Nach den schönen Tagen im Landesinneren und der leider verregneten Pässe-Tour in den Süden sind wir glücklich, dass hier die Sonne scheint, mit angenehmen Temperaturen. Bonifacio soll unser südlicher Höhepunkt werden und er enttäuscht uns nicht. Der Adrenalinstoß, den uns das Garmin-Fräulein bescherte, wäre verzichtbar gewesen. Die von ihr vorgeschlagene, schmale Zufahrtsstraße zum CP war, trotz eingeklappter Spiegel, Millimeterarbeit. Links und rechts hohe Steinmauern 😳
31. Mai – 6. Juni 2023
Die Erleichterung ist so groß wie der CP auf dem wir einchecken. Rund um den touristischen Hot-Spot ist es schwer bis unmöglich, einen freien SP zu kriegen.
Der nächste Tag gehört Bonifacio. Zeitig sind wir am Weg, diesmal auf dem richtigen. So einfach wäre es gewesen. Einfach ist auch die P Suche in der Stadt – ja, der frühe Vogel fängt den Wurm.
Bonifacio ist einmalig! Obwohl ich schon viele Bilder gesehen und darüber gelesen habe, bin ich echt überwältigt.
Schon die Ansicht mit den Kreidefelsen bei der Zufahrt verschlägt einem die Sprache….. der Anblick der vielen Nobel-Yachten, Segler u. div. Wasserfahrzeuge, die im Hafen liegen, auch.
So viel Reichtum schwimmt hier im Wasser. An der Uferpromenade reihen sich Restaurants und Bars, übertreffen sich geradezu an noblem Ambiente und Ausstattung, so wie es die Reichen und Schönen halt mögen.
Wir begnügen uns mit „Schifferl schaun“ und Wolfgang schwelgt in Erinnerungen. Vor 36 Jahren lag auch er mit dem Segler da im Hafen. Die enge Hafeneinfahrt bleibt wohl immer im Gedächtnis.
Im Hier und Jetzt stürmen wir die Oberstadt. „Stürmen“ bitte nicht wörtlich nehmen, es sind gefühlt 1000 Stufen vom Hafen bis hinauf, da hechelt nicht nur der Hund.
Dort wundern wir uns ein wenig über die vielen Menschen (weil doch der P halb leer war) und setzen uns erstmal in eine Bar. 1x pro Tag muss unser Lieblingsgetränk sein – egal zu welcher Tageszeit. Wir wissen ja, Pastis schmeckt uns ausschließlich in Frankreich.
Dann schlendern wir durch die engen Gassen, Souvenirladen an Souvenirladen, oft sieht man hinter einer offenen Haustür Treppen von einer Steilheit, die für (betagte) Menschen sicherlich eine täglicher Herausforderung sind, so man hier lebt.
Tatsächlich findet heute (immer dienstags) in der alten, überdachten Markthalle innerhalb der Zitadelle ein regionaler Schmankerl-Markt statt. Kosten und Kaufen ist hier die Devise und das tun wir auch – nicht zu knapp 😋
Speziell und spektakulär ist die Escalier du Roi d‘Aragon, die Treppe des Königs von Aragon, mit 187 hohen, steilen Stufen. Eine Legende erzählt, dass die gefährliche Treppe in einer einzigen Nacht, während der Belagerung Bonifacios 1420 erbaut wurde.
So viel Schmerzmittel hab ich gar nicht mit, dass sich das für mein wehleidiges Knie ausgehen würde. Aber bedauern tu ich es schon, dass ich hier nicht hinunter und wieder hochlaufen kann. Obwohl – der Benefit ist eher die sportliche Herausforderung, denn der östliche Weg am Ende der Stufen ist sicherheitshalber schon gesperrt, westlich geht’s noch bis zur Grotte, die aber aus dem selben Grund nicht mehr betreten werden darf. Dann heißt’s umdrehen und die Stufen wieder hochkeuchen. Ja sicher, vor ein paar Jahren hätt‘ ich mir das nicht nehmen lassen!
