11. – 17. Juni 2016
Wir haben also in Alghero einen netten Abend verbracht, uns dem „dolce vita“ hingegeben. Müde, aber zufrieden mit uns und der Welt landen wir spätabends wieder am CP Mariposa. Nur die Vunny hat etwas Stress, den Lärm und die dröhnende Musik mag sie gar nicht so recht. Sie hat sich uns gut angepasst!
Vielleicht gibt es ja unter Gelsen auch ein Funkspruch: Frisches Österreicherblut eingelangt, mit Gratis-Weinbegleitung!
Ok, wir waren satt und glücklich, warum nicht auch die Gelsen – wer wird denn da so egoistisch sein ???
Um dem Trubel einer Stadt, die vom Rallyefieber geplagt ist zu entkommen, hatten wir noch gestern vereinbart zeitig aufzubrechen, aber es mißlingt uns.
Wasser bunkern, mit den Nachbarn über die engen Verhältnisse und die Gelsenplage hier schimpfen….dazwischen kratzen, kratzen, kratzen….das dauert halt! Und so wird es 1/2 10h bis wir endlich aus dem Gewusle wegkommen und die Rennbegeisterten hinter uns lassen. Wir wollen es weiter gemütlich angehen, die 50 km bis Bosa sind ein herrlich unverbauter Küstenstreifen, der weniger zum Baden einlädt, als er uns mit seiner schönen Steilküste begeistert.
Es gibt einige kleine Sandbuchten und die sind schwer zu erreichen. Ein Fotostop wird Martin zum Verhängnis, sein ohnehin etwas angeschlagenes Knie verzeiht ihm den Ausflug ins unwegsame Gelände nicht, es war nicht einmal fürs Foto lohnend.
In Bosa reicht uns ein kleiner Rundgang durch die hübsche Altstadt, es ist schon ziemlich heiß, weil Mittagszeit.
Martin bewacht zwangsläufig unsere Autos und wir versuchen einen guten Eindruck zu gewinnen, was auch klappt. Über die alte römische Brücke gehen wir in den historischen Kern.
Das Castello lassen wir logischerweise aus. Es ist durchaus lohnenswert einmal von untern hinaufzusehen und nicht nur von oben herab. Aber ich will ja hier keine Lebensweisheiten posten ;-))
Hier treffen sich die Einheimischen zu einem Schwätzchen. Wie die sich freuen und sich in Pose werfen, als ich frage ob ich sie fotografieren darf! Aber wo haben sie in der Schnelle ihre Weingläser versteckt???
Die verschiedenfarbigen Fassaden wirken für uns so typisch sardisch und das reicht uns auch für eine positive Erinnerung an Bosa.
Aber das erste sardische Bier, serviert an der Uferpromenade von 2 schönen Sardinen (so heißen doch die weibl. Bewohner Sardiniens, oder?) macht den Eindruck richtig nachhaltig.
Mit 5% nicht gerade ein Leichtbier, aber es schmeckt!
Von Bosa geht es weiter, wieder ins Landesinnere. Über Suni kommen wir auch nach Flussio. Eigentlich hat es seinen Bekanntheitsgrad dem traditionellen Korbmacherhandwerk zu verdanken, aber wir entdecken auch die ersten großen Malereien auf Hauswänden. Sie zeigen keine Szenen von sozialen Mißstände od. politischen Anprangerungen wie die Murales in Orgosolo, sie beschreiben eher friedliche Situationen aus dem Alltag.
Weiter nach Cuglieri, Santo Lussurgio, immer auf gelben Straßen, die gesäumt sind von Korkeichen, dazwischen goldgelbe, aber schon abgeerntete Getreidefelder und natürlich Macchia.
Die Nuraghe Losa haben wir heute als Kultur-Highlight auserkoren, und sie erfüllt alle unsere Erwartungen.
Sie zählt zu den am besten erhaltenen Sardiniens und der zweigeschossige Mittelturm ist über 13m hoch.
Sogar die Vunny darf ihn besteigen.
