It’s Aussie Time im Waldviertel! Das liegt doch genau auf der Strecke am geplanten Weg durch Südböhmen. Bei Sabina, der Züchterin von Flora, wird das jährlichen Aussiefest gefeiert, natürlich nicht ohne uns und unserem Wildfang. Der Rückweg soll uns über Südböhmen führen.
Telč, Jindřichův Hradec, Třeboň, České Budéjovice und Českyý Krumlov sind unsere Ziele, die wir ansteuern möchten. Ein Kurztrip in unser Nachbarland. Wir sind sehr neugierig!
21. – 25 Juli 2018
Die Wetterfrösche quacken etwas von Sch…wetter – ausgerechnet!
Wohl die Ausnahme in diesem Sommer. Vorher heiß, nachher auch, aber zum Glück ist es ja ein Aussie-Treffen und keine Schoßhündchen-Show. Das heißt: eigentlich doch perfektes Wetter. Wir sind gerüstet und unsere Hunde sowieso.
Am Samstag reisen wir an, bei Sabina laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren und wir können noch ein paar Handgriffe mithelfen, bevor wir gemeinsam einen gemütlichen Abend verbringen. Flora bleibt zum ersten Mal alleine im WoKi, was anfangs lautstarken Protest hervorruft, aber bald ist es leise und als wir zurückkommen ist alles gut! Das WoKi ist ihr zuhause, das war von Anfang an so, sie muss halt erst lernen, auch mal alleine zu bleiben.
Der nächste Tag bringt Aufregeung pur, denn bald nach dem Frühstück treffen die ersten Hunde samt BesitzerInnen ein. Beschnüffeln, anbellen, imponieren, zum Spielen auffordern, alle Register werden gezogen und bald bilden sich kleine Gruppen, die miteinander herumtollen.
Auch Flora findet in etwa Gleichaltrige, mit denen sie wilde Rennspiele zwischen Tischen und Bänken veranstaltet. Wir amüsieren uns köstlich!
Dann ist allgemeiner Aufbruch zur Wanderung, querfeldein, über Stock und Stein. Gott sei Dank spielt das Wetter heute doch nicht so verrückt wie prophezeit, zumindest beim Spaziergang bleibt es trocken.
Mehr als 50 Aussies aller Altersgruppen tummeln sich ganz frei und ohne Leine in dem wunderschönen Gelände, zwischen Wiesen, Getreidefeldern und Erdäpfeläckern. Unsere wilde Rennmaus hätte vor lauter Enthusiasmus beinahe vergessen, dass wir auch noch da sind, sie mischt ganz vorne mit, ist nicht zu bremsen.
Nach einiger Zeit drehen wir um, sie kennt selber ihre Grenzen nicht und der ganze Marsch wäre einfach zuviel für sie. Am Weg zurück laufen wir bei einem Kartoffelfeld vorbei und Flora beginnt wie wild zu buddeln. Sie gräbt mit Eifer die Beilage für unsere nächste Mahlzeit aus, die Waldviertler Erdäpfel sind ja berühmt. Sie ist halt echte Waldviertllerin, wir sind happy 😉
Mittag werden wir kulinarisch verwöhnt, auch für Kaffe und Kuchen ist gesorgt, jetzt kehrt etwas Ruhe ein. Die 2-Beiner sind satt und die Hunde rechtschaffen müde, na ja, zumindest einige….
Dann sehen wir erstaunt bis amüsiert zu, was Inez mit ihren Hunden Amy und Rose auf Lager hat! Eine tolle Trickdog-Vorführung, alles scheint unglaublichen Spaß zu machen. Hunden wie Menschen. Es wird begeistert fotografiert und applaudiert.
Wir verabschieden uns am späteren Nachmittag mit dem Vorsatz, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein, wenn es heißt: It’s Aussie Time im Waldviertel!
Für uns geht die Fahrt weiter nordöstlich, über die Grenz nach Tschechien.
