Auf ins Wilde Kurdistan!
Den Fokus richten wir in diesen 9 Wochen auf Armenien und Georgien. Dazwischen sind unsere Schwerpunkte Kappadokien, von dort geht es weiter in den Südosten der Türkei zum Nemrut Dagi, nach Ostanatolien mit dem Berg Ararat und dem Van See. In Georgien möchten wir die Heeresstraße befahren, den Kazbegi mit seinen über 5.000m bestaunen (nicht besteigen), die wilde Bergwelt von Swanetien mit seinen Wohntürmen erfahren, dann geht es weiter nach Armenien, der Wiege des Christentums und über Georgien wieder zurück in die Türkei.
Die Regieführung des Schicksals bleibt wiedereinmal rätselhaft, denn just als wir im Jänner die Fähre für den 2. Mai mit Frühbucherrabatt (zu einem sensationellen Preis € 400,- Tour-Retour, all inclusive) gebucht hatten, fanden wir unsere Traumwohnung.
Einfach nur schräg gegenüber, 4. Sock mit Lift, großer Dachterrasse, Gästezimmer, alles genau nach unseren Wünschen!
Da mußten wir einfach zuschlagen!
Aber 1 Monat vor der großen Reise noch siedeln??? Angstschweiß !!!
Die Übersiedlung von der Nr. 16 zur Nr. 7 war nur von der Distanz her minimal, der Aufwand ist derselbe. Packen, putzen, schleppen….und vor allem Ausmisten……wir haben geschuftet, bis unsere alten Knochen beinahe auseinanderfielen. Aber mit Hilfe von Familie und Freunden, sowie von Professionisten für’s Grobe und Schwere, ist alles geschafft. Wir genießen unsere barrierefreie Wohnung (mein wehleidiges Knie dankt es mir jetzt schon) vor allem mit dem gleichgeschoßigen Ausgang zur Dachterrasse.
Gut, dass wir die Reisevorbereitungen nur auffrischen mußten, die Tour wurde ja im Herbst kurzfristig gecancelled.
Vorsorglich wird das WoKi 3 Tage vorher ausgewintert, zum ToyotaService gebracht und erfreut stellen wir fest, dass alles ok ist.
Wir haben nichts anderes erwartet!Auch Wolfgangs Meisterwerk, die AluKiste für Tisch und Sesseln ist rechtzeitig ferig geworden und „ziert“ jetzt unser Hinterteil. Aber dann…
…wir bunkern Frischwasser und fluten kurzfristig den Schöndorferplatz.
Ein klitzekleiner Schalter hat sich bisher unserer Bekanntschaft entzogen, es vergeht wertvolle Zeit, bis wir sein zartes Stimmchen vernehmen – „hier bin ich !!“
Als nächstes müssen wir feststellen, dass unsere Bordbatterie zwar bummvoll ist, aber sie gibt nix her, d.h. der Kühlschrank funktioniert nicht und unser Treppchen antwortet nur mit leichtem Brummen, wenn man auf den Schalter drückt, THAT’S ALL.
Der ÖÄMTC fühlt sich auch für dieses Problem zuständig, erklärt aber nach kurzer Prüfung: Die ist im Eimer. Ein einziges Wort von mir als Antwort reicht:
VERDAMMT, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Heute ist 1. Mai, Tag der Arbeit, da arbeitet natürlich niemand. Ok, wir haben ja noch den Freitag, am Samstag um 5.30 früh soll die Fähre ablegen. MIT uns an Bord, wenn möglich, bitteschön!
Bei Bimobil wird Freitag früh reklamiert. „Heit’ geht goar nix, Zwickötag“, im breitesten bayrischen Dialekt. Wolfgangs Antwort fällt wortgewaltiger aus als meine, also geht doch was. Aber wir kommen nicht darum herum, uns eine Neue zu besorgen.
