…und meine Sehnsucht stillen…und meinen Traum erfüllen….
Wer erinnert sich nicht daran, als in den 60iger Jahren Lale Andersen von dem Mädchen am Hafen von Piräus trällerte. Die Musik kam aus dem Wurlitzer, mit einem Schilling war man dabei! Spotify und Musik-Streamen waren noch keine Begriffe unserer heilen Musikwelt damals. Bevor sich jetzt jemand Gedanken um meinen Musikgeschmack macht, ich kann beruhigen, auch der hat sich gewandelt. Aber der Ohrwurm sitzt fest im Kopf, wir nehmen jetzt Kurs auf Piräus und haben dafür eine Woche Zeit.
31. August – 7. September 2019
Abfahrt Samstag um 13h, dieser Plan ist ziemlich sportlich ausgelegt, da ich ja bis 12h arbeite. Aber Dank der routinierten Vorbereitungen sitzen wir schon um 12h20 im WoKi. Rekordverdächtig!
Die A10 ist rappelvoll, Hunz und Kunz am Weg in den Urlaub bzw. nach Hause, da nehmen wir doch lieber wieder die Tauernschleuse, nach unseren Erfahrungen im Juni ist das völlig unkolmpiziert.
Wir biegen ab ins Gasteinertal und rollen gemütlich weiter bis Böckstein.
Jetzt mach mal Pause, durchatmen und genießen.
Schön ist es hier inmitten der imposanten Bergwelt der Tauern. Ein Glas Prosecco in der einen Hand, ein Tramezzini in der anderen, so habe ich mir das vorgestellt….aber der Ohrwurm bleibt!
Ein Schiff wird kommen…..wir sind schon am Weg!
Der erste Stop ist in Tarvis, wir kaufen ein paar unverzichtbare Dinge aus Italien ein und stehen wenig später auf unserem bekannten Platz in der Nähe von Resiutta.
Die Sorge, dass er jetzt, am letzten Wochenende im August, voll sein wird ist unbegründet. Ein perfekter Platz am Fluß ist rasch gefunden, wir stehen fast am selben Fleck wie im Juni. Flora kann ihre Leidenschaft für’s Schwimmen ausleben, die glasklare Rèsia hat genügend erfrischendes Wasser dafür.
Eine Familie aus Udine interessiert sich sehr für unser Gefährt und unsere Reisen, wir vertiefen uns gleich in ein spannendes Gespräch über Gott und die Welt. Weil das junge Fräulein Deutsch unterrichtet und der Papa gut englisch spricht geht das prima, denn unsere Italienisch-Kenntnisse sind sehr basic.
Und so beginnt unsere Reise genauso wie wir das mögen. Tolle Nachtplätze und Begegnungen mit den Menschen hier. Jedenfalls hatten wir einen netten und gemütlichen Tagesausklang und schicken viele liebe Grüße nach Udine.
Weiter geht es durch das Kanaltal nach San Daniele, wir kennen zwar den Prosciutto, aber nicht die namensgebende Stadt. Es sind nur 38km, daher sind wir schon am Vormittag auf dem großzügigen SP unterhalb der Stadt, die noch zu schlafen scheint.
Alles wie ausgestorben und es ist schon heiß, seeehr heiß!
Ein einziges Cafe vor dem Dom St. Michele Arcangelo hat schon offen und serviert Cappuccino. Der Prosciutto muss noch warten. Wir drehen eine Runde durch die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten.
Das antike Rathaus mit seinem Bogengang, die Gotikkirche Madonna della Fratta, Chiesa Sant’Antonio Abate, die man auch als „Sixtinische Kapelle des Friaul“ bezeichnet, wg. ihrer beeindruckenden Fresken.
Nun füllt sich der Ort mit Leben.
Der Tipp von unserem Freund Wolfgang ist goldrichtig, hier in dieser Proscuitteria treffen sich die Einheimischen. Wir setzen uns dazu, der Prosciutto ist ein Gedicht, dazu kühler Weißwein, jetzt verstehen wir den Charme von San Daniele etwas besser.
