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Korsika

Gebirge im Meer – Korsika #2

Die Steilküste und die spektakulären Abstürze ins Meer begeistern uns natürlich. Die Westküste vom Cap Corse gefällt uns besser als die Ostküste, irgendwie wilder, schroffer und abwechslungsreicher. Die Orte St. Florians, L’IIe-Rousse und Calvi vermitteln mediteranes Flair, Haute Asco verbirgt leider die Schönheit hinter einer Nebelfront. Die berühmte Gorge d’Asco und Pont Genois können wir aber noch trocken erwandern. Das Wetter bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

15. – 20. Mai

Die kurvige Küstenstraße zum Cap Corse gefällt nur uns, die Flora empört sich über die Ringelwurmstaße. Daran wird sie sich auf Korsika gewöhnen müssen, und das tut sie auch.
Wir erreichen den nördlichsten Ort der Insel, Tollare.

Der kleine Ort ist nett anzusehen, wirkt aber wie ausgestorben.

Schöne SP am Meer sollte es hier geben, die sind allerdings nicht mehr anfahrbar, Verbotstafeln für Wohnmobile häufen sich. Als Ersatz hat man einen Platz ca. 500m davor adaptiert, betoniert, parzelliert….reichlich uncharmant, aber wir wollen hier nur wandern und dafür reicht er auch.

„Sentier des Douaniers“, der sogenannte Zöllnerpfad ist eine wunderschöne Küstenwanderung, wir können uns kaum sattsehen und sattriechen. Überall blüht und grünt es, selbst die Macchia hat grün-glänzende frische Triebe, sie zeugen von der Vitaltät, die man der Macchia manchmal abspricht – nur Gestrüpp! Die vielen bunten Farben der üppigen Blütenpracht überzeugen uns, der Frühling ist die bester Zeit für Korsika.

Wir gehen bis zum Tour d‘ Agnello, dann drehen wir um, schließlich müssen wir ja auch in Barcaggio noch unseren Pastis trinken. Im Gegensatz zu Tollare ist hier viel Betrieb in den Cafés und Bars, das Leben spielt sich draussen ab.

Am Abend füllt sich der Stell-Platz fast beängstigend, allerhöchste Zeit gleich in der Früh abzuhauen. Das tun wir rechtzeitig, vielleicht ahnen wir schon, dass eine atemberaubende schöne Küstenstraße auf uns wartet.

Unendlich viel Kurblerei, aber ständig mit Ahhh und Ohhh begleitet.

In Nonza wären wir gerne stehen geblieben, aber heute ist Muttertag, da wollen alle Familien einen Ausflug machen. Wir überlassen die hoffnungslos verstopfte Stadt den Mama’s und Oma’s, nehmen Kurs auf St. Florians. Auch dort ist der Empfang wenig freundlich – ein Gewitter samt eiskaltem Wind begrüßt uns.

Wir marschieren trotzdem tapfer durch die engen, hübschen Gassen, bewundern die geschmackvoll schönen Boutiquen und selbst die Souvenierläden haben ein gehobenes Niveau- auch preislich!

Der Pastis muss trotzdem sein, aber dann machen wir uns auf zum vielgepriesenen Plage Saleccia – ein Strand mit Karibik-Feeling, so steht es überall geschrieben.

Eine Piste führt zum Traumstrand, nur mit 4×4 und Bodenfreiheit, da machen wir uns mal keinen Kopf. Der Einstieg zeigt uns schon, wie ernst das gemeint ist, so ausgewaschen und verworfen haben wir uns das nicht vorgestellt. Kein Problem für uns, eh klar, danach geht es relativ komott weiter. Die Ausblicke sind sensationell, die Tafoni-Felsen bilden Gestalten, Türme und bizarre Felsformationen, wir sind wiedereinmal nur am Staunen. Zwischendurch gibt es Passagen, die die volle Konzenration erfordern. Die tiefen, ausgeschwemmten Bodenwellen sind infam. Ab dem letzten Drittel sehen wir Baufahrzeuge und Bagger – siehe da, plötzlich ist die Piste fast streichelweich.

Der urige CP „U Paradisu“ ist spärlich belegt, ein paar toll ausgebaute PickUps und Geländeautos stehen da, max. 6 an der Zahl.

Der Schreck beim Öffnen der Kabinentür ist zunächst groß, alle Gewürzgläser rausgesprungen und die Gewürze am Boden verteilt.