Telč ist unser erstes Ziel, das barocke Städtchen liegt im südwestl. Teil Mährens und lockt mit „einem der schönsten Marktplätze in Europa“. Seit 1992 Weltkulturerbe. Es sind ja nur 79 km, also stehen wir bald am strategisch gut gelegenen Stellplatz – der Marktplatz ist fussläufig erreichbar. Auch die Lage ist sehr idyllisch, direkt an einem der vielen Teiche.
Der große Marktplatz ist wirklich die Überraschung. Die Bürgerhäuser aus dem 16. und 17.Jhd. sind im Renaissance- und Barockstil gebaut, alte Laubengänge und mit Sgraffiti verzierte Häuser zeugen von einem wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Zeit.
Die Mariensäule ist ein barockes Kulturjuvel am Marktplatz
Nach einer ruhigen Nacht auf unserem Stellplatz geht es weiter nach Jindřichův Hradec, zu deutsch Neuhaus. Die Stadt ist ebenfalls von Teichen umgeben und liegt an der mährischen Grenze, aber schon in Südböhmen.
Hier interessiert uns vor allem die Heinrichsburg mit dem Rondell, den Arkaden und dem Barockbrunnen…
…aber auch, wie hier Kaffee mit Apfelstrudel schmeckt. Herrlich! Die böhmische Küche wird ihrem Ruf gerecht.
Unsere Flora macht tapfer alles mit, sie erwärmt sich allerdings eher für die Enten und Gänse, die sich auf den Seen tummeln.
Třeboň (Wittingau) ist auch einen Besuch wert, aber ein kurzer Rundgang genügt, so eindrucksvoll wie Telč ist die Stadt nicht. Sie liegt im Wittingauer Becken, einer von Kanälen und Bächen durchzuogenen Teichlandschaft, hier ist das Zentrum der südböhmischen Karpfenzucht. Dieser Fisch gehört allerdings nicht zu unseren Lieblings-Speisefischen, deshalb ziehen wir gleich weiter.
Wir möchten heute in Budweis nächtigen und uns morgen die Stadt ansehen. Daher peilen wir den CP an, den mir das Internet empfohlen hat.
Verschwiegen hat es mir leider, dass der CP renoviert wird, daher stehen wir vor verschlossenen Toren. Nach kurzer Ratosigkeit beschließen wir Ri. Hluboká zu fahren, vielleicht finden beim Schloß einen Park- bzw. Nachtplatz. Auf der Fahrt dahin entdecken wir ein Schild mit dem Hinweis „Kempink“
Der CP liegt am See Bezdrev und ein freier Platz direkt am Wasser findet sich auch. Da sind wir für’s erste einmal zufrieden.
Die Wasserqualität überzeugt uns gar nicht, der Vergleich mit dem Fuschlsee ist jetzt wahscheinlich ein wenig unfair.
Trotzdem beschließen wir auch den nächsten Tag hier zu verbringen, die Flora braucht einen Ruhetag.
Nur die Flora? Nein, auch wir können die Seele baumeln lassen, wir müssen ja nicht baden gehen. In der Sonne sitzen und die Karpfen beobachten – geht auch ;-( Jedenfalls für einen Tag.
Der See ist der zweitgrößte Fischteich des Landes, mit 520ha wirklich riesig. Als dann im Laufe des Tages sehr viele Fische angeschwemmt werden, mit bleichem Bauch nach oben, zudem große Flächen mit grünem „Schlatz“ bedeckt sind, braucht es schon etwas Überwindung hier bis morgen früh zu auszuharren. Ok, dann kochen wir uns eben ein feines Essen und achten drauf, dass die Flora dem Wasser nicht zu Nahe kommt. „Toter Karpfen“ würde eventuell auf ihrem Speiseplan stehen.
Völlig unbeeindruckt davon plantschen die einheimischen Familien mit ihren Kindern in der Algensuppe herum, soviel Gelassenheit erstaunt uns!
Zeitig in der Früh hauen wir ab, jetzt wollen wir das Schloss Hluboká nad Vltavou (Frauenberg) besichtigen, die Stadt an der Moldau wird auch als die „Perle Südböhmens“ bezeichnet.