Wir machen uns also auf die Suche, die Batterie ist natürlich keine „von der Stange“, zudem ist sie so knapp verbaut, dass die Abmessungen keinen Spielraum zulassen. Bei Varta in Sbg. werden wir fündig, der Mann erklärt überzeugend, dass diese zwar mit weniger Leistung aufwartet (75Ah anstatt 120Ah) dafür aber robuster ist und zudem viel weniger kostet. Wir haben ja eh keine andere Wahl, also glauben wir ihm und hoffen, dass er recht behält. Gleich in der Nachbarschaft ist Toyota Frey, hier wird uns auch sofort und freundlich geholfen, die Batterie ist in ein paar Minuten einsatzbereit.
Jetzt wird beim Interspar noch Frisches gebunkert….um 14h sind wir endlich startklar.
2. bis 9. Mai 2014
Die Strecke Hallein – Triest ist unspektakulär. Wir könnten sie schon im Schlaf abspulen.
So tun wir einfach das, was wir während einer (eintönigen) Fahrt am Liebsten tun:
- Kaffee schlürfen
- ein paar Keksi naschen
- die Vorfreude und Spannung spüren, wenn wir „zu neuen Ufern“ aufbrechen.
Wir bereisen ja zum ersten Mal den asiatischen Kontinent, jedenfalls mit dem eigenen Auto.
Unser WoKi tut auch das, was es am Besten kann, nämlich uns in kürzester Zeit (trotz aller Widrigkeiten) in Gute-Laune-Urlaubsstimmung zu versetzen.
Triest empfängt uns trist, leichter Regen, ca. 15 ° Wir finden gleich auf Anhieb unseren Terminal und sogleich wird uns ein Platz im Hafengelände zugewiesen. Ok, wir hatten schon idyllischere Nachtplätze, aber jetzt freuen wir uns einfach dass wir hier sind und können sogar dieser Tristesse etwas abgewinnen. Wir delektieren uns an den feinen Sachen, die wir mitgenommen haben, auch der Bier- und Schnapsvorrat wird getestet. Na, hoffentlich verschlafen wir nicht alles.
Ab 23.30h kann man am Minoan-Schalter einchecken, ab 4h früh soll das Einschiffen beginnen, keine Sorge, das haben wir alles gut hingekriegt.
Um 7h sind wir endlich an Bord, mit Verspätungen bei Fährschiffen rechnet man sowieso. Das Schiff ist relativ neu (jedenfalls das Neueste der Minoan-Flotte) die Kabinen sauber, ziemlich klein aber ganz ok. Allerdings gibt es für Buchungen mit Haustier ausnahmslos nur Innenkabinen, das behagt uns gar nicht. Man darf sich mit Hund auch nur am 11er Deck (das offene Deck mit Pool) bewegen, das schränkt ein, zumal das Wetter extrem windig und grauslig ist. Also wird ersteinmal geschlafen.
Der Versuch, mit Vunny „Gassi“ zu gehen scheitert, sie braucht „Wiese“ und dabei bleibt sie auch, bis sie in Igoumenitsa (nach 28Std!!!) das erste grüne Fleckerl findet. Nicht einmal ein „Lacki“ war am Schiff möglich!Das schlechte Wetter begleitet uns bis Igoumenitsa.
Dort gibt es zwar die ersten Sonnenstrahlen als wir am nächsten Tag (4. Mai) um 9.30h ausschiffen, aber von Badewetter sind wir weit entfernt. Also machen wir uns auf über die Berge in den Osten. Zuvor wird noch aufgetankt, mit € 1,369 p.l. gar nicht so teuer wie erwartet. Heute ist Sonntag, wir kaufen bei einem Kiosk Wasser, den Tzipuro erstanden wir vorsorglich schon am Schiff.
Bei Ionnanina haben wir sintflutartige Regenfälle, 9 Grad, von den Bergen lacht frischgefallener Schnee. Das finden wir weniger lustig, und meine Frage: „Du Woifgang, hamma uns eh net vafoan??? Hamma scho die Fähre noch Griechnland g’numma???“ wird unwirsch beantwortet.
Also halt ich den Mund und warte ab.
Dann, Ri. Thessaloniki wird es besser. Unsere Zuversicht wächst im selben Tempo wie die blauen Himmelsflecken größer werden. Jetzt klettert das Thermometer auf satte 25 Grad, ein paar Wolken zeigen sich am Horizont, na geht doch!
