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Marokko 2017 / Spanien

#1 – Winter ade !

Immer alles in letzter Minute – das kennen wir doch schon!
Montag mittags soll es losgehen und tatsächlich kommt die längst bestellte Landkarte von Mauretanien erst um 11h ins Postfach…..dann stelle ich gerade noch rechtzeitig fest, dass die externe Festplatte zum Sichern der Fotos sich mit meinem neuen Apple nicht anfreunden will, also schnell eine Neue besorgen…..und dann kommt ER auch noch, der erste Schnee!!!! Mit allen Grauslichkeiten eines kalten Novembertages.
Also dann – Winter ade ☃️

13. bis 20. Nov. 2017
Der Gedanke, dem Winter und der nasskalten Jahreszeit zu entfliehen ist ja nicht neu, gehört bei Rentnern schon fast zum guten Ton. Und weil wir uns altersmäßig leider zu dieser Gruppe zugehörig fühlen müssen, wollen wir auch einmal unsere alten Knochen in die Sonne legen.
Zu Lichtmess (Anf. Feb.) möchten wir wieder zuhause sein, wenn die Tage länger werden und der Firn noch von den Bergen glänzt. Denn ohne Schitouren ist für den Wolfgang und für die Vunny die Welt nicht rund.
Wenn man im Internet so recherchiert über das Überwintern in Marokko, stellen sich bei mir schon die Nackenhaare auf. Hundertschaften von französischen, holländischen und deutschen Wohnmobilisten machen sich am Weg in den Süden. Ein Flüchtlingsstrom in umgekehrter Richtung, sozusagen. Dann rudeln sie sich zusammen, suchen und finden auf den zahlreichen CP um Agadir die Schrebergartenidylle, von der sie möglicherweise geflohen sind.
Das ist mit Sicherheit nichts für uns, aber wie heißt es doch so schön:
Jedem seine Leidenschaft!
Ok, unsere einsamen Plätzchen werden wir schon finden, da bleib ich mal optimistisch.
Wir starten also beinahe pünktlich, versorgen uns noch mit ein paar frischen Lebensmitteln und kämpfen mit bzw. gegen Schnee, Wind und schlechter Sicht bis München. Ab da meint man es gut mit uns, sogar Sonnenfenster sind zu sehen.
Unser angepeilter Stellplatz in Bregenz steht förmlich unter Wasser, also suchen wir Ersatz am Rheinufer in Lustenau, da kann sich auch die Vunny die gefahrenen Kilometer von den Haxen rennen.
Einheizen und den ersten Abend genießen, mehr darf man sich wohl heute nicht mehr erwarten. Die passenden Zutaten sind eingepackt und wir freuen uns, dass wir endlich wieder „on the road“ sind.

Am nächsten Tag erfreut uns ein Stadtbummel durch das bestens vertraute Dornbirn bei strahlend blauem Himmel, ein Cappuccino im Lieblingskaffee und ein Weißwurst-Frühschoppen beim Bierwirt, so mögen wir das.
Über Liechtenstein geht es weiter an den Zürichsee, wo wir unser WoKi einem Artgenossen vorstellen möchten. Mit Guido, dem stolzen Besitzer eines nagelneuen HZJ samt Bimobil-Kabine sind wir seit einiger Zeit in Kontakt und freuen uns, ihn und sein Equipment kennenlernen zu dürfen. So jungfräulich wird die schöne Kombi wohl nicht lange bleiben, bei den Plänen die da geschmiedet werden 😉

Jedenfalls war das eine willkommener, informativer und überaus netter Zwischenstopp, bevor wir bei unseren Reisefreunden in Solothurn eintreffen. Wir haben uns ja viel zu erzählen, das stellten wir schon bei unserem ersten Kennenlernen in Spanien fest. Die Themen sind vielschichtig und unerschöpflich, dementsprechend lange – od. eigentlich kurz –  war die Nacht.

Nach einem Verwöhnfrühstück starten wir Richtung Genf, kommen gut voran und hoffen, unseren angepeilten Stellplatz in Châteauneuf du Pape noch vor der Dämmerung zu erreichen. Das gelingt auch, zeitweise war die Fahrt ein wenig zäh, weil wir kurz vor Voiron die Autobahn verlassen haben, um auf der N7 durch das Rhônetal zu fahren. Die € 43;- Autobahnmaut von Genf weg haben uns gereicht. Das ist ja knapp die Hälfte unserer Autobahnvignette, mit der wir aber ein ganzes Jahr kreuz und quer durch Österreich tingeln können. Ich möchte jedenfalls niemanden mehr jammern hören über die Autobahngebühren bei uns.
Mein ambivalentes Verhältnis zu Frankreich bestätigt sich wiedereinmal. Als sich auch noch die Sonne hinter einer Nebeldecke versteckt, fällt mir nichts besseres ein als zu sagen: Mei is do schiach!
Das ist jetzt nicht ganz fair, ich weiß, ist auch eine subjektive Momentaufnahme, aber ein wenig trostlos wirkt das alles hier auf mich. Erst bei Valence lichtet sich der Nebel und wir erkennen auch Sehenswertes, um es einmal vorsichtig auszudrücken.
Aber unser Stellplatz bei der Ruine oberhalb von Châteauneuf du Pape ist der Hammer, er ist natürlich leer und wir stehen ganz prominent davor.