Jetzt ist’s aber Zeit für ein Machtwort: „Macht nix, Wolfgang, ich wollt eh in Korsika neue Gewürze kaufen – und dass ich neue, verschraubbare Dosen brauche, weiß ich ja schon seit dem letzten Malheur in Marokko! “ Es ist ein herrliches Aroma aus orientalsch, asiatisch und alpenländischen Gewürzen, und wie meine Tochter schrieb: Mit Steaks aufwischen und ab auf den Grill 🙂
Genau das haben wir gemacht und herrlich gespeist !

Der Strand hat mich zunächst etwas irritiert, im vorderen Teil ist viel Seegras und von den Kühen ziemlich verunreinigt, aber nach dann wird’s wirklich karibisch.

Fast weißer Sandstrand, die Farbskala vom Meer geht von tükis bis dunkelblau, der Himmel wolkenlos und – was am Schönsten ist – wir sind fast allleine auf dem riesigen Strand, der in der Hochsaison von Touristen überfüllt ist. Die werden mit Booten aus St-Florent hierhergeschippert, oder mit Geländeautos zum Strand gebracht.

Was uns aber am meisten irritiert ist die Tatsache, dass hier emsig gearbeitet wird. Baufahrzeuge und Bagger roden große Flächen für Parkplätze, überall sieht man orange Spraymarkierungen, die verdeutlichen in welcher Dimension hier gedacht wird. Der schmale Fußweg zum Strand wird gerodet und verbreitert – was haben die Korsen eigentlich mit diesem paradiesischen Fleck vor? Ich will es gar nicht wissen. Jetzt ist auch klar, warum die Piste nicht mehr gewartet wird, es lohnt sich nicht mehr, denn bald gibt es hier eine „Autobahn“. Schön, dass wir noch so ursprünglich da waren.

Das traumhaft schöne Badewetter ist uns nur einen Tag vergönnt, daher lassen wir die Piste zum nächsten Traumstrand Plage de Ghignu aus. Wir kurbeln uns weiter bis L’IIe-Rousse, oder L’Isula, wie die Korsen sagen. Am schönen, feinsandigen Plage de Bodri kommt auch die Flora wieder auf ihre Kosten (sie hat die vielen Kurven brav weggesteckt ) und uns taugt der lange Strandmarsch natürlich auch.

Die Stadt mit ihrer Halbinsel, auf der sich sehr fotogen ein Genueser- und Leuchtturm präsentiert, verdankt genau dieser ihren Namen – die ockerrote Insel. Sie ist das Herzstück der Balange, schön herusgeputzt, mit einer unglaublichen Blütenpracht.

Sehenswert ist die Altstadt, der große Place Paoli, in dessen Mitte die Büste von Pasquale de Paoli, dem großen Nationalhelden, thront.

In der historischen Markthalle wird heute alles angeboten, was hier traditionell erzeugt wird: Lonzo, Coppa, Figatellu di Corsica, Brocciu…..

Wir haben unsere Vorräte reichlich gut aufgefüllt.

Natürlich braucht es auch hier Pastis, den wir auf dem belebten Platz im Sonnenschein genießen.

Unser nächstes Ziel bringt uns kurvenreich ins Asco-Tal. Wir wählen die D547 weil wir das Couvent San Francesco besuchen möchten, aber eine Straßensperre macht uns einen Strich durch die Rechnung.

Statt dessen entdecken wir bei unserer Mittagsrast unsere erste (von vielen!) Genueserbrücke.

Am Beginn des schönen Tales wird es eng, die Straße typisch korsisch. Schmal und kurvenreich. Die Gorges de l’Asco sind natürlich beeindruckend, vor allem die roten Tafoni-Felsen machen die Schlucht spektakulär. Wenn dann auch noch die Sonne geschienen hätte….

Aber sie versteckt sich hartnäckig, der Fußmarsch zur nächsten Pont Genois bleibt trocken und lohnt sich.

Die Brücke spannt sich malerisch über den Fluß mit seinen großen Badegumpen. Heute nicht verlockend für uns.

Je weiter wir ins Tal fahren, desto unfreundlicher wird es, und am höchsten Punkt, Haute Asco 1.422m, überfällt uns Nebel und Nieselregen. Die geplante Wanderung ins Tassineta-Tal wird gecancelt, gut dass wir beste korsische Spezialitäten eingekauft haben. Dazu natürlich Pietra, das traditionelle korsische Bier mit Kastanienmehl. So sind wir versöhnt und gesättigt!

Richtung Küste wird das Wetter besser und wir erfreuen uns an der großartigen korsischen Berglandschaft.

Der Friedhof von Belgodére

Bevor wir wieder ans Meer kommen, besichtigen wir noch das Couvent – dann eben von der anderen Seite aus. Die Ruinen des ehemaligen Klosters wurden und werden als Friedhof genutzt, selbst im Kirchenschiff finden sich Grabmäler.

