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Asien / Iran 2015

#7 – Wie cool ist das denn….

10. – 16. Mai 2015
Shusa- Khoramabad – Bisotun – Kermanshah – Hamedan – Sarandaj – Bukan – Mryandoan – Orumyeh – Khoy – Qotur – Razi – Van – Akdamar.
Die Vermutung, bzw. die allgemeine Beteuerung, dass es weiter im Norden angenehmere Temperaturen gibt bestätigt sich eindrucksvoll. In Ri. Khoramabad ziehen erste Wolken auf, die Temperaturen fallen im selben Minutentakt wie sie in der Dasht-e Lut und am Persischen Golf gestiegen sind.
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Nach Khoramabad fängt es an zu gießen, das Gewitter hat sich – und das WoKi – gewaschen. Erstes Aufatmen geht in frösteln über, bei der Tankstelle freuen wir uns nicht nur über den Preis. € 9,80 für einmal volltanken, dazu noch frisches Bergwassser und eine Einladung zum Essen. Es hat mittlerweile 18 Grad, wir fahren weiter nach Kermanshah. Beim nahen UNESCO-Weltkulturerbe in Bisotun hoffen wir auf einen schönen Nachtplatz. Nach der langen Tagesetappe finden wir tatsächlich oberhalb eines Kiefernwäldchens und direkt unterhalb des Felsens mit den Reliefs unsere Nachtruhe. Die warme Weste wird hervorgekramt, ich dachte nicht, dass ich die nochmals brauche.
Aber hier hat es 11 Grad am Vormittag in Shusa waren es noch 38!!!!
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Vunny kriegt sich gar nicht mehr ein vor Freude, sie rennt wie aufgezogen herum.
In der Früh ist es schon wieder sonnig und warm mit angenehmen 20 Grad. Wir fahren in die Stadt, suchen einen Schattenparkplatz für die Vunny, ein Taxi bringt uns zum Bazar. Hier geht es wieder ganz orientalisch zu, sehr viele Gewürze, Stoffe, Juweliere und Glitzerdinger für Bauchtanz & Co.
Na bitte, das wär doch genau das Richtige für mich, weil – den Bauch hätt‘ ich ja schon – und das mit dem Tanzen krieg ich auch noch hin, versprochen, Wolfgang ;-))
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Was tragen die Schwarzverhüllten drunter???  Bunt!! Ok, das hätten wir also auch geklärt!
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Wir essen zu Mittag in einem typischen Restaurant, hier bietet man auch die regionale Spezialität an „Khoresht-e Hallal“ eine Art Gulasch mit Mandelsplittern. Wenn wir wenigstens 1 Pfiff Bier dazu bekommen hätten, wäre alles perfekt gewesen.
Dann wird es Zeit zum Auto zurückzukommen, es ist schon wieder heiß, aber „nur“ ca. 30 Grad.
Am Abend treffen unsere Freunde ein, Vunny und Leon toben herum, als hätten sie sich wochenlang nicht gesehen.
Wir starten gleich in der Früh zum Parkplatz von Taq-e Bostan, weil es hier gute Schattenplätze gibt. Ein Taxi bringt uns nochmals in die Stadt, wir bummeln ein wenig im Bazar herum, wollen Weihrauch und Myrrhe kaufen, aber hier in diesem riesigen Gewürzbazar werden wir nicht fündig.
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Also geht es per Taxi wieder zurück zum Auto. Ich steige auf halber Strecke im noblen „Parsian Hotel“ ab.
Nein, wir haben uns nicht getrennt und ich habe ganz bestimmt auch nicht „Schauze voll“ vom Zigeunerleben, aber ich hege die Hoffnung, dass es hier Internet gibt. Ich will meine Website aktualisieren, schließlich sollen die Ergüsse meiner „Morgenarbeit“ nicht vergebens sein. Derweil Wolfgang mit Vunny die Gassi Runde dreht, sitze ich also im klimatisierten Foyer der 5* Herberge und verbinde mich wiedereinmal mit der Welt. Ja, sie existiert noch und meinen Lieben zuhause geht es gut! Zufrieden mit mir und der Welt stoppe ich ein Taxi, aber…..shit….wie heißt noch mal der Ort wo unser Auto steht??? Keine Ahnung:-((
Irgendwie habe ich das Problem gelöst, hab‘ einfach richtig orientalisch heftig in die gedachte Richtung gefuchtelt, lautstark und im breitesten mühlviertler Dialekt den Taxler niedergequasselt und der bringt mich tatsächlich bis zum Eingang der Grotten, aber unser Auto steht viel weiter oben am Berg im Schatten. Am Ende bringen mich 2 Burschen noch das letzte Stück die steile Straße hinauf, niemand will Geld dafür, nur ein fröhliches merci! reicht ihnen, sie hatten ja genau so viel Spaß wie ich!!
Die Grotten von Taq-e Bostan sind schnell besichtigt, die Reliefs mit der überlebensgroßen Wandplastik des sassanidischen Königs Khosrow II in voller Rüstung beeindrucken uns, leider sind sie nicht im besten Fotolicht.
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Wir kaufen eine große Schüssel voll frischer Erdbeeren (ihr wißt schon, wg. der ParadiesDiät!) und fahren nochmals zu unserem traumhaften Nachtplatz.
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Morgen früh besichtigen wir definitiv das letzte Weltkulturerbe unserer Persien Reise, die Rock Reliefs von Bisotun.
Leider ist das berühmte DariusRelief aus achämischer Zeit (um 520 v. Chr. ) hinter Gitter hoch oben in der Felswand. Es wird gerade restauriert, wir versuchen es heran zu zoomen und können es erst am Bildschirm vom PC so richtig bestaunen.
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Die plastische Herkulesfigur gefällt uns ohne Hindernisse.