Man muss neuerdings verpflichtend einen Sturzhelm tragen (kann man ausleihen) natürlich Eintritt bezahlen und es ist verboten, mit Flip-Flops oder Schuhen mit Absatz da hinunter zu gehen. Sagt ja eigentlich der Hausverstand !
An einigen Stellen ist Bonifacio sehr verwegen auf überhängende Felsen gebaut – sieht man am besten vom Schiff aus. Man fragt sich, wie lange die Häuser noch stehen. Die Absturzgefahr ist längst erkannt, und einige Häuser sind schon unbewohnbar. Wind und Wasser setzen dem Kreidefelsen zu, Sprünge im natürlichen Fundament sind die ersten Anzeichen drohenden Unheils – so hab ich das gelesen 🙁
Der berühmte, fotogene Felsbrocken ist vor über 200 Jahren vom Hauptfelsen abgebrochen.
Das Gedränge in der Oberstadt wird uns zu heftig, außerdem ist es heiß, wir steigen wieder hinab zum Hafen und beschließen, doch eine Bootsfahrt zu machen, die wir am Vormittag bei einem der vielen „Umgarner“ abgelehnt haben. Alles ausgebucht 🙁 Für morgen gibt noch es Plätze.
Zu blöd, hoffentlich passt das Wetter morgen auch noch. Statt dessen fahren wir aus der Stadt und machen die längst fällige Hunderunde.
Bis zum Phare de Pertusatu marschieren wir auf einem wunderschönen Küstenpfad.
Blicken hinab zum kristallklaren, karibikblauen Plage de Saint Antoine, nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar.
Die kleine Insel am Ende des Cap de Pertusato, hat die Form eines Schiffes.
Am schön gelegenen CP Trinité nahe der Stadt finden wir unseren Schlafplatz. Direkt vor dem Mont de la Trinité mit einer Eremitage.
Die Sonne strahlt vom tiefblauen Himmel, deshalb fahren wir hoffnungsfroh nochmals rein zum Schifferlfahren. Um 12h ist Abfahrt, schnell noch einen Pastis in einer Hafenbar.
Nun ist die Sonne verschwunden und Wolken türmen sich über Sardinen auf, tiefschwarz und grollend. Das Satelitenbild gibt Hoffnung, dass sie dort bleiben.
Sardinien ist nur 12km entfernt und die Küste klar zu erkennen. Ich hätte mich auf ein schönes Fotolicht gefreut, stattdessen werden wir nass, von oben, von unten!
Auf Île Lavezzi darf man aussteigen und mit einem späteren Boot wieder zurückfahren – aber nicht mit Hund (Naturschutzgebiet). Also bleibe ich sitzen, die Enttäuschung darüber ist bei dem Wetter nicht sehr groß. Wir wollen mit dem selben Schiff wieder zurückfahren. Wolfgang will nur rasch ein paar Fotos schießen und ist so fasziniert, dass die Crew schon ungeduldig mit dem Schiffshorn tutet. Da läuft er aber und freut sich heimlich, dass er doch einige Eindrücke und Bilder von der Insel mitnehmen konnte.
Malerische Tafoni-Felsen, wie in Sardinien.
Am Rückweg ist das Wetter schon freundlicher, die nächste Insel „Île Cavallo“ ist in Privatbesitz eines reichen Industriellen, wir fahren nur so zum Schauen in den Hafen und sehen nichts Aufregendes.
Auch von der Meer- Seite sieht der Leuchtturm und der Felsen vor dem schönen Strand imposant aus.
Gestern, im schönen Sonnelicht, war alles halt schöner.
Die enge Hafeneinfahrt mit dem Phare Madonetta auf der einen Seite und den, wie aufgeschichteten Kreidefelsen auf der anderen, ist immer wieder beeindruckend.
Leider ist die Grotte la Stragonato auch schon wg. Felsbruch gesperrt.
Die Fahrt war ein beonderes Erlebnis, die Flora hat alles mit der ihr eigenen, fast stoischen Ruhe über sich ergehen lassen.