Auf geht’s zu unserem Heiligen Berg und dem Paradies, der Sonnenuntergang beim Olymp und der endlose Sandstrand bei Posidi sind noch in bester Erinnerung. Der Olymp zeigt uns zwar nur kurz seinen großen, schneeweißen Hut, dann versteckt er sich hartnäckig hinter einer Wolkenhaube. Ja, ich würde mich auch schämen, müßte ich im Mai in Griechenland noch eine Haube tragen!
Unser Plätzchen ist, wie erwartet, leer, wir stellen uns auf und richten uns ein, genau wie vor 8 Monaten. Der nächste Tag beginnt wolkenlos, aber extrem stürmisch. Wind und Wellen lassen uns glauben wir wären am Atlantik und nicht in der Ägäis.Vunny genießt die langen Strandspaziergänge und wir das gratis Fußpeeling. Sie ist wieder ganz in ihrem Element. Derweil wir in der Sonne dösen, liegt sie unter dem WoKi. Nur wenn der einzige Surfer etwas zu nahe ans Ufer kommt, wird er verbellt. Den kann sie nicht zuordnen, zuvor wurde er nämlich noch freundlich begrüßt.
Heute entkorken wir unsere erste Flasche Prosecco, es gibt einen guten Grund. Wir feiern mit etwas Verspätung den Geburtstag von meinem 2. ältesten Enkelkind. Laurin ist 5 und schon ein ganz Großer. Die Geburtstagswünsche schicken wir auf die lange Reise ins Mühlviertel, der Rest des Tages wird verschlafen usw…..
Was uns jetzt völlig verzaubert ist die Vegetation. Schon während der Fahrt hierher staunten wir über das üppige Grün in vielen Variationen, dazu der gelbe Ginster, der ganze Hänge bedeckt. Roter Klatschmohn, weiße Akazien, rosa Tamarisken, die Natur ist jetzt verschwenderisch mit ihren Farben.Wir kennen Griechenland zumeist herbstlich, da ist der Unterschied besonders krass. Hier am Strand sind ganze Felder voll Statizien, dem lila blühenden Strandflieder. Da muss ein Strauß mit nach Hause, den kann man nämlich wunderbar trocknen.
Tags darauf ist es etwas bedeckt, der Sturm hat sich in ein laues Lüftchen verwandelt, die Temperatur ist angenehm, der beste Tag für eine Strandwanderung.
Da entdecken wir eine riesige Schildkröte – leider tot. Der Durchmesser ihres Panzers hat sicher 1m !!! Wahrscheinlich ist sie gestern bei dem Sturm angeschwemmt worden. Schade, wir hatten keinen Foti dabei, allerdings war der Anblick ohnehin etwas gruselig.
Auch heute (6. Mai) haben wir ein Geburtstagskind, unsere Vunny ist 4!Als ich ihr ein Ständchen singen will, bellt sie mich an, ich bin nicht sicher was sie mir sagen wollte. Hör endlich auf zu singen, oder schön, dass Du an meinen Geburtstag gedacht hast. Wolfgang tippt auf Ersteres!!! Aber sie bekommt natürlich ihre Knacker. Prosecco gibt es keinen, ich habe zwar – zu Wolfgangs Entsetzen – eine ganze Kiste eingepackt, aber es gibt noch viele Geburtstagskinder während unserer Reise
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Jetzt ist es auch höchste Zeit für den Härtetest. Das Wasser hat ca. 15Grad, soviel wissen wir schon, aber reicht das zum Schwimmen? Ok, Wolfgang dreht eine kurze Runde, Vunny und mir genügt ein Fußbad. Man muss ja nichts übertreiben!
Am Abend machen wir es uns romantisch, es gibt Lagerfeuer! Wolfgang ist ein leidenschaftlicher Holzsammler und so können wir lange draußen sitzen, dem Feuer zusehen und ein Fläschchen leeren.Bevor sich jemand Sorgen macht und uns für leichtsinnig hält – es ist windstill, alles grünt und blüht und Wolfgang hat fachmännisch einen Sandring um’s Feuer gegraben. Natürlich wird auch sorgfältigst gelöscht, als wir in die Heia gehen.