Wir fahren weiter nach Spilimbergo, liegt ja ganz in der Nähe. Auch hier wartet ein stadtnaher SP auf uns. Schattenlos, brütend heiß!
Aus dem Zentrum kommen die Klänge einer ital. Brass-Band, da machen wir uns gleich auf den Weg. Heute wird ein Fest gefeiert, oder tun die Italiener das eh immer???
Fein herausgeputzt sind alle, wie wir es hauptsächlich von den SpanierInnen kennen.
Auf den Plätzen wird vieles feilgeboten was der Mensch nicht braucht, aber es ist hübsch anzusehen. Na gut, die beiden Oldtimer würden wir ja schon gerne haben wollen!
Die Hitze vertreibt uns aus der stimmigen und stimmungsvollen Stadt.
Schade, wir wären gerne länger geblieben.
Die Flora latscht schon etwas ermattet hinter uns her, erst als sie das WoKi erblickt, kommt Freude auf. Ab ins kühle Kisterl.
Wohin jetzt? Eigentlich wollten wir hier ja nächtigen.
Schaffen wir es noch bis zum Meer? Wir sind optimistisch!
Ein SP ist rasch gefunden, dank P4N App.
Zwischen Codevigo und Chioggia gibt es kleine bis kleinste Straßen zum Meer, das sollte gelingen. 200 km sagt das Navi, mautfrei wohlgemerkt. Wir passieren Mestre, zweigen bei Passo della Fogolana ab und fahren besagte Sträßchen bis zu einer Brücke, schmal und alt. Seeehr schmal und seeehr alt!
Eine Breitenbegrenzung gibt 2,30m an, davon steht aber nichts in P4N.
Es gibt Bergrenzungspfosten vor der Brücke, die kann man umfahren und mein Driver tut das auch, ziemlich übermütig!
Meine Einwände werden nicht gehört, meine Sorge gilt eher dem Gewicht bei dem Zustand der Brücke. Mit viel Augenmaß passieren wir sie, aber dann kommen nochmals die Begrenzungspfosten OHNE Umfahrungsmöglichkeit. Geht gar nicht, meine ich schon etwas nervös. Geht schon, sagt der Meister über Lenkrad und Schaltknüppel.
Spiegel einklappen und durch! Ich wachle und dirigiere mit gespieltem Optimismus, hier geht es um Zentimeter. Hat geklappt, wir sind doch ein eingespieltes Team.
Aber die Dose Prosecco muss jetzt her. Ein staubiges Wegerl bringt uns dann zum Strand, der eigentlich keiner ist. Jedenfalls nicht für mich. Lagunenhaft seicht und trüb, um nicht zu sagen dreckig. Trotzdem tümpeln dort Familien mit Kindern umher, unvorstellbar! Nur die Flora darf ins Wasser, sie ist eh nicht zu halten.
Die Moskitos rüsten zum Festmahl, frisches Österreicherblut ist eingetroffen – die Nacht bleibt unvergessen!
Daher hauen wir nach dem Frühstück gleich wieder ab, wir möchten Ravenna besichtigen. Weil uns aber die Nacht noch etwas in den Knochen steckt, suchen wir einen CP in der Nähe und machen mal Pause. Der CP hat den klingenden Namen Ramazotti, aber das ist auch schon alles. Viele Mobilhomes und Dauercamper, der übrige Platz ist sehr locker besetzt. Das Meer ist hier etwas sauberer, aber flache Sandstrände mit Aussicht auf eine Bohrinsel sind halt nicht unser Ding.
Trotzdem bleiben wir und bringen heute die Energie nicht auf, um in die Stadt zu fahren wie wir es geplant hatten.
Am nächsten Morgen ziehen wir Leine. Auf nach Ravenna!