Die Ostküste ist das nächste Ziel, wir sind rasch aus Bonifacio draussen und wissen, wir müssen wiederkommen, um uns noch näher mit der Geschichte dieser einmaligen Stadt auseinanderzusetzen. Nach wenigen Kilometern verführt uns eine – rein zufällig erschnüffelte, etwas rumpelige Piste zu einem wunderbaren Strand. Dem Umstand, dass man besser mit 4×4 und Bodenfreiheit die Piste unter die Räder nimmt, verdanken wir die Ruhe und Beschaulichkeit hier.
Am Schönsten ist natürlich, dass man hier frei stehen kann, direkt am kilometerlangen Sandstrand. Es ist halt noch Vorsaison und natürlich halten wir uns an alle Regeln!
Schöner geht nicht, also bleiben wir. Petrus hat auf Badewetter umgestellt und die Wassertemperaturen im Osten sind um vieles angenehmer als im Westen.
Viele freilaufende Hunde sorgen für Abwechslung im Hunde-Camperleben, es wird gespielt, gerangelt und um Futter gebettelt.
Flora bringt sogar ihr heißgeliebtes Stofftier zum Spielen raus und was macht der junge Hundestriezzi? Er haut einfach damit ab. Auf Wolfgangs Befehl: „Aus, du Mistviech„, rührt der natürlich kein Ohrwaschl. Fassungs- aber tatenlos schaut sie ganz betropfetzt hinterher. Arme Flora, aber selber schuld 😖
4 Tage lang genießen wir das freie Camperleben, gehen ausgiebig schwimmen, machen Strandmärsche oder wandern zur Küstenlagune Etang de Balistra.
Jetzt sind alle Vorräte aufgebraucht, und das will was heißen. „Noch nie auf all unseren Reisen hab ich den Kühlschrank und die Speis so leer gesehen“, dem Wolfgang ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ein leerer Kühlschrank ruft bei ihm dieselben Existenzängste hervor wie bei mir ein leerer Bierkeller.
Tatsächlich ist alles aus (wir waren ja nicht darauf vorbereitet) der Rosé, der Pastis…
… der Sundowner, sogar das Mineral-Wasser! Von den wirklich wichtigen Dingen wie Brot, Käse und Gemüse einmal abgesehen.
In Porto Vecchio wird gebunkert und während wir bei einem Laden am Straßenrand Obst und Gemüse kaufen, fällt ein Gewitter über uns her, der Himmel öffnet alle Schleusen. Es schüttet als hätte er alles Wasser der letzten 4 regenfreien Tagen gesammelt. Wir sitzen erstmal fest, von überall her kommen die Bäche und die Feuerwehren sind schon im Einsatz. Als der ärgste Spuk vorbei ist, versuchen wir uns für Porto Veggio zu erwärmen, die Altstadt wird als sehr hübsch und sehenswert beschrieben. Aber es regnet weiter und so macht Sightseeing keinen Spaß. Wir hauen ab.
Zwei wichtige Dinge haben wir doch erledigt
1. Pastis getrunken – was sollen wir machen, der Kaffee schmeckt uns hier einfach nicht 😜
2. Für Flora ein neues Stofftier gekauft, natürlich ein korsisches Wildschwein.
Die Welt ist wieder in Ordnung…. und nicht dass jemand denkt, die Flora darf auf’s Bett! Niemals!!! Nur für’s Foto 😉
Die Nachtplatzsuche ist nicht einfach. Der CP am Meer steht, wie in Bologna, unter Wasser. Am CP Arutoli ist ebenfalls alles triefend nass, aber ein akzeptabler Platz ist zu finden. „I hope it stops soon“, meint das verzagte Fräulein an der Rezeption händeringend.
Der nächste Tag hat schon blaue Himmelsflecken als wir uns am Weg zum Barrage de L’Ospedale machen.
Der Stausee liegt mitten in einer kargen, von Felsen, Tannen, Schwarzkiefern, Kork- und Steineichen umgebenen Berglandschaft.
Baden ist hier natürlich streng verboten, weil Wasserschutzgebiet.
Wir schlapfen ein wenig entlang des Ufers, bis wir uns selbige schöpfen. Auch hier hat es fürchterlich geregnet, der Stausee ist randvoll.
Es geht Richtung Zonza, dem malerischen, kleinen Bergdorf.