Daneben und dazwischen wuchert viel Grünzeug und blühender Mohn. Irgendwie mystisch.
Pasquale Paoli hat hier die Prinzipien einer korsischen Vefassung diskutiert, daher hat der Ort natürlich seine historische Bedeutung.

Ein weiterer Ort, der unter „must see“ fällt, ist Sant’Antonio. Von weitem sichtbar ist das Dorf, das wie ein Adlerhorst über der Landschaft thront.

Einst Zufluchtsort vor Seeräubern, ist es heute ein Touristenziel, das uns auch an Flucht denken lässt. Busweise herangekarrt hören wir nur: „Mei is do schee!“, oder „geh weida, de andern wolln ah nu auffi“ oder „wo gibt’s denn do a Beisl, i brauch a Bier?“ Eine Reisegruppe aus Wien bzw. Wels hat das Dorf geflutet. Und wir mittendrin 🙁 Da hatten wir ja Glück, dass sie uns nicht im Bus mitgenommen haben. Wir suchten und fanden natürlich ein nettes Lokal, ganz abseits und mit gutem, korsischen Omlette, bestem Rose und toller Aussicht.

Es ist nicht mehr weit nach Calvi, dort treffen wir uns mit Marion und Richard, die wir schon in L’IIe-Rousse kenengelernt haben. Uns geht „der Spruch gleich z’samm“ – will heißen, wir verstehen uns auf Anhieb. Die beiden machten schon viele abenteuerliche Reisen und daher gibt es viel interessanten Gedankenaustausch, vor allem um’s Reisen mit 4×4 und dem passenden Equipment.

Calvi ist eine lebendige Stadt, wir erkunden sie vom CP aus mit einem Fußmarsch. Sehr schön angelegt immer entlang des endlos langen und feinsandigen Strandes.

Wir schlendern durch die Gassen, trinken am Pier Pastis und wandern wieder heim. Ganz bestimmt hätte Calvi mehr zu bieten gehabt, aber heute sind wir genügsam, zudem wissen wir nicht, was das Wetter so mit uns vorhat. Es sieht schon wieder nach Regen aus, aber Irrtum. Wir können draussen sitzen, angeregt mit den beiden diskutieren, bis die Nacht-Ordnung eines Campingplatzes uns zur Ruhe gemahnt!

Der nächste Stopp ist Porto und dort beginnt auch die nächste Geschichte mit der sensationellen Fahrt durch die Calanche. Schön, dass ihr uns begleitet und danke für die netten Rückmeldungen.

Santé

Maria & Wolfganf & Flora

Weiterlesen #3 Die Wilde – die Sanfte / Korsika #3

5 Kommentare

  • Peter Christian Rainer
    24. Mai 2023 at 6:54

    Danke liebe Maria und Wolfgang das wir an euren Unternehmungen teilhaben dürfen. Unsere Husky Kiste ist noch im Winterschlaf. Zeit fehlt. Aber schlimmer noch meine Frau hatte einen Unfall. OP von mehreren Bändern rechtes Knie und linkes Sprunggelenk. Sechs Wochen ist das her. Aber es wird wider alles.
    Euch eine Schöne Zeit und nochmals Danke für die tolle Möglichkeit ein wenig mit euch zu reisen.
    Hanni und Christian

    Antworten
  • Renate und Wolfgang
    24. Mai 2023 at 5:28

    Ihr Lieben, es ist immer wieder spannend, mit Euch mitzureisen- so sind wir gleichzeitig in Korsika und Zypern unterwegs.
    Habt weiter eine gute Fahrt mit ausreichend Pastis und grüsst die Flora ganz lieb von uns.

    Antworten
  • Sonja oder Rupert Unterwurzacher
    23. Mai 2023 at 21:23

    „Die Schöne“ hat uns schon einmal begeistert und die Sehnsucht nach Korsika steigt. Daran ist auch euer neuer Reisebericht „schuld“ – Schöne Bilder und sehr schön geschrieben. Wir freuen uns auf die weitere Mitreise …
    LG Rupert uns Sonja

    Antworten
  • Günter Klar
    23. Mai 2023 at 20:24

    Schöne Aufnahmen und wieder ein interessanter Bericht.

    Antworten
  • Any
    23. Mai 2023 at 20:20

    Hallo Ihr Lieben!
    Wie schön, dass Ihr uns wieder auf Reisen mitnehmt. Genießt die Zeit und jeden Tag mit gutem Wetter. Hier nördlich der Alpen ist es leider nach wie vor sehr nass.
    Liebe Grüße und hoffentlich bis bald.
    Any & Uli mit Luna & Honey

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