Ein guter P dank P4N um das in der Nähe befindliche Mausoleum des Theoderichs zu besuchen. Es ist halt die Geschichtsträchtigkeit, die einem imponiert, aber nicht das Gebäude ansich. Jedenfalls nicht von innen, es ist leer.
Ein wenig desillusioniert marschieren wir in das Centro Storico, hoffungsvoll. Hier werden wir nicht enttäuscht, jetzt sind wir begeistert. Über die Sehenswürdigkeiten von Ravenna gibt es genug Bücher, damit muss ich jetzt niemanden langweilen, nur soviel, die Mosaike der Kirche San Vitale und das Mausoleum der Galla Placidia lassen uns mit offenem Mund staunen.
So kunstvolle Mosaike haben wir seit dem Iran nicht mehr gesehen.
Ich stelle wiedereinmal fest, wie wohltuend die Darstellungen in den Frühchristlichen Kirchen sind, im Gegensatz zu den, mit Skulpturen und Gemälden von gemarterten und gepeinigten Gläubigen oder Ungläubigen, in den meisten Katholischen Kirchen. Gottesfürchtig im wahrsten Sinne des Wortes, ist wohl die Botschaft, die dort vermittelt werden soll.
Ravenna hat 8 Unesco-Weltkulturerbe, 6 davon haben wir besichtigt und bewundert, die Flora hat tapfer mitgehlaten, jetzt gibt es in einer Piadineria noch die landestypische Speise, ein Piadina, gefüllt mit Priociutto und/oder Käse, ein Glas kühlen Weißwein, das tut Leib und Seele gut. Wenn jetzt das WoKi auch noch unversehrt am P steht ….
Ja, glücklicherweise ist das so, wir machen uns am Weg nach San Marino, mautfrei vorbei an Badeorte mit den klingenden Namen Cesenatico oder Rimini, ohne dass wir etwas Beachtenswertes gesehen hätten. In San Marino gibt es tolle, terrassenförmige NP bei der Seilbahn, die zum Historischen Kern hinauffährt. Dort stellen wir uns hin.
Wolfgang fährt noch hoch mit der Seilbahn, die Flora und ich machen einen entspannenden Spaziergang, von Sightseeing haben wir beide genug für heute.
Am Abend gibt es ein fröhliches halloo halloo mit unseren Nachbarn aus der Gelsenbucht. Tom und Nina sind mit Dachzelt unterwegs und wollen weiter nach Koriska, ein netter Tagesabschluss mit den jungen Leuten. Mit reichlich Wein aber ohne Moskitos in einer kühlen Nacht.
Eigentlich wollen wir hier nur billig tanken, deswegen braucht man allerdings nicht hierher fahren, der Diesel ist nur unwesentlich billiger als in Italien. Aber ich habe mein Pickerl Nr. 26 auf meiner Fahnenstange 😉
Heute geht es endlich auf die Fähre in Ancona. Ein Schiff wird kommen…..aber das dauert halt. Auf Wartezeiten bei Fähren wir gefasst und so ist es auch. Wir warten und warten…
Erstmals haben wir Camping on Board gebucht und jetzt sind wir mal gespannt, wie das funktioniert.
Sehr gut sogar, wenn man davon absieht, dass wir gerade noch unter Deck stehen und nicht im zugigen Freien, weshalb es hier den nächsten nächtlichen Hot-Spot gibt. Wir haben nette Nachbarn mit viel Platz rundherum, sie spenden das erste Mythos und so vergeht der Tag in guter Stimmung.
Und die Nacht? Heiß, seeehr heiß! Noch dazu mit dem Ohrwurm, der sich festgesetzt hat. Ich bin ein Mädchen aus Piräus….sie singt die ganze Nacht ;-(
Das Ausschiffen geht rasch wie immer in Igoumenitsa, noch einkaufen, denn ohne Retsina geht gar nichts hier in GR.
Unser Frühstücksplatz ist kaum zu toppen, der Strand und das Meer auch nicht.