Der Punta di u Diamante steht markant in der Gegend, die uns ausnehmend gut gefällt.
Leider können wir auch die Wanderung zur Cascade du Piscia di Gallo, auf gut Deutsch – der Hahnenpiss – nicht machen. Das letzte Stück bis zum Wasserfall ist eine seilversicherte Kraxelei, das geht nicht mit Hund. Ok, Wasserfälle hatten wir in Island ja zur Genüge. Erstaunt sind wir über die vielen Autos und WoMos am P, zum wiederholten Male fragen wir uns, was hier in der Hochsaison abgeht.
Statt dessen fahren wir weiter, schließlich wollen wir heute noch über den Col de Bavella nach Solenzara.
In Zonza machen wir Pause, im Sonnenschein wirkt eben alles freundlicher – sogar die Wildsau !
Ohne der Verehrung von irgendwelchen Nationalhelden geht es auch in Zonza nicht. Das Wildschwein gehört bestimmt auch zum Nationalstolz!
Der berühmt-berüchtigte Wanderweg GR 20 endet angeblich hier, oder führt zumindest da vorbei, was die – für den kleinen Ort – vielen Hotels erklärt.
Den Bavella Pass rollen wir von von der Westseite her auf, da ist er echt komott zu fahren. Der kurze Fotostopp vor der Passhöhe lässt schon Schlimmes ahnen.
Nebel wabbelt von der Ostseite herauf, schnell ein paar Bilder geschossen und festgestellt, dass man als Wohnmobilist ein armer Hund ist. Überall Park- bzw. Fahrverbote für Wohnmobile und Touristen ohne Zahl. Das vergällt uns das Ganze wir „serpentineln“ und hinunter, hier hat der Driver ordentlich was zu tun.
Am Solenzara finden wir den CP „U Ponte Grossu“, er hat viele naturbelassene Plätze direkt am Fluss mit den schönen, großen Badegumpen.
Für uns einer der schönsten Plätze, weil – anders wie im Restonica Tal – die Sanitär-Blöcke sehr modern, neu und blitzsauber sind.
Das Wetter ist für morgen prächtig angesagt, jedenfalls am Vormittag, kurzerhand entschließen wir uns, nochmals hinaufzufahren um die großartige Bergkulisse im Sonnenschein bewundern zu können.
Unser holl. Nachbarn schüttel lachend den Kopf als sie fragen, wohin wir denn so früh aufbrechen. „Wir fahren nochmals g’schwind da rauf !“ ist unsere Antwort. „Das können auch nur Österreicher sagen: „g’schwind“ auf den Col de Bavella“! 😄
Es hat sich gelohnt, der Himmel ist (noch) wolkenlos, aber jetzt lass ich die Bilder sprechen.
Pünktlich um 13h kommt wieder Nebel hoch und wir „eilen“ hinunter nach Solenzara, um am nächsten Traumstrand 3 Tage sesshaft zu werden, den runden Geburtsag von Wolfgang zu feiern und sonst nix, einfach gar nix tun… na gut, außer schwimmen, lesen, kochen, essen, trinken, schlafen….. ah ja … und ein wenig Reiseberichte schreiben. Ein freies WLAN in der tollen Kulisse, so mag ich das!
Und die 2 toben sich am Strand aus !
Aber keine Angst, es bleibt spannend auf der „Insel der Schönheit“. Wir freuen uns, dass wir Euch wieder ein Stück mitnehmen durften und vielleicht die Lust auf Korsika wecken konnten!
À Bientôt
Maria & Wolfgang & Flora
3 Kommentare
Rosemarie und Franz
24. Juni 2023 at 11:03Eine wunderschöne Reise. Leider nichts für unser Fahrzeug. Noch eine schöne Zeit und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.
GlG Rosemarie und Franz
Sonja oder Rupert Unterwurzacher
22. Juni 2023 at 8:58Wie immer: Gelungene Kombination zwischen interessanten Text und schönen Bildern!
R&W
17. Juni 2023 at 16:36War wieder schön, ein Stück mit Euch zu fahren! Wir haben inzwischen wieder Griechenland erreicht und hoffen noch auf ein paar Badetage. LG