18. – 25. April 2015
Isfahan – Varzaneh – Yazd – Kerma – Mahan – Shadad.
Wir haben also Tempo herausgenommen und finden uns schon gut zurecht hier. Unsere Tageskilometer liegen durchschnittlich bei ca. 120km, das lässt sich gut machen.
Selbst die Bekleidungsvorschriften für Frauen nehmen wir schon gelassen hin, das Kopftüchl wird schon fast zur Selbstverständlichkeit, leider auch im Auto. Nur im WoKi (in der Kabine) gilt die „Islamfreie Zone“ hier ist unser privater Bereich. Der wird auch zumeist respektiert.
Selbst mit den „Millionen“ haben wir gelernt zu jonglieren, Rial oder Tuman, das ist hier die Frage. Denn wenn die Säcke voll Gemüse 100 kosten, sind meist noch 3 Nullen dranzuhängen, also 100.000 Rial, aber selbst dann sind es nur knapp € 3,-
Und an der Tankstelle kriegt man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, einmal Volltanken kostet ca. € 10,-
Auch an die spezielle Art wie man hier Auto fährt, gewöhnt man sich mit der Zeit. Allles läuft ohne ersichtliche Regeln und Vorschriften ab. Vorrang hat der mit dem selbstbewußtesten Fahrstil, gehupt wird ununterbrochen, manchmal als Warnung, meistens als Gruß, oder einfach zwecks der Gaudi. Und die Verkehrsampeln, so überhaupt welche vorhanden sind, werden generell ignoriert. Sie könnten auch rosa oder lilablaßblau leuchten, es wird einfach gefahren.
Wir reisen also recht entspannt und erlebnisreich weiter.
ESFAHAN – so der persischen Name – soll einer der Höhepunkte unserer Reise werden. Sie gilt als „die schönste Stadt der Welt“ für uns können wir das bestätigen, wir haben noch niemals so was Zauberhaftes gesehen, das entzieht sich jeder Beschreibungskunst.
Auf einem zentralen Parkplatz dürfen wir sogar nächtigen. Das nehmen wir gerne an, nachdem wir den Preis von € 30,- auf € 20,- heruntergehandelt haben, für 2 ganze Tage und eine Nacht. Der P ist perfekt für uns, gerade mal 5 min. Fußmarsch zum Meydan-e Imam, dem 2. größten Platz der Welt. Dort bringen wir den Mund nicht mehr zu, nur Ahhh und Ohhh in allen Tonlagen ist zu hören. Kein Wunder dass die Welt staunt, wir tun es auch.
In glanzvollen safawidischen Zeiten wurden hier Paraden abgehalten oder Polo gespielt. Heute ist es ein Platz der Begegnungen. Viele (westliche) Touristen aber auch Einheimische lassen sich verzaubern, die Rasenflächen werden zum Picknicken benützt, oder einfach für ein Schwätzchen mit den Freundinnen.
Unsere Teepause verbringen wir lieber in märchenhaftem Ambiente.
Die Imam- od. Jame Abassi-Moschee gilt als eines der Meisterwerke islamischer Baukunst, auch die Lotfullah-Moschee mit ihrer 32m hohen Kuppel ist die Vollendung an Farben und Mustern, sowohl von aussen, als auch innen.
Wir nehmen uns den ganzen Tag Zeit, die Hunde haben einen feinen Schattenplatz im Auto. Am Abend gehen wir in ein typisches Restaurant am Meydan-e Platz essen.
Die Einrichtung ist wirklich originell, man „liegt“ beim Essen und unser Gaumen amüsiert sich (im besten Fall!)
Klar, man geht auch nicht in die Getreidegasse zum SchnitzerlEssen!!
Danach gibt es einen „Brücken-Marathon“ wir holen die Hunde ab und marschieren zum Zayandehrud-Fluss. Er ist die Lebensader von Esfahan und verwandelt die Stadt in eine grüne Oase.
Jetzt ist es schon dunkel, wir freuen uns auf dıe „Lichterinszenierung“ der alten Brücken. Zuerst die Si-o-se Pol mit ihren 32 Bögen. Sie ist wunderschön beleuchtet und hier pulsiert das (Nacht)Leben.
Allerdings will uns ein Polizist wg. der Hunde vertreiben. Wir versprechen zu den Autos zurückzugehen und nehmen doch Kurs auf die nächste Brücke. Pol-e Chubi steht ebenso im wunderschönen Licht, aber dann reicht es für heute. Müde und „fuaßmarod“ erreichen wir die Autos und fallen erschöpft ins Bett.
Auch der nächste Tag gehört Esfahan, nachdem wir überraschend gut geschlafen haben. Wir fahren gleich in der Früh mit dem Taxi zur Pol-e Khaju, sie ist die bekannteste und beliebteste Brücke, wohl auch die Schönste.
Da sie zweigeschossig ist, kann man den Fluss auf 2 Ebenen überqueren. Hier sitzen die Menschen auf den Treppen, flanieren über den Fluß machen Picknick und in jedem Fall wollen sie wissen, woher wir kommen.
Danach machen uns auf zur ehrwürdigen Jame-Moschee, das ist ein 2 km!! langer Fußmarsch durch den überdachten Bazar.
Zuvor werden wir wiedereinmal auf deutsch angesprochen. Ein junger Mann hat uns mit dem Reiseführer vom Trescher-Verlag entdeckt. Er erzählt, dass der im Buch abgebildete Mann beim Stoffdrucken sein Opa ist. Natürlich müssen wir seinen Laden besuchen, uns viel über die Kunst von diesem traditionellen Handwerk erzählen lassen und auch eine Tischdecke findet unser Gefallen. WIFI hat er auch für mich, na wunderbar, das möchte ich am Nachmittag nutzen.
Jetzt auf zur Freitagsmoschee, wir nehmen den Weg durch den Bazar, staunen und amüsieren uns über das Warenangebot, das, je weiter wir hineingehen, immer orientalischer wird. Keine Souveniers, nur G’würz, G’wand, G’schirr, Stoffe, Düfte….. alles kunterbunt durcheinander. Ein Rausch an Farben und Gerüchen!
Gestern hat uns am Abend noch gefroren, heute ist es ziemlich warm. Ein pensionierter Professor für persische Literatur erklärt uns Verschiedenes bei der Jame-Moschee und führt uns noch zum Heiligtum Harun-e Velayat mit figürlichen Wandmalereien, alles hochinteresant.
Während Wolfgang mit Vunny die Mittagsrunde dreht, eile ich mit MacBook und iPad bewaffnet zu unserem Freund im Bazar mit WIFI. Aber auch heute kann ich meinen Bericht nicht hochladen, nicht weil das Internet so langsam ist, sondern weil ich ständig in Gespräche verwickelt werde. Natürlich wird mir gleich Kaffe serviert, ich bin hier der Gast.
Die Männerwelt findet es schon ziemlich interessant, was die westliche Frauen so machen…..
Inzwischen kommt Wolfgang, wir besuchen noch den Teppichbazar, wo unser Freund einen kleinen Laden mit schönen Teppichen hat. Die Entscheidung verschieben wir auf morgen, wir sind nicht ganz überzeugt, obwohl uns der Gebetsteppich sehr gut gefallen hat.
Eine weitere Nacht wollen wir nicht auf dem Parkplatz schlafen, vor allem wegen der Hunde. Günther hat einen Parkplatz von der Seilbahnstation ausfindig gemacht, hier gibt es genügend Auslauf – und genügend neugierige Menschen!
Alle wollen wissen woher wir kommen und alle sind erstaunt. Sooo weit seid ihr gefahren????
Eine Familie will ins WoKi schauen, dafür singt uns der Mann lautstark mitten am Parkplatz ein persisches Volkslied. Er ist Sänger und verspricht uns, morgen eine CD vorbei zu bringen.
Auch die Polizei kommt und heißt uns willkommen, nachdem uns ein junger „Möchtegern-Aufseher“ wg. der Hunde vertreiben wollte. Hier in Esfahan hat man offensichtlich ein Problem mit Hunden, aber nur die Uniformierten, alle anderen sind freundlich und neugierig.
Auch am nächsten Tag geht es wieder in die Stadt, eine der 4 berühmten Brücke ist noch ausständig.
Dann noch etwas einkaufen und weiter geht es in Ri. Südosten zu den Sanddünen bei Varzaneh. Nach dem Trubel der Stadt mit den unvergesslichen Eindrücken sehen wir uns nach Ruhe und Beschaulichkeit. Wir fahren durch sehr fruchtbares Land, dort wo bewässert wird, grünt und blüht alles. Der Zarandehrud-Fluss machts möglich.
Bei einem Zwischenstop in Barsian erstaunt uns ein 34 Meter hohes Ziegel-Minarett und ein großartiger Kuppelbau aus 1134, ebenso eine Karawanserei aus safawidischer Zeit.
Weiter in Ri. Ezhyeh sehen wir viele Taubentürme, manche halb verfallen, aber auch Neuere. Man züchtete die Tauben, um für die riesigen Melonenfelder den passenden Dünger zu bekommen. Eine Taube liefert ca. 2,5 kg Dünger pro Jahr, sag das mal den Venezianern….
Gleich hinter Varzaneh ist plötzlich alles grün verschwunden, es beginnt die Steppe und dann ein mächtiger Sand-Dünengürtel. Eine Stichstraße finden wir auch und schon stehen wir unter den riesigen Dünen gut geschützt in einer kleinen Senke.
Yesss, so haben wir uns das vorgestellt!
Wir sehen große Lastwagen, beladen mit Sand, aber denen messen wir (noch) keine Bedeutung bei. Jetzt wird einmal in der Sonne gefaulenzt, gelesen und da brummen sie schon daher, die Laster.
2 Fuhren Sand werden aufgeladen und schon sind sie wieder weg.
Jetzt gehört die Idylle wieder uns – bis wir beim Lagerfeuer sitzen! Es ist schon finster, als der erste LKW anrollt und gleich biegt der nächste um die Ecke. Die Fahrer freuen sich über die Abwechslung und man erklärt uns, dass hier in der Nacht!!! Sand verladen wird. Wir sitzen noch lange gemütlich beim Feuer, Günther bäckt wieder herrliches Brot und als der Bagger auffährt sind wir schon in der Heia. Irgendwann kehrt Ruhe ein, und wir schlafen ruhig und unbehelligt in diesem wunderbaren Ambiente.
Von den Sanddünen geht es zurück nach Varzaneh, wir nehmen wieder die südöstliche Richtung entlang dem Salzsee, wo der Zayandehrud einfach im Gavkhuni-Sumpf versiegt.
Ein Stück weiter fahren wir auf einer Piste, da steht mitten in der Landschaft eine alte, verlassene Karawanserei. Ein Bauer tankt gerade Wasser aus dem offensichtlich noch intakten Brunnen inmittten, dann stellen wir uns zur Mittagsrast in den Innenhof. Die Einfahrt ist ziemlich knapp.
In dieser stimmungsvollen und geschichtsträchtigen Kulisse spuckt unsere Engel-Kühlbox noch immer Ablinger Frankfurter aus, dazu bayrischen Würstelsenf – was für ein Kontrast. Aber schmeck’n tuat’s sakrisch guat!
Insgesamt 60 km Piste, genau so, wie wir und unser WoKi sie lieben nehmen wir heute unter die Räder, immer durch wunderschöne Landschaften bis kurz vor Meybod (nahe Yazd)
Unser Reifen verliert ständig etwas Luft, der Kompressor kommt fast täglich zum Einsatz!
Der Nachtplatz fällt schon wieder unter die Kategorie 1A. Am Fuße der Berge mit Blick auf die Lichter in der Ebene. Es ist angenehm warm und bis spätabends können wir draußen sitzen, an diesem 21. April auf 1.450m Höhe.
Der nächste Tag gehört Yazd, auf die Wüstenstadt mit den vielen Windtürmen haben wir uns sehr gefreut. Auch sie versprüht den Charme des Orients und wir lassen uns gerne verführen.
Der alte Kern hat viele Sehenswürdigkeiten, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen, aber heute ist es schon sehr heiß. Gleich neben der Freitagsmoschee gibt es einen Aufgang zu den Dächern der Stadt, wo man einen wunderbaren Rundblick hat.
Pech (oder Glück!?!) nur, dass man ausgerechnet durch ein Teppichgeschäft nach oben gelangt. Aber vorerst begeistert uns das großartige Panorama mit den blauen Kuppeln, Minaretts und Windtürmen, der Blick über die alte Stadt bleibt unvergessen.
Aber jetzt die Teppiche! Einer von den Vielen hat schon beim Vorbeigehen gerufen: Ich bin der Schönste!!!! Und, nimm mich mit!!!!
Hier hat man aber nicht nur schöne Teppiche, sondern auch ein superschnelles Internet. Während Wolfgang in heftigen Preisverhandlungen mit dem Teppichverkäufer steckt, kann ich in Ruhe meine Website bearbeiten und hochladen, niemand stört!
Der Teppich soll ein neues Zuhause bekommen ( ja, Manfred, Du hast es wohl schon geahnt was da kommt!)
Unsere Freunde sind auch fündig geworden und so ziehen wir zufrieden aus der Stadt.
Am Weg hinaus liegt noch der Feuertempel der Zarathustrier mit dem ewigen Feuer, das nach ihrer Überlieferung seit 470 n. Chr. ununterbrochen brennt. Die Hauptprinzipien der Lehre Zarathustras sind: Gute Gedanken- Gute Worte – Gute Taten! Sollte das nicht für alle Religionen gelten???
Dann peilen wir mittels GPS Punkten von Hansjörg den Stellplatz außerhalb der Stadt an, auf einer Hochebene inmitten der Steinwüste. Der Blick auf Yazd bleibt uns vorerst verwehrt. Noch immer liegt sehr viel Staub in der Luft, der sich wie ein Schleier über das Land breitet. Nach Einbruch der Dunkelheit flimmern die Lichter der Stadt doch bis zu uns herauf und sind das Pendant zum Sternenhimmel. Wir genießen noch lange diese milden Temperaturen und das Ambiente. Außerdem wird beschlossen, den morgigen Tag nochmals in Yazd zu verbringen, sie hat es uns angetan.
Wir fahren gleich in der Früh zu den Schweigetürmen, wo die Zaratustrier ihre Toten für die Geier zum „abweiden“ aufgebahrt haben. Eine etwas grausige Vorstellung, aber lt. ihrer Religion sollen die Toten die Erde nicht verunreinigen. Erst 1960 hat dies der Schah von Persien aus hygienischen Gründen verboten.
Nach dem Stadtbummel sind wir müde und hungrig, im Bazar finden wir ziemlich versteckt ein Restaurant.
Sowohl vom Ambiente, als auch vom Essen bleiben keine Wünsche offen, satt und zufrieden verlassen wir Yazd in südl. Richtung.
Die Frauen sind entweder ganz bunt, oder schwarz gekleidet….
In Mehriz wäre der Persischer Garten für den Nachtplatz auserkoren, doch das Navi führt uns zu einer alten Lehmfestung nach Seryazd.
Aber wiiiee…..am kürzesten Weg!!!!
Hier geht es um Millimeter und am Ende alles retour, der Navi Klassiker! Fußarbeit zeigt, dass es eine breite Schotterstraße zur Festung gibt und genau dort ist unser (wievielter???) Traum-Übernachtungsplatz ist. Die riesige Burganlage hätten wir hier nicht vermutet und ist auch in keinem Buch beschrieben, also doch – danke Navi!
Wir können sie sogar abends noch besichtigen und wundern uns ein wenig, dass dieses tolle Zeugnis savawidischer Baukunst nirgends erwähnt wird.
Heute ist Waschtag, auch Hausfrauen – und Männerarbeit muss getan werden.
Vom Sternenhimmel schaut der große Wagen bei unserem Sternguckerfenster herein, irgendwie falsch eingeparkt sieht er aus am persischen Himmel, aber doch wie ein Gruß aus der Heimat. Schön, dass du uns so weit begleitet hast, denk ich mir! Oder, besser – wie nett, dass du uns so weit mitgenommen hast.
Die Fahrt geht weiter in Ri. Kerman, wobei wir uns die Stadt selbst aufsparen od. ganz streichen, je nach Zeit. In der Gegend um Rafsanjan gibt es riesige Pistazienfelder, hier sollen die „Besten von ganz Iran“ wachsen, beachtlich, weil ja der Iran der weltweit größte Pistazienlieferant ist.
Wir erreichen noch Mahan, südlich von Kerman und suchen einen Nachtplatz nach dieser langen Tagesetappe. Aber heute ist Sonntag, daher gibt es um den Bagh-e Shahzade (Garden of the Prince) fast kein freies Fleckerl mehr, überall wird gepicknickt. Wir fahren weit in das Tal hinauf, bis wir auf 1.500m ein nettes Wiesenfleckerl finden, daneben der gefaßte Wasserlauf der den Garten bewässert.
Es ist angenehm kühl hier heroben, Gott sei Dank, denn untertags ist es schon ziemlich warm. Wir nähern uns der 30Grad Marke.
Gleich in der Früh besichtigen wir den Garten des Prinzen, heute sind wir fast ganz alleine (auch kein Prinz zu sehen!) und freuen uns über die grüne Abwechslung inmitten dieser sehr kargen Landschaft.
Shadad, am Rande der Dasht-e Lut ist unser nächstes Ziel, die kommenden Tage sollen der Wüste gehören, aber das ist eine andere Geschichte – eine heiße und windige!!!
Und wie heißt es doch gleich: Wer Pläne macht, der bringt den Lieben Gott zum Lächeln…oder eigentlich Allah….
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