Endlich im glasklaren Wasser schwimmen, das ist für uns Griechenland wie wir es kennen und mögen. Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Schwimmrunde fahren wir weiter, wir wollen in den Süden, in 2 Tagen müssen wir in Piräus sein.
Auf schmaler, weißer Straße geht es immer der Küste entlang, mit schönen Ausblicken zu Buchten, Stränden und durch hübsche Dörfer. Der Straßenbelag erinnert uns eher an Albanien, den Griechen fehlt offensichtlich das Geld dafür.
Nach 277km sind wir dann sehr froh, als wir an dem sehr schön gelegenen SP in Kato Vasiliti ankommen. Der Tipp unserer Kufsteiner Freunde war perfekt, hier, am Ende der Welt türmt sich eine hohe Felswand aus dem Meer und davor gibt es ein fast ebenes Wiesenfleckerl.
Eine tolle Morgenstimmung, die unser Langschläfer leider verpasst 😉
Im ersten Moment sind wir ein wenig baff, es stehen nämlich schon einige Autos hier, auch viele Einheimische zum Baden. Natürlich findet sich auch für uns das passende Plätzchen.
Die Badebucht lässt keine Wünsche offen, auch für die Flora ist es paradiesisch hier. Sie braucht weder Halsband noch Leine, schwimmt mit uns weit hinaus, ja, sie ist diesbezüglich sehr mutig geworden.
Daher vertrödeln wir den nächsten Tag auch noch an diesem schönen Platz. Wir haben ja Zeit.
Die Brücke nach Patras ist vom SP aus zu sehen.
Am Samstag starten wir rechtzeitig Ri. Osten. Wir bleiben auf der nordgriechischen Seite, die Info unserer Freunde Lisi und Martin, die auf dem Weg in den Iran sind (ihre Website https://www.stonestours.at/ ) hat uns vorgewarnt. Die Autobahn Patras – Athen kostet „Lawine“
Unsere Route ist sehr schön und abwechslungsreich, immer wieder kleine Buchten, die auch schöne SP bieten.
Wir fahren an Delfi vorbei, die Ausgrabungen kennen wir schon. Ganz in der Nähe gibt es noch ein Weltkulturerbe M. Osios Loukas, das Kloster des seligen Lukas. Davon haben wir noch nie was gehört, also fahren wir hin, liegt ja fast am Weg und unser Schiff geht erst um 21h.
Ich lese, dass der Lukas zuerst als Einsiedler hier lebte (verfolgt von den Slawen und Sarazenen) und prophetische Gaben besessen hat. Er hat bereits 941 die Rückeroberung Kretas vorausgesagt, die 20 Jahre nach seinem Tod tatsächlich eingetreten ist. Daraufhin sind viele Pilger hierhergezogen, aber das ist Geschichte bzw. sind Legenden.
Jedenfalls fühlen wir uns davon angesprochen, schließlich wollen wir auch Kreta erobern. Halt friedlich!
Das Kloster liegt mitten im Nirvana, sehr idyllisch und beeindruckt uns im gesamten Erscheinungsbild. Allerdings werden auch busweise die Touristen aus dem asiatisch Raum hierhergekarrt, vielleicht ist die Nähe zu Delfi der Grund. Die übliche Selfie-Wut lässt Ehrfurcht vermissen und das finden wir höchst despektierlich.
Weiter geht es Ri. Athen…
…denn ich bin ein Mädchen aus Priäus….schon ein wenig in die Jahre gekommen, wie das Lied selbt. Jetzt ist aber Schluss mit dem Ohrwurm!
Das Schiff ist gekommen 😉
Jassoú aus Kreta!
2 Kommentare
Gerhard Plomitzer
17. September 2019 at 17:12Danke für die Erinnerungen an frühere Reisen.
Lisi und Martin
10. September 2019 at 7:59Das klingt ja schon mal fantastisch- Kultur, gutes Essen und
Weiter so!
LG vom Vansee
Lisi und Martin