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Unsere Freunde brauchen jetzt auch einen Reifenflicker, wir wollen uns in Hamedan nochmals treffen.
Auf der Fahrt dahin geht es noch durch Berg und Tal, wir halten Mittagspause auf windigen 2.200m, aber in Hamedan hat es schon wieder ca. 30 Grad.
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Die „must see“ von der Stadt machen wir mit dem Taxi, wir sind schon etwas müde.
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Den Bazar vergrausigen mir die „Fleischhacker“ mit den Schafsköpfen, die hier geflämmt, zerhackt und ausgekocht werden.
Den Geruch bzw. Gestank bringe ich auch im Gewürzbazar nicht aus der Nase, wir fahren zurück zum WoKiSchattenplatz.
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Na, graust’s Euch auch schon???
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Der Taxler gibt uns die Hälfte des Fahrpreises zurück, weil es eh nicht so weit war!!
Wo gibt’s denn so was??
Jetzt suchen wir dringend eine Tankstelle, aber „no motorin“ ist bei 3 Tankstellen die Antwort. Das Problem hatten wir schon bei der Einreise im Norden. Wir sichten eine Tankstelle mit einer laaaangen LKW Schlange und fahren frech zur Benzinzapfsäule vor. Ganz unschuldig sagen wir ahhh, da drüben gibt es motorin….dann dürfen wir uns vorne einreihen, bekommen 50 Liter Sprudel und niemand regt sich auf. Probier das einmal bei uns ?!?
Per SMS bekommen wir den letzten gemeinsamen Stellplatz durchgesagt, so bleibt uns die NachtplatzSuche erspart, für die wir eigentlich an der Reihe gewesen wären. Auf dem Parkplatz der Seilbahn gibt es genügend Platz, aber auch genügend Neugierige. Die letzte Flasche Wein wird geleert, danke Günther, ein überaus netter Abschluß für den gemeinsamen Teil unserer Reise. Die Kufsteiner wollen, wie geplant, über Armenien ausreisen, für uns geht es weiter in Richtung Grenze Türkei.
Nach einer leidlich guten Nacht verabschieden wir uns sehr herzlich von unseren Langzeit-Reisebegleitern, wir hatten schöne, erlebnisreiche und aufregende Zeiten miteinander – Menschen wie Hunde!!!
Über den Alvand, 3.580m führt eine Passstraße, die tun wir uns und dem WoKi noch an, bevor es endgültig in den Norden geht.
Auf der Passhöhe gibt es sogar einen Schilift und das Persische Pendant zu unseren Almhütten.
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Vorbei an Sandandaj und Bijar geht es weiter in den Norden. Jetzt gib es noch eine kurze Diskussion, denn wir hätten ja noch Zeit übrig und mein Entdeckergeist noch freie Kapazitäten. Von Bijar führt nämlich eine Straße nach Zanja und von dort ans Kaspische Meer, zum Elbrus Gebirge mit dem Damavand mit seinen 5.761m, dem Sabalan mit 4.811m bei Ardebill usw… das wäre noch schön….Leider ist das Land so riesig und bis dahin ist es natürlich „ein breiter Weg“.
Aber das Versprechen, dass wir eine eigene Reise „Rund um das Kaspische Meer“ machen werden haben wir uns bereits gegeben und so bin ich dann auch zufrieden. Sogar der „Pamir Highway“ hat sich als Reiseziel klammheimlich unsere Köpfen geschlichen, drum lassen wir es gut sein. Unsere Festplatte ist ohnehin voll.
Bei Wolfgang trifft jetzt der Spruch zu, dass ein Ross immer schneller wird, wenn es den Stall riecht!
Wir fressen die Kilometer und unser WoKi den Diesel (na ja, 11 Lt. ist ok!) Eine Tankstelle wird benötigt – no motorin, das haben wir schon befürchtet. Bei der 3. Tankstelle bleiben wir einfach stehen und sagen „finnished“. Das versteht jeder, ist aber geschummelt. Natürlich fahren wir nicht zum letzten Tropfen. Jetzt wird diskutiert, telefoniert, gestikuliert, aber wir wissen sofort, hier wird uns geholfen. Ein Iraner mit einem Mitsubishi bemüht sich besonders, er braucht nämlich auch Motorin. Da rollt ein LKW an, der wurde per Tel. angefordert. Er hat die nötige Dieselkarte (ohne der geht nix) und schon ist das Problem gelöst. Plötzlich gibt es doch noch Sprudel, aber nur 40 Liter, dafür bezahlen wir umgerechnet € 3,80 und unsere Welt ist wieder in Ordnung.