Die ursprünglich Königliche Burg wurde durch viele prunkvolle Umbauten in neugotischem Stil zum Fürstensitz der Schwarzenberger. Vorbild waren das Königsschloss von Windsor und Neuschwanstein – unverkennbar!
Wir besichtigen die Burg nur von Aussen, wandeln durch den riesigen Schlosspark, dann haben wir genug von Märchenschlössern.
Českyý Krumlov wollen wir noch einen Besuch abstatten, bevor unser Kurztrip zu Ende geht. Schon am Parkplatz schwant uns Böses. Was uns in den Städten vorher schon auffiel, waren die vielen Touristen aus dem Asiatischen Raum, aber was hier abgeht, können wir kaum fassen. Dabei sind wir von Salzburg diesbezüglich ja einiges gewohnt!
Busweise – und da rede ich von sehr, sehr vielen Bussen, werden sie herangekarrt und gewissermaßen über die Stadt geschüttet. In dem Geschiebe von Menschenmengen versuchen wir, etwas vom Flair von diesem historischen Kleinod im Böhmerwald zu erahnen. Vergebens!
Das Weltkulturerbe hat seinen einstigen morbiden Charme eingebüßt und ist jetzt zur Touristenhochburg mutiert. Ja klar, wir sind auch Touristen hier, aber wenn sich eine Stadt in einer Art und Weise so gezielt dem Massentourismus verschreibt – z.B. mit japanisch u. chinesischen Speisekarten, dann verliert es an Authentizität. Das finden wir schade, füllt aber die Geldsäckel der Tourismusbranche.
Ich kenne die Stadt noch in ihrem sehr mittelalterlichen Zustand, denn gleich nach der Öffnung der Grenze im Dez. 1989 besuchten wir die Gegend hinter dem Stacheldraht, wo für uns Mühlviertler die Welt zu Ende war. Wir waren neugierig und bestürzt, in welchem Zustand damals Krumau war. Und heute? Kaum zu fassen ;-(
Natürlich besichtigen wir das Schloss, die 3 geschoßige Mantelbrücke, die St. Veit-Kirche und den Glockenturm, sehen den vielen Kanu-Fahrern zu, wie sie über die Wehr (heißt eigentlich das Wehr) der Moldau paddeln bzw. schlittern.
Schlussendlich finden wir ein uriges Lokal und zumindest kulinarisch kommen wir auf unsere Kosten. Das Bier ist fantastisch, der Schweinsbraten deftig, die Preise moderat.
Ich musste ja unbedingt den beehmischen knedlíky probieren. Ob er genauso ist, wie ich ihn in Erinnerung habe? Ja, er ist staubig-trocken und ziemlich geschmacklos, außer man tunkt ihn üppig in den Schweinsbratl-Saft, was ja nicht Jedermanns Geschmack ist. Trotzdem hat alles gut geschmeckt und mit dem hervorragenden Bier ist auch alles gut hinuntergespült.
Wir ziehen trotzalledem eine positive Bilanz aus unserem Kurztrip.
Der Ausflug zu unseren nördl. Nachbarn war interessant, hat sich gelohnt.
Die Flora hat bewiesen, dass sie eine würdige Nachfolgerin unserer Camping-Queen Vunny ist. Sie konnte das Camperleben voll genießen und auch bei den Besichtigungen benahm sie sich mustergültig und vorbildhaft. So ein unkomlpiziertes, cooles Hundemädchen – und das mit erst 4 Monaten – bravo Flora!!!!
Auf nach Sardinien – das ist der nächte Plan, unsere Fähre geht am 11. September, daher starten wir am Samstag, machen einen Stop in Kaltern – zum Törggelen ist es zwar noch etwas früh aber wir kennen sehr urige Weinkeller, da werden wir schon genießen dürfen, worauf wir uns freuen. Süffigen Wein und Südtiroler Schmankerl.
Ein Zwischenaufentalt in Ravenna od. Pisa ist noch angesagt, bevor es in Livorno auf die Fähre geht.
Die nächste Geschichte kommt also bald – das Sommerloch ist zu Ende!