Das Wetter könnte perfekter nicht sein, also bleiben wir noch. Es hat an die 28 Grad, beinahe windstill und keine Menschenseele weit und breit.Die Vorräte reichen leicht aus, nur der Retsina geht langsam zur Neige. Wir stehen nun schon den 5. Tag hier (ohne Strom natürlich) unsere neue Bordbatterie muss gleich beweisen was sie kann, und das tut sie auch. Alles funktioniert einwandfrei, nur mein Wechselrichter zum Aufladen meines MacBook will seinen Job nicht machen.
Ohje, die Maria ohne Apfelstück, höre ich jetzt alle sagen, aber ich habe ja noch mein iPad, das kann ich über den Autostecker aufladen….und jede Menge Bücher…..manche aber als e-book am iPad!
Auch Federball-Spielen und Würfel-Pockern sind ein lustiger Zeitvertreib….und sonst fällt uns doch auch noch so allerhand ein……
Der Wächter vom Leuchtturm hinter uns lädt für eine Dose österreichisches Bier mein MacBook auf, so ist auch diese Welt wieder in Ordnung, aber natürlich kein Internet in dieser Einsamkeit.Am Freitag, den 9. Mai hält uns nichts mehr, wir starten Richtung Osten. Alexandroupolis ist unser Ziel, ein Campingplatz mit Internet soll uns wieder mit der Zivilisation – und mit Euch – verbinden.
Die Fahrt durch die blühende Landschaft gefällt uns besonders gut, nur vor Alexandroupolis wird es langweilig.
Viele Pfützen lassen vermuten, dass es arg geregnet hat und ich sehe später im Internet, dass eine Schlechtwetterfront über der Türkei steht. Nur gut, dass wir so lange auf Chalkidiki geblieben sind.
Der CP hier ist großzügig angelegt, große Stellflächen und auch großzügig mit Internet – am ganzen Platz freier Zugang, da lacht mein Herz!
Auch Vunny freut sich, hat sie doch endlich wieder einen schönen Hundemann für wilde Rennspiele.Wir schlendern am Abend in die Stadt, verdrücken einen ganzen Berg Small fishes und jede Menge anderer Meeresgetiere, dazu Salat und einen Liter Retsina, das macht € 17,50. Wir sind mit Sicherheit die einzigen Touristen in der Taverne und so essen wir einfach das, was die Einheimischen serviert bekommen.
So geht also die erste Woche zu Ende, die Schlechtwetterfront ist abgezogen und daher starten wir heute, 10. Mai zu den Dardanellen um bei Canakkale den asiatischen Kontinent zu betreten (ähh…befahren!)
3 Kommentare
die wimbader
19. Mai 2014 at 19:10Halli hallo ihr Lieben !
Freuen uns für euch, dass ihr es so schön habt ! Bei uns ist heute der erste Tag, an dem man nicht heizen muss ! Bisher Regen und echtes Sauwetter. Aber das wisst ihr wahrscheinlich schon. Haben mit Vunny mitgelitten, aber am 6. Mai natürlich auch an sie gedacht, an unser „Zwergerl“ !
Weiterhin alles Gute und wir freuen uns auch die kommenden Berichte.
Übrigens Maria, dein Erzählstil ist wirklich toll ! Das kannst du echt gut !
Inclusive Fotos (oder sind die von Wolfgang ?)
Eine dicke herzliche Umarmung von R & C % R
Maria
20. Mai 2014 at 5:46Danke, danke 😉 die Fotos sind „best of“ Die meisten aber doch von Wolfgang.
Grüße und Umarmung retour von MWV
Inge und Fred
14. Mai 2014 at 21:44Hallo Ihr zwei!!
Haben eure Berichte bis heute ( 10. 05. 2014) genau verfolgt, doch wo seid Ihr jetzt ???) – seid froh, dass Ihr nicht in Salzburg seid, oder wollt Ihr wirklich einen >Schneebericht hören – nein iieber nicht. Weiterhin viel Vergnügen!!!!.
L.G. Inge und Fred