Santuario Santa Cristina mit dem 3000 Jahre alten „pozzo sacro“, dem nuraghischen Brunnenheiligtum nehmen wir auch noch mit, es liegt ja faktisch am Weg. Die Temperaturen lassen es nicht zu uns näher mit dem interessanten Bauwerk zu beschäftigen. Dafür erfreuen uns SchwalbenschwanzFalter!
Wir wollen wieder ans Meer, daher nehmen wir die Straße Ri. Oristano um auf die Halbinsel Sinis zu kommen. Zwischen Is Arutas und Mari Ermi liegen die fast schon legendären Reiskornstrände. Schneeweiß, aus glänzenden, reiskorngroßen Quarzsteinchen.
Schon von Weitem sehen wir bei Is Arutas die Weißware glänzen, in einer Anzahl die uns flüchten lässt. Aber wir sehen auch eine kleine Staubstraße, die nehmen wir! Unser WoKi schaukelt wie ein GänseArsch auf der Piste zum nächsten Strand. Auch hier stehen schon einige WOMOs aber die Wiese ist riesig, Platz genug also.
Wir geben gleich per Funk an Martin und Heleen durch: Paradies mit erster Reihe fußfrei gefunden!
Wo die Wege etwas rumpeliger werden, sind wir als „Testpiloten“ voraus unterwegs um die Machbarkeit für unsere Freunde zu prüfen. Weder für Auto, noch für die Pilotin ein echtes Problem, bravo Heleen!
Schöner kann man sich das nicht ausdenken, also bleiben wir. Nicht nur Martins Knie fordert einen Ruhetag ein. So vertrödeln wir den ganzen nächsten Tag an diesem wunderschönen Fleckchen an Sardiniens Westküste. Der Wind macht die Temperaturen sehr angenehm und verträglich!
Diesen entzückenden T2 entdecken wir bei unserem Strandspaziergang, stolze 46 Jahre alt und der junge Mann aus Salzburg erzählt, dass der VW-Bus – natürlich viel älter als er selbst – in den 70iger Jahren mit den Vorbesitzern schon im Iran war. Ein Gustostückerl der Extraklasse und ich sehe meine Buben direkt vor mir, wie sie sabbern……;-))
Heute ist Sonntag, also sind auch einheimische Familien hierher gekommen, die den weitläufigen, weißen Strand mit ein paar bunten Schirmen beklecksen und auf typisch italienische Art beschallen.
Davon abgesehen, könnte man ihn selbst um diese Zeit – wir haben den 12. Juni – als menschenleer beschreiben.
Am Montag steht das Unvermeidliche an, Martin muss sein Knie im Krankenhaus von Oristano fachärztlich begutachten lassen, er hat ziemliche Schmerzen. Also geht es für die Beiden gleich nach dem Frühstück los.
Wir besuchen noch bei San Giovanni die frühchristliche Kirche aus dem 5. Jh, sie ist eine der ältesten Sakralbauten Sardiniens.
Ihre Schlichtheit beeindruckt uns ungemein, daraus resultiert eine etwas schmerzliche Erkenntnis, mit wie wenig Prunk und Protz die Christen früher ihren Glauben leben durften.
Erst jetzt wird mir der Unterschied zu unseren vergangenen Reisen bewußt, wo die viele Kirchen und Klöster (z.B. Spanien, Armenien, Georgien) oder Moscheen (Iran) den Tagesablauf dominierten. Hier geben bestenfalls Nuraghen und Meer den Ton an – das Meer hat bisher gesiegt!
Die antike Römerstadt Tharros war einst die größte und bedeutendste Hafenstadt der Insel.
Bis 1956 war sie unter dem Schutt der Zeit und wildwuchernder Macchia begraben.
Was bisher freigelegt wurde, besichtigen wir quasi von oben herab, denn wir besteigen den Turm und verschaffen uns einen guten Überblick mit großartiger Fernsicht. Das genügt!