Das Thermometer erreicht auch schon den 2-stelligen Bereich, trotzdem wird eingeheizt, bis es warm, gemütlich und kuschelig ist in unserem Stübchen.

Der Morgenspaziergang in den Weingärten dieser berühmten Region gefällt nicht nur der Vunny.

Wir hätten den ambitionierten Plan heute noch Spanien zu erreichen, da heißt es zeitig wegfahren. Dem Navi wird „Mautstraßen vermeiden“ befohlen, und das Dilemma beginnt. 100.000 Kreisverkehre, dichter Frühverkehr um Nimes und Montpellier, dann geben wir auf. Wir fahren wieder auf die Autobahn, die plötzlich streckenweise sogar gratis ist.
Zwischen Narbonne und Perpignan gibt es eine Straße an der Küste, die nehmen wir, denn wir wollen heute noch das Meer sehen. Das Mittelmeer haben wir also schon erreicht und auch die Temperatur klettert ständig nach oben. Die Mittagsrast in den Weinbergen ist schon recht angenehm. Weil wir uns zuvor in einem riesigen Intermarche mit franz. Köstlichkeiten eingedeckt haben, gibt es heute frisches Baguette mit Octobussalat und zum Kaffee natürlich herrlich gute Croissant.
Bei Perpignan verlassen wir die Küste und fahren durch das schöne Gebiet von Roussillion in Richtung Andorra.
Hier trägt die Natur noch die bunte Herbstgarderobe. Goldgelb, leuchtendorange, blutrot mit grün und braun, darüber ein tiefblauer Himmel, wir können kaum glauben, dass wir vor 3 Tagen noch mit Schnee und Wind gekämpft haben.
Eine kurvenreiche Passstraße bringt uns auf 1.713 m Höhe bis Mont-Luis mit einer riesigen Festungsanlage. Kurz darauf finden wir schon unseren Nachtplatz, und zaubern aus der Campingküche ein Feinschmeckermenü, das ist haubenverdächtig! Die spanische Grenze ist einen Steinwurf weit entfernt – Ziel also fast erreicht.

Unsere 1. Etappe soll – eh klar – in Bolonia bei Tarifa enden. Dort wollen wir auf unserem Lieblingsplatz ein wenig abhängen, ausspannen und unsere Strandwanderungen machen.
Wir müssen also Spanien Nord / Süd queren. Die erste Etappe soll uns bis kurz vor Madrid bringen, ein langer Fahrtag steht also bevor. Weil das Wetter prächtig, die Straßen gut ausgebaut, der Driver voll motiviert, die NavigatorIn sehr konzentriert und der Hund total brav ist, kommen wir gut voran.
Zuerst südlich. bis Lleida auf der C14, dann westlich bis Zaragoza und dann auf der Autovía geradewegs auf Madrid zu. Das über 300km lange Stück ist zwar abschnittsweise landschaftlich durchaus reizvoll, aber sehr, sehr einsam um nicht zu sagen öd.
Bei Madrid ändert sich das schlagartig, wir sind punktgenau zur Rush-Hour mittendrin. Schließlich wollen wir am Ende des Tages nicht sagen müssen: Heute war es langweilig!
Die Autobahnringe um Madrid sind wie ein Spinnennetz, meist 5 – 6 Fahrspuren, da braucht es schon gute Nerven, um richtig durchzukommen.