Der MitsubishiMensch lädt uns ein zu ihm zu kommen, er hat ein großes Haus, davor können wir über Nacht stehen, seine Frau kocht, sein Bruder will uns auch kennenlernen. Na gut, wir brauche eh einen Nachtplatz und folgen ihm quer durch die Stadt – zur „rush hour“! Bei einer engen Seitengasse ist für uns Schluss. Reklametafeln und Balkone – wir sind zu hoch. Noch ein Versuch von der anderen Seite – dasselbe.
Wir geben auf und lassen einen enttäuschten Menschen zurück, schade!
Ein komfortabler Nachtplatz wird gesucht und gefunden, nur kochen müssen wir halt jetzt selber. Gleich in der Früh geht es weiter. Heute ist Freitag (ihr wisst schon, der Sonntag) und Wolfgang stellt zum wiederholten Male und schon etwas penedrant die Frage, ob ich mir Orumiyeh wirklich noch antun will. Ok, vielleicht ist es tatsächlich keine gute Idee, wir fahren also vorbei an der ersten, großen Stadt vom Beginn unserer Reise.
Weil wir nicht sicher sind, ob der Grenzübergang bei Razi offen ist fahren wir noch ein Stück Richtung Grenze und halten gleich Ausschau nach einem guten Nachtplatz. Die Straße ist mehrfach unterspült, der Fluss eine braune, reißende Brühe. Dann müssen wir bei einer Unterführung durch, weil die Straße unpassierbar ist. Millimeterarbeit ist angesagt. Mein Adrinalinspiegel steigt in den ungesunden Bereich, denn wenn jetzt die Grenze zu ist, müssen wir wieder retour. Also fahren wir optimistisch vor bis zur Grenze.
Beim Näherkommen sehen wir schon unzählige „Türkentaxis“ oh mein Gott, das kennen wir ja.
Aber ein junger Mann kommt angerannt, deutet uns, dass wir vorfahren sollen und zeigt wild gestikulierend auf seine Uhr, rasch, rasch…und eh wir uns versehen stehen wir beim Zoll. Alle Papiere müssen abgegeben werden, die Polizei sagt ständig „welcome to Iran“ aber wir wollen ja ausreisen.
Wir bekommen den Exit-Stempel in das Carnet de Passges doch der nächste Uniformierte will das Tor nicht aufmachen. Er deutet auf seine Uhr – um 6h ist Schluss. Der junge Mann rennt herum als ginge es um Leib und Leben und er konnte bewirken, dass sich nach einem Telefonat das Gatter für uns öffnet. Nur für uns Touristen – gibt er uns noch zu verstehen.
Wir sind aus dem Iran ausgereist!!! Das können wir noch kaum glauben. Das ist uns fast zu rasch gegangen.
Jetzt noch die türkischen Beamten, die haben es nicht so eilig, weil hier die Uhr um eineinhalb Stunden zurückgestellt wird. Ein Stempel in die Pässe, die Kontrolle vom Visum und jetzt öffnet sich auch dieser Schranken. Nach ein paar hundert Metern bleiben wir stehen und schauen uns ungläubig an. Haben wir das eh nicht geträumt???
Ich reisse mir gleich den Schal herunter, phuuu ist mir jetzt kalt am Kopf!! Es hat ja nur 18 Grad.
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Das „Roß“ kriegt die Sporen und wir schaffen es tatsächlich noch bis Van. Jetzt werden alle, die uns kennen, wissen was kommt. Wir erschnüffeln den direkten Weg zum Migros, der hat noch offen und Bier, Wein und Raki für uns. Die 40 km bis Akdamar müssen auch noch sein, jetzt ist es zwar schon dunkel, aber wir kennen ja den Weg und den Stellplatz am See.
Wir stehen also am selben Fleck wie am Beginn der Reise, blicken auf den See, öffnen ein Bier und freuen uns…
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Am nächsten Morgen zeigt sich der Süphan Dagi mit seinen 4.434  m am anderen Ende vom VanSee.
Wir bleiben 2 Tage, kommen an…ziehen Resümee…sind einfach glücklich dass alles so gut gelaufen ist.
Der CP Besitzer verwöhnt uns mit frischen „Inci Kafali“ (ein spezieller Fisch, den es nur am VanSee gibt) dazu kühles Bier, ja, das hat schon was.
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Über die Heimfahrt und die „Bilanz“ dieser wunderbaren Reise gibt es noch eine Geschichte, dann ist auch Persien für uns Geschichte!

Mit lieben Grüßen und Güle Güle

Maria & Wolfgang & Vunny

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