begleitet vom Donner, wie Peitschenschläge. Vunny und ich verkriechen uns unter der Decke. In der Früh, wie könnte es anders sein, ein strahlender Morgen. Das Satelitenbild zeigt mir, dass keine Wolken über Armenien sind, ok. dann bleiben wir noch einen Tag.AM_Sev43So traumhaft wie der Platz ist heute auch das Wetter.
Es ist Do. 29. Mai. 2014, endlich Badetemperaturen! Die Flasche Prosecco ist eingekühlt, heute wird der Geburtstag von Marlene gefeiert. Alles Gute nach Salzburg!
Dass wir am Abend wieder Gewitter haben brauche ich nicht zu erwähnen, aber nicht sehr heftig. Morgen geht es sowieso weiter, jetzt endgültig in den Norden und dann nach Georgien.
Das ist eine neue – hoffentlich nicht so lange –  Geschichte!

PS: Bin leider stark im Hintertreffen, so viele tolle Eindrücke kann ich gar nicht so rasch „zu Papier“ bringen. Haben mittlerweile Georgien mit den besten Eindrücken verlassen und sind seit heute, 11. Juni, in der Türkei.
Weiterlesen Teil 6 Armenien /Georgien

2 Kommentare

  • Inge und Fred
    17. Juni 2014 at 15:47

    Hallo Ihr Lieben, mit großer Spannung lesen wir Eure tollen Berichte.

    Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute und tolle Erlebnisse in der Ferne.

    Ich hoffe Ihr wollt schon auch wieder Nach Hause kommen und nicht ins Kloster eintreten. War nur Spaß.

    Das Wetter beglückt Euch nicht besonders, aber Ihr kommt gerade zum Sommerwetter nach Hause zurück. Hoffentlich.

    Freuen uns schon wenn Ihr wieder zurück seid, und von Euren tollen Erlebnissen erzählt.

    Gutes und gesundes nach Hause fahren, bis bald, Eure Inge und Fred. :O))

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    • Maria
      17. Juni 2014 at 15:58

      Hallo Ihr 2, ja das Wetter!!!! Aber auf so einer tollen Reise hat es nicht so die Wichtigkeit, wir genießen einfach alles wie’s kommt! Unser WoKi beschützt uns schon vor Regen, Sturm und Hagel! Wir freuen uns auch auf zuhause, aber momentan genießen wir noch jeden Augenblick!
      Liebe Grüße an Euch beide nach Sazburg!

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