Auf der Fahrt zurück nach Oristano halten wir Ausschau nach den Flamingos, die in der Lagune zu sehen sein sollen, und tatsächlich können wir eine Gruppe dieser hübschen rosa Gefiederten ausfindig machen.
In Oristano peilen wir einen Stellplatz an, die Altstadt ist nur wenige Gehminuten entfernt.
Erfreulich untouristisch ist sie, wir grüßen ehrfürchtig die Nationalheldin Eleonora d’Arboea auf ihrem Denkmal, gehen weiter zum Dom und dann in eine Trattoria mit frischen, delikaten Fischgerichten mit Weinbegleitung. Ich glaube die Reihenfolge war umgekehrt ;-))
Dann kommt endlich die erlösende Nachricht von Martin, das Knie hat offenbar keinen gröberen Schäden davongetragen und Sie können die Reise wie geplant fortsetzen. Martin hat halt jetzt eine neue Aufgabe als Co-Pilot und Navigator, aber das kann ja auch ganz schön nervenaufreibend sein – da sind wir uns bestimmt einig. Irgendwann gründen wir eine Selbsthilfegruppe, einverstanden Martin?
Jetzt aber nichts wie weg aus der heißen Stadt, wir nehmen Kurs auf die Costa Verde. Bei Guspini suchen wir den Abzweig nach Montevecchio. Hier war einst die geologische Schatzkammer Sardiniens.
Eine der größten Minen Europas förderte Silber, Zink und Blei ans Tageslicht. Die verfallenen, verrosteten und verrottenden Anlagen und Gebäude geben ein trauriges Zeugnis einer wirtschftlichen Hochblüte und ich möchte mir nicht vorstellen, welche giftigen Zeitbomben hier noch ticken.
Extrem kurvig geht es weiter, vorbei am markanten Gipfel des Monte Arcuentu bis Marina di Arbus.
Endlich an der Küste angekommen, springt uns förmlich ein superschöner Stellplatz ins Auge, auf etwas verworfenen Wegen geht es hinunter zur ersten Reihe fußfrei, so steh’n wir halt am Liebsten.
Über uns die Sonne…oder die Sterne….und vor uns nur das Meer. Letzteres ist etwas stürmisch und aufgewühlt – wie mein Magen, er gibt alles her, gibt sein Letztes….ich fühle mich elendig, fiebrig, bin fix und foxi ;-((
Erst am nächsten Tag kann ich den einzigartigen Stellplatz gebührend bewundern, die Lebensgeister erwachen zwar langsam, aber immerhin!
Das ist auch gut so, denn schon ist die erste Herausforderung des Tages da.
Bei der Ausfahrt von unserem Traumplatz ist der Absatz vom Teer zum Schotter etwas zu hoch für das Auto unserer Freunde, es steckt fest – genau in der Mitte wie aufgebockt, es geht weder vor noch zurück!
Und das in einer unübersichtlichen Kurve…was tun?
Mein Gesundheitszustand lässt es max. zu den Verkehr zu regeln und so fühle ich mich nicht ganz nutzlos. Wolfgang und Martin versuchen es mit List und Tücke, sprich mit Keilen vorne und Manneskraft von hinten. Vergebens, die Räder bekommen keinen Gripp. Ein Auto mit Salzburger Kennzeichen bleibt stehen, das ist jetzt der 3. Mann. Weil schon der Film erfolgreich war, waren es unsere 3 Männer auch, sie kriegen den Wagen flott, alle sind erleichtert und glücklich, nur das Treppchen bockt. Dabei war es ja genau der Grund für die Misere!
Die Costa Verde lässt uns rasch alle Ärgernisse vergessen, denn nun sind wir echt überwältigt.
Goldgelbe, bis zu 50m hohe Wanderdünen, karibikfarbenes Meer, grüne Macchia- es ist Sardiniens schönstes und ökologische wertvollstes Fleckchen, so steht’s geschrieben. Sie wird auch die „Sahara Sardiniens“ genannt, kein Wunder, dass wir so begeistert sind.
Wenige Kilometer nach Marina di Arbus jubelt auch unser WoKi, es hat Sand unter den Rädern. Dann dürfen wir noch eine kleine Furt überqueren, der Riu Piscinas hat aber nur wenig Wasser um diese Zeit, es macht trotzdem Spaß!
Etwas mehr Adrenalinausstoß verursacht dann eine Tafel vor der kleinen Brücke: Breite 1,90m!
Wir haben im Führer schon den Hinweis darauf gelesen, aber auch die Entwarnung, dass diese Angabe nicht stimmt. Also mutig drüber, was auch unsere Freunde problemlos schaffen.
Weil mein Gesundheitszustand noch etwas unberechenbar, um nicht zu sagen launisch ist (und damit meine ich nur meine körperliche Verfassung ;-)) steuern wir den CP mit unaussprechlichem Namen an CP Sciopadroxiu, der ca. 1,5 km landeinwärts, am Weg nach Ingurtsu liegt. Die Lage ist einzigartig, man hat einen wunderbaren Blick von oben auf das Tal, die Dünen und das Meer.
Hier wird ausgiebig geduscht, geschlafen – Aussicht hin od. her – somit ist am nächsten Morgen der Spuk endgültig vorbei.
Inzwischen versucht Wolfgang die Treppe zu überreden ihren Job wieder zu machen, vergebens. Sie streikt und wird deshalb zur Strafe kurzerhand abmontiert, was der Bodenfreiheit ziemlich zuträglich ist.
Wir fahren hinaus zum riesigen Sandstrand bei dem „Hotel Le Dune“ das ganz malerisch zwischen den Dünen liegt.
Am Parkplatz davor darf man auch parken, sogar über Nacht, ab 15. Juni kostet es halt. Wir bezahlen die € 5,- für’s Parken gerne, schließlich wird hier auch für eine gewisse Infrastruktur gesorgt, z.B. Mülltonnen aufgestellt. Irgendwer muss den Dreck ja wegräumen, den die Touristen üblicherweise hinterlassen. Alle Strände sind nämlich überraschend sauber und das bestimmt nicht deshalb, weil die Menschen bzw. die Touris hier so umweltbewußt sind, sondern weil es hier in Sardinien offenbar eine gut funktionierende Müllabfuhr gibt.
Endloser Sandstrand an der Costa Verde!
Wir nehmen den Weg nach Ingurtsu, der nach ein paar Kilometer vom Schotter im Asphalt mündet. Auch hier sehen wir viele Ruinen aus arbeitsintensiven Bergwerkszeiten.
Arbus ist das Zentrum der sardischen MesserschmiedeKunst, für Wolfgang fast Pflicht. Er hat zwar in Alghero schon ein schönes Messer erstanden, aber hier gibt auch ein Museum dazu. Etwas zu spät hole ich die Info aus dem Buch: das Museum schließt um 12h30, es ist 12h35!
Also umdrehen! Mitten in der Stadt???
Das Navi unserer Freunde (meines geht ja noch immer nicht ) hat da gleich einen Plan parat wie wir es machen sollen – was soll ich Euch sagen???
SO jedenfalls nicht!!!
Irgendwann stecken wir in einer Gasse fest, die zuerst ganz harmos ausgesehen hat. Es geht nur mehr im Retourgang zurück. Parkende Autos, Balkone, Verkehrsschilder…manchmal passte nur mehr ein Löschpapier dazwischen. Die Nerven sitzen im Schleudersitz, jedenfalls meine, aber Wolfgang hat diese Meisterprüfung meisterlich bestanden und unser WoKi ohne Schäden aus der Misere befreit.
Bravo, bravo….dafür verdient er die goldene Unsichtbare, na ja, vielleicht ist ihm ein Extra-Bier sowieso lieber!
Die hilfsbereite Italienerin steht händeringend daneben und fragt theatralisch, warum wir um Himmels Willen da hergefahren sind, hier gibt es nichts zu sehen…Piccolo vicolo!!! Piccolo vicolo, ruft sie immer wieder und: Impossibile! I M P O S S I B I L E !!!
Ja, das wissen wir jetzt auch, soweit reicht unser italienisch noch. Dann fragt sie: Navi???
Si si, antworte ich schon leicht verzagt.
Ohhh, buttare fuori dalla finestre! Auch wenn ich’s nicht ganz verstanden habe, eine richtige Italienerin verstehst Du auch so, sie spricht mit ganzem Körpereinsatz. Ich soll das Ding beim Fenster hinauswerfen, was ich aber nicht tun kann, weil es ja gar nicht meines war.
Mappa, Mappa, ruft sie uns hinterher und ich halte ihr noch erleichtert meine Landkarte unter die Nase.
Gleich nach dem Stadtfiasko (das hat wohl schon jeder Wohnmobilist erlebt) suchen wir einen Rastplatz, vor allem für unsere Nerven, und denen ist es wurscht, dass es hier schattenlose 32 Grad hat. Hopfenblütentee (sprich, ein kühles Bier, aber Hopfen beruhigt einafch die Nerven) dazu sard. Käse machen die Welt wieder rund und schon geht’s entspannt weiter. Allerdings auch kurvenreich, das sind wir vom Landesinneren ja schon gewöhnt.
Ein Postkartenmotiv ist Tempio di Antas, der römische Tempel liegt malerisch auf einer Anhöhe in der einsamen Landschaft.
Wir starten einen schweißtreibenden Rundgang. Ohne Meer und Wind ist es wirklich schon grenzwertig heiß hier.
Die Vunny liegt im Schatten, auch für sie gibt es noch Aufregung. Gezählte 5, gefühlte 50!!! Katzen streunen rotzfrech vor ihrer Nase herum, sie findet das echt despektierlich!
Es wird gemeinsam beratschlagt, wie wir die Route weiter anlegen wollen, die Urlaubstage schwinden und wir sind noch immer an der Westküste.
Schnell sind wir uns einig: wir lassen den ganzen Süden aus. Schon wieder ein Grund für unsere Wünschebox, um wiederzukommen. Also geben wir dem WoKi die Sporen, die Insel ist ja rasch durchquert, so hoffen wir wenigstens.
Über Iglesias, Cagliari wollen wir im Tal des Riu Cannas entlang fahren bis wir in Muravera od. Villaputzu unser müdes Haupt zur Ruhe betten können.
Am Meer, mit erste Reihe fußfrei, versteht sich!
Bei Cagliari hätte man unsere Pläne beinahe durchkreuzt, an der Peripherie der Haupstadt staut man sich stadtauswärts, das ist wohl überall auf der Welt gleich, jedenfalls fast überall. Es hätte schlimmer kommen können, wir lassen nur eine viertel Stunde liegen.
Rasch tauchen wir wieder ein in eine zauberhafte üppig blühende Landschaft. Die Straße windet sich im schönen Flußtal Ri. Meer, gesäumt von farbenfrohen Oleanderbüschen. Eigentlich schade dass wir nicht verweilen können, aber es wird schön langsam Zeit für die Nachtplatzsuche.
Den meinen wir bei Pto. Corallo zu finden.
Aber haalloo….und was für einen! Natürlich direkt am Meer, mit eigener Frühstücksterrasse. Unser privater Capo di WoKi ;-))
Hinter uns der Sarazenenturm, der malerisch am Hügel thront.
Somit ist klar, der nächste Tag ist Ruhetag. Kühlschrank und Weinkeller sind gut gefüllt, so lässt es sich locker aushalten.
Vunny genießt es, wiedereinmal einfach nur herumzurennen, am Strand nach Möven Ausschau zu halten, die sich laut schimpfend in die Lüfte begeben um sich dann knapp vor ihrer Nase wieder niederzulassen. Schaut aus, als hätten die auch ihren Spaß.
Wie die Nomaden ziehen wir nach 2 Tagen doch wieder weiter, diesmal im Tal des Riu Flumendosa. Ebenso Oleanderreich, aber heute genießen wir die Fahrt ohne Eile. Kurz nach Ballau zweigt eine Straße ab, die es auf keiner Karte gibt. Sie bringt und trotzdem problemlos hinauf nach Goni. Dort wartet eine steinzeitliche Gräberanlage der Necropole Pranu Mutteddu auf uns.
Über 50 Menhire inmitten von einem lichten Korkeichenwald zeugen von einer hohen Kultur und wir empfinden diesen wundervollen Platz als sehr inspirierend. Felsenkammergräber, Kastengräber oder Kreisgräber sind weit verstreut, die Vunny darf ohne Einschränkung, sprich Leine, frei herumlaufen.
Daüber sind wir sehr froh und etwas verwundert. Denn anders als in Spanien (NO PERRO, das haben wir noch gut im Ohr!) sind die Italiener große Hundeliebhaber.
Fontanas Coberta, ein ebenso steinzeitliches Brunnenheiligtum bleibt uns versperrt, so ziehen wir eben unheilig weiter.
Bei Escalaplano lädt uns dafür Santo Giovanni bei seinem Kirchlein zu einer gemütlichen Rast unter Steineichen mit Picknickbänken ein.
Die großartige Panoramasicht entschädigt uns und eine gigantische uralte Korkeiche, die bei Festen als Tanzbaum für den sardischen Rundtanz „Ballu Tundu“ dient, machen den Platz bellissimo!
Auch die Nuraghe Arrubiu verdient diesen Superlativ. Schon am Weg dahin haben wir einen überraschenden Tiefblick in die wilde, tief eingefräste Flumendosa-Schlucht.
In totaler Einsamkeit liegt die größte Nuraghierfestung Sardiniens. Der Abstecher hat sich wirklich gelohnt, man kann das ganze Gelände auf eigene Faust erkunden, Schautafeln geben auch Informationen.
So könnte die Anlage in der Blütezeit ausgesehen haben!
Wir rollen wieder kurvenreich und bergig weiter über Perdasdefogu bis ins Kernland des Cannonau, jener Traube, aus der der köstliche rote Inselwein gekeltert wird. Ein SMS von Karla und Andreas erreicht uns punktgenau. Es gibt nämlich in Jerzu eine „Weintankstelle“ die in vielen ReiseFührern auch beschrieben wird, und genau dort warten die beiden schon auf uns. Wir besuchen vorher noch das Bergdorf Ulassai, dessen Hauptattraktion, die Grotta Su Marmuri ist.
Was kann eine Grotte gegen eine Weintankstelle ausrichten – nichts!
Das fotogene Städtchen wird bildlich festgehalten, und schon sausen wir hinunter zum angegebenen Treffpunkt bei Jerzu. Wir werden schon erwartet und herzlich mit Kostproben von Rot- und Weißwein empfangen, da freuen wir uns.
Es werden Plastikflaschen gefüllt und weil ich nicht genug WasserFlaschen aufgehoben habe, gieße ich kurz entschlossen den Oleanderbusch, um noch 2 Flaschen mit Rebensaft befüllen zu können.
Weinreben begleiten uns jetzt links und rechts der Straße, wir fahren im Konvoi an die Küste und dann beinahe bis ans Ende der Welt, denn als die Straße bei Marina di Gairo endet, steht ein Wiesenfleckerl für uns bereit, gerade groß genug für 3 Autos.
Da lassen wir uns nieder und die 2. Woche ausklingen, in netter Gesellschaft, bei gutem Essen und süffigem Wein. Der schmeckt richtig gut und hat auch am nächsten Tag sein Lob verdient.
Der Strand mit groben Schotter gehört ebenfalls nur uns….selbst die Carabinieri, die 2x neugierig vorbeifahren, akzeptieren unsere Wagenburg kommentarlos.
Die 3. Woche beginnt mit dem Geburtstag von Heleen, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Weiterlesen Teil 3
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