Da das Vertrauen in unser Navi aufgrund verschiedener „Ausfälle“ gleich Null ist (od. eigentlich im Minusbereich liegt ) darf auch der Scout am iPad „mitgschaftln“ und natürlich ich, die Herrscherin über Garmin, iPad und Landkarten (manchmal habe ich allerdings den Eindruck, sie beherrschen mich!)
Alles ist gut gelaufen, wir landen pünktlich zum Sonnenuntergang – nach genau 708 km – am angepeilten CP El Escorial. Heute ist nämlich eine ausgiebige Dusche fällig. Der CP ist offen, aber wir sehen nur eingewinterte Wohnwägen oder verlassene Mobilhomes.
Es ist ja so, dass diese riesigen, überfüllten Campingplätze für uns der blanke Horror sind, aber so ein riesiger, menschenleerer Platz ist auch fast unheimlich. Alles ist geschlossen, einzig im Café serviert man ein paar Kleinigkeiten. Die Morcilla de Burgos (eine spanische Blunzn) war jedenfalls ein Gedicht und WLAN hat er auch. Na dann…. Buenas Noches!
Am San Laurenco de El Escorial können wir natürlich nicht vorbeifahren, daher bewundern wir die geschichtsträchtigen Mauern mit dem nötigen Respekt und dem kritischen Gedanken an die eher blutrünstige Geschichte von diesem imposanten Gebäude.

Dann nehmen wir die kleine Straße über Navalperal nach Ávila, von Autobahnen haben wir vorerst genug. Die Entscheidung ist perfekt, wir fahren über einige Pässe, der höchste mit 1.448m, durch eine Landschaft wie aus einem Bildband mit Herbstimpressionen. Das haben wir so nicht erwartet im November, da ist sicher alles braun und kahl. Irrtum – wir sind begeistert!
Ávila mit seiner imposanten Stadtmauer kennen wir von früher, sie wird nur im Vorbeifahren bestaunt. Bis Plasencia geht es auf der gut ausgebauten N 110 wieder durch herrliche Landschaft, dann stehen wir beim Mirador Pto. Tornavacos auf 1.277m Höhe und können uns nicht sattsehen.

Der Blick geht weit ins Valle de Jerte, alles leuchtet in den schönsten Herbstfarben, noch dazu ist es so warm hier heroben, dass wir sogar draußen essen können.

Es wäre auch ein wunderbarer Nachtplatz gewesen, leider zu früh für uns. Wir wollen ja endlich ans Meer, aber wir sind noch immer in Kastilien-León.

In Plasencia versorgen wir uns mit allen kulinarischen Köstlichkeiten, die wir in Spanien so lieben. Merluza, Gambas, Aceitunas negras, Queso de cabra, Jamón serrano, Chorizo, San Miguel, Manzanilla y Cardenal Mendoza…..unser Lieblingsladen Mercadona bringt uns verlässlich auf kulinarisches Höchstniveau.
Bis Mérida schaffen wir es noch, dann signalisiert uns Vunny, das es genug ist für heute. Die Temperatur klettert auch auf Höchstnivau, es hat 23 Grad. Daher peilen wir den, uns schon vom Frühling bekannten CP Mérida an, nicht weil es uns dort so besonders gut gefallen hat, sondern weil er günstig liegt und wir nicht lange suchen möchten. Hier treffen wir auch die ersten „Flüchtlinge“ an – deutsche Rentner mit ihren strahlend weißen Dickschiffen, die uns ungefragt Ratschläge für Marokko geben möchten. Wir genießen lieber die warmen Sonnenstrahlen und machen uns einen feinen spanischen Abend.

Das letzte Stück bis zu unserer Lieblingsstrand in Bolonia ist gut 400km lang. Heute ist Sonntag, kaum Verkehr, also sind wir schon am Nachmittag am Ziel der ersten großen Etappe.

Es ist erstaunlich viel los hier, heute sind ideale Bedingungen für die Surfer, und diese tummeln sich zuhauf am Meer, dass es nur so eine Freude ist, ihnen zuzusehen.

Der Wind bläst kräftig, so sind wir es gewöhnt hier im Surferparadies.

Wir machen einen langen Strandmarsch, natürlich barfuß und die Vunny fetzt wie aufgezogen durch die Gegend, Lebensfreude pur auf allen Seiten – und Vorfreude auf das Abenteuer Afrika! Nach 2 Ruhetagen wollen wir mit der Fähre von Algeciras (Spanien) nach Tanger Med (Marokko) übersetzen.

Hasta Pronto!

PS: Was so schön begonnen hat, ist schon wieder zu Ende – wir müssen die Reise abbrechen ;-(
Vunny hatte heute ein Problem mit dem re. Hinterlauf und die Diagnose in der Tierklinik in Tarifa war niederschmetternd: Knochenkrebs!!!!

Wir treten schockiert, besorgt und traurig die Heimreise an und hoffen zuhause auf ein Wunder….

PPS:
Auf das Wunder hofften wir vergebens, wir mussten Vunny am 23. Februar 2018 über die Regenbrücke gehen lassen. In memoriam…

Am 18. März sind wir neuerlich nach Marokko aufgebrochen….weiterlesen Markko 2018